Unternehmertreffen mit Bischof Genn

, Bistum Münster

Geld braucht Vertrauen. Darüber herrschte Einigkeit beim Unternehmertreffen mit Bischof Dr. Felix Genn am 13. September. Die mehr als 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutierten in der Akademie Franz Hitze Haus über die Herausforderungen durch Kryptowährungen und den digitalen Euro. Das Unternehmertreffen des Bistums Münster stand unter dem Titel „Bitcoin – die neue Welt des Geldes?“. 

Bischof Genn beim Unternehmertreffen in der Akademie Franz Hitze Haus.

© Bistum Münster

Der Referent des Abends, Prof. Dr. Wim Kösters vom Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Ruhr-Universität Bochum, stellte die Frage nach der Zukunft des Geldes. „Es kommt auf das Vertrauen an und ob es den Kryptowährungen gelingt, das Geldwesen zu revolutionieren und mit technischen Mitteln Vertrauen in ihre Werthaltigkeit zu schaffen“, stellte er fest, nachdem er einen Überblick über die Bedeutung und Nachfrage von Geld gegeben hatte. Kryptowährungen seien vor allem durch ein Misstrauen in das gegenwärtige System entstanden, sagte Kösters und führte Beispiele für einen Missbrauch der Geldpolitik an, wie die Kriegsfinanzierung über die Notenpresse oder die internationale Finanzkrise im Jahr 2008, die auch durch Fehler der Banken und Aufsichtsbehörden entstanden sei.

Der Finanzexperte beobachtet derzeit einen Währungswettbewerb durch Kryptowährungen, das heißt durch von Staaten, Zentralbanken und Banken unabhängige Währungen, von denen es mittlerweile mehr als 10.000 gibt. Vertrauen wollen diese durch ein von allen Nutzern gemeinsam verwaltetes sogenanntes Hauptbuch schaffen, in dem die gesamte Transaktions-historie in einer Datei fortlaufend erfasst wird – von der Erstausgabe bis zum neuesten Stand beim letzten Nutzer. 

Aus Sicht von Kösters ist der Bitcoin, die bekannteste Kryptowährung, wenig alltagstauglich. Zwar gilt die Währung durch seine Verschlüsselungstechnik als sicher vor Fälschung und Betrug, dafür ist sie im Darknet besonders beliebt, weil viele der Zahlungen anonymisiert durchgeführt werden können. „Der Anspruch, mit dem Bitcoin ein neues praktisches digitales Zahlungsmittel außerhalb von Zentralbanken und Banken zu schaffen, kann derzeit nicht erfüllt werden“, betonte Kösters. Das liege auch an dem hohen Stromverbrauch, der Studien zufolge mit dem für die gesamte Niederlande vergleichbar sei, dem großen Speicherplatz und den hohen Transaktionskosten.

Zu ähnlichen Einschätzungen kamen die Vertreter der Banken bei der anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Dr. Martin Dabrowski. Der Bitcoin-Kurs sei zu stark von Schwankungen betroffen und eine Anlage daher riskant, erklärte Frank Knura von der Sparkasse Münsterland Ost. Auch die DKM Darlehnskasse Münster, die von Vorstandsmitglied Gerrit Abelmann vertreten wurde, lehnt Bitcoin als Anlageklasse ab. „Der Energieverbrauch ist 1200 mal höher als bei jeder Banktransaktion, deshalb kommt dies schon aus Gründen der Nachhaltigkeit für uns derzeit nicht in Frage“, betonte Abelmann. Potenzial sehen die Bankenvertreter aber in der sogenannten Blockchain-Technologie, die hinter vielen Kryptowährungen steckt. Mit großen Schritten ziehe diese in die Finanzwelt ein und werde möglicherweise künftig bargeldlose oder grenzüberschreitende Zahlungen erleichtern. 

Diskutiert wurde außerdem über den digitalen Euro, von dem sich Knura überzeugte zeigte, dass er in einigen Jahren eingeführt werde. „Wir reden nicht über Transaktionen im gewerblichen Bereich, sondern über klassische Bargeldtransaktionen“, verdeutlichte der Sparkassen-Mitarbeiter, dass der digitale Euro eine digitale Alternative zum Bargeld darstellen würde. Die Europäische Zentralbank prüft in den kommenden zwei Jahren, wie eine digitale Währung gestaltet und verteilt werden kann. Ob ein digitaler Euro eingeführt wird, soll je-doch später entschieden werden.

Bildunterschrift: Mit der Zukunft des Geldes beschäftigten sich beim Unternehmertreffen (von links) Antonius Kerkhoff (Direktor der Akademie), Gerrit Abelmann (Vorstandsmitglied DKM Darlehnskasse Münster eG), Frank Knura (Geschäftsbereichsleiter Firmenkunden Münster, Sparkasse Münsterland Ost), Prof. Dr. Wim Kösters (RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, Ruhr-Universität Bochum), Bischof Dr. Felix Genn und Dr. Martin Dabrowski (Akademie Franz Hitze Haus).

Ann-Christin Ladermann

Prof. Dr. Wim Kösters vom Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Ruhr-Universität Bochum

Prof. Dr. Wim Kösters vom Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Ruhr-Universität Bochum

© Bistum Münster