Voller St.-Paulus-Dom bei „Nacht der Lichter“ im Stile von Taizé

Flackernde Lichter durchbrechen die Dunkelheit, zurückhaltende einprägsame, wiederkehrende Gesänge die Stille. Überall Menschen, die sitzen, knien.

Es sind weit über tausend. Und dennoch ist es still. Das Geburtstagskind und seine Gäste kommen zur Ruhe.

Denn im Inneren des St.-Paulus-Doms, dessen 750-jähriges Weihejubiläum an diesem Wochenende gefeiert wird, findet am heutigen Samstagabend (27. September 2014) eine Nacht der Lichter im Stil von Taizé statt. Während draußen die Dämmerung langsam in die Nacht übergeht und der Jubiläumstrubel fast unverringert weiterläuft, erleben die Jubiläumsbesucher hier Gegenteiliges.

Eine solche Nacht der Lichter meint mit meditativen Gesängen kombinierte Gebetsabende, wie sie im Herbst und Winter in vielen Gemeinden stattfinden. Sie sollen jeweils auf die Europäischen Jugendtreffen zum Jahreswechsel einstimmen – das nächste findet in Prag statt – sowie auf die wöchentlichen Jugendtreffen in Taizé selbst. Der Name verweist auf die samstägliche Lichterfeier in Taizé zur Feier der Auferstehung Jesu Christi.

In der Münsteraner Jugendkirche effata! gehören solche Lichter-Nächte fest zum Programm. "Da der Dom während des Jubiläums aber bankfrei sein wird, haben wir uns überlegt, die Nacht der Lichter mal in einem größeren Rahmen auszurichten", erklärt für die Organisatoren Pfarrer Matthäus Niesmann, Spiritual am Institut für Diakonat und Pastorale Dienste im Bistum Münster. Er ergänzt: "Zugleich wollten wir damit ein starkes ökumenisches Signal setzen, schließlich ist Taizé eine ausgesprochen ökumenische Bewegung." Dabei sei man sich bewusst, dass es viele Taizé-Gruppen gerade in Münster gebe. "Ihnen und allen Interessierten möchten wir ein schönes und spirituelles Erlebnis bieten", sagt Nieswand.

Das scheint zu gelingen, der Dom ist voll. Zehn Minuten vor Beginn der Veranstaltung müssen aus Sicherheitsgründen die Türen geschlossen werden, für mehr Menschen ist kein Platz mehr. Und doch wird es, wenn auch erst allmählich, still.

Das Besondere: Mit Frère Timothée und Frère Ruven sind es zwei Brüder aus der Communauté in Taizé, die die Nacht der Lichter gestalten. Sie begrüßt Bischof Dr. Felix Genn besonders. "Sie verwirklichen einen Teil des Paradieses als Zeichen einer starken Christenheit", sagt er mit Blick auf das Jubiläumsmotto "Willkommen im Paradies" und drückt seine "tiefe Verbundenheit mit ihrer Gemeinschaft, die die Ökumene in sich trägt", aus. Herzlich freut sich der Bischof über das volle Gotteshaus. Dann wünscht er sich, "dass wir uns hier gemeinsam im Gebet finden für die Situation in der Welt, in Gaza, in der Ukraine, im Irak, in Syrien, in Kashmir und in den von Ebola betroffenen Ländern."

Die Menschen beten, für sich und andere. Sie singen die ruhigen, eingängigen Melodien von Taizé, auf deutsch, französisch und lateinisch. Sie werden komplett ruhig, schweigen, für ganze sieben Minuten. Sie entzünden Kerzen, sodass nach und nach der gesamte Innenraum erleuchtet wird. Auch in den Gewölben stehen Kerzen, die Säulen sind von unten angestrahlt.

Viele der Anwesenden scheinen zu erfahren, was Pfarrer Niesmann erklärt: "In der Einfachheit von Liturgie und Gesang wird die Gegenwart des Heiligen Geistes spürbar, so kann man zur Ruhe kommen, ins Gebet kommen." Die Besucher erlebten, dass sich "auch die Zeiten der Stille wie von selbst füllen. Gerade im Dom ist das ein tiefes spirituelles Erlebnis." Das muss wohl stimmen: Anders würde es kaum gelingen, einen riesigen Dom voller Menschen zwei Stunden lang zu Stille und Andacht zu motivieren.

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Text: Bischöfliche Pressestelle
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