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Versöhnung und Dialog sind Wege zum Frieden

, Kreisdekanat Recklinghausen

Bischof Dr. Felix Genn, Felicitas Weileder und Anne Reidt waren gestern (6. Februar) zu Gast in der Halterner St.-Sixtus-Kirche. Beim letzten Abend der Gesprächsreihe „Chorgestühl“ suchten sie gemeinsam mit Moderatorin Andrea Benstein, Leiterin des WDR-Studios Münster, den „Frieden in der Welt“. Mit den Gesprächsabenden, die unterschiedliche Facetten des Friedens beleuchteten, möchte das Bistum Münster die Menschen in der Region auf den diesjährigen Katholikentag in der Domstadt einstimmen, der unter dem Motto „Suche Frieden“ steht.

Rund 180 Gäste verfolgten einen spannenden Talk dreier auf den ersten Blick unterschiedlicher Menschen, die aus verschiedenen Perspektiven den Frieden in den Blick nahmen: als Geistlicher, als Menschenrechtsaktivistin und als Journalistin. Doch im Verlauf des einstündigen Gesprächs gab es viele Gemeinsamkeiten. Einig waren sie, dass Versöhnung, Toleranz und Dialog Wege zum Frieden darstellten. Diese begännen nicht nur in der großen Politik, sondern vor der eigenen Haustür. Egoismus sei ebenso ein großer Bremser für die Versöhnung wie ein fehlender innerer Friede. 

Der münstersche Bischof Dr. Felix Genn, 1950 geboren, ist geprägt durch die Erzählungen der Menschen, die den zweiten Weltkrieg erlebt hatten. „Viel habe ich von ihnen gehört. Ihre Erfahrungen haben mich bewegt und sich in mein Herz geschrieben. Es darf keinen Krieg mehr geben“, sagte er gleich zu Beginn. Als einen guten Weg sehe er die Versöhnungsarbeit, für die er sich bereits während seiner Zeit in Trier eingesetzt habe. „Zudem sehe ich bei religiös motivierten Konflikten keinen anderen Weg als den des Dialogs“, betonte Genn. „Auch sollten wir die Anliegen mit in unser Gebet hineinnehmen“, fügte er hinzu. 

Den Weg der Versöhnung und des Engagements geht auch die 25-jährige Felicitas Weileder. Seit ihrem 13. Lebensjahr engagiert sie sich in der deutschen Sektion von Amnesty International, inzwischen als stellvertretende Vorstandssprecherin. „Ich bin in Kaufbeuren aufgewachsen, einem idyllischen Ort im Allgäu. Aber auch einem Ort, an dem Menschen von den Nationalsozialisten getötet wurden, weil sie psychisch und physisch beeinträchtigt waren“, berichtete sie. So etwas solle nie wieder geschehen. Diese Vergangenheit sei für sie ein Grund gewesen, sich auch bei der Aktion Sühnezeichen zu engagieren und einen einjährigen Versöhnungsdienst im englischen Coventry zu leisten. 

Anne Reidt, Jahrgang 1967, leitete von 2009 bis 2017 das heute-Journal beim ZDF und verantwortet seit fast einem Jahr die Hauptredaktion Kultur. Als Redakteurin beschäftigte sie sich beruflich viel mit den Kriegen in der Welt. Zwei Drittel der Nachrichten nähmen die Konflikte in den Fokus. „Das negativ Abweichende ist immer mehr eine Nachricht als das Positive. Das ist im Journalismus ebenso wie im persönlichen Bereich“, hielt sie fest. Die positiven Aspekte würden manchmal vergessen. „So wie der Einsatz beispielsweise dieser Gemeinde für Flüchtlinge“, nannte sie ein Beispiel und zeigte auf die Ausstellung „Schau mich an – Gesicht einer Flucht“ des Asylkreises Haltern, die in der Kirche aufgebaut war.

Neben den bekannten Kriegsschauplätzen wie Syrien, Irak oder Afghanistan, in denen ein Staat gegen einen anderen kämpfe oder der Konflikt religiös motiviert sei, gäbe es aber auch viele Kriege, die von Personen und Gesellschaften geführt würden, um sich wirtschaftlich zu bereichern. „Wie in Amazonien oder Mexiko. Auch diese Richtung müssen wir im Blick halten“, nannte Genn Beispiele. Reidt machte auf vergessene Kriege wie auf dem afrikanischen Kontinent aufmerksam. „Es gibt Erfolgsgeschichten, aber auch noch viele blinde Flecke. Der Zustand in vielen afrikanischen Ländern ist desolat“, informierte die Journalistin. Daher sei es gut, dass Amnesty International immer wieder Politiker an ihre Verantwortung erinnere. „Das gilt für die gesamte politische Lage. Aber wir können ebenso als Einzelbürger auch unsere Stimme erheben“, sagte Weileder. Grundlage für den Frieden sei die Einhaltung der Menschenrechte. „Werden sie verletzt, wird es keinen nachhaltigen Frieden geben“, fügte sie hinzu. 

Michaela Kiepe