Wallfahrt der katholischen Gemeinden anderer Muttersprache nach Rom

"Eine Wallfahrt nach Rom im Heiligen Jahr verspricht Stärkung": Diese Worte hat Münsters Bischof Dr. Felix Genn über die Rom-Wallfahrt von fünf Gemeinden anderer Muttersprache aus dem Bistum Münster gestellt.

An der Diözesanwallfahrt, die vom 8. bis 12. Mai dauerte, nahmen außerdem Mitglieder deutscher Gemeinden in Rom teil. Einen Höhepunkt des Programms bildete am 11. Mai die gemeinsame Feier der Heiligen Messe mit dem Bischof in der Cappella del Cora in der Lateranbasilika. Rund 40 Gläubige waren dabei.

Von ihrem Besuch in der Ewigen Stadt hatten sich viele von ihnen vor allem eines erhofft: ein wenig jener Heiligkeit zu erhaschen, die den Lärm und Trubel Roms überdeckt – wenn man sich darauf einlässt. "Ich habe nie lange darüber nachgedacht, ob ich an der Wallfahrt teilnehme, es war eher spontan", sagte Leszek Sitko, "was ich hier will? Gott wird es wissen." Jeder gläubige Christ wolle einmal nach Rom.
Viele Gottesdienste hat die Gruppe aus Münster besucht, viele Straßen und Gassen abgeklappert, viel gesehen: den Petersdom, die Vatikanischen Museen, das Kolosseum. "Irgendwann will man aber nicht mehr gucken und schauen, sondern einfach in sich gehen", bestätigte Leszek. Er könne das am besten im Gottesdienst.

Die Cappella del Coro befindet sich in der antiken Päpstlichen Erzbasilika San Giovanni in Laterano. Sie ist die Bischofskirche von Rom und eine der vier Papstbasiliken. Um zur Kapelle zu gelangen, muss man an Betenden vorbei, an staunenden Besuchern und fotografierenden Touristen. Die prachtvollen Mosaiken, Gemälde und sieben Meter hohe Kolossalfiguren beeindrucken. Eine Besonderheit: Im Tabernakel von Giovanni di Stefano über dem Papstaltar befinden sich die in Silberbüsten gefassten Reliquien von Petrus und Paulus. Der Überlieferung nach sollen bereits die ersten Päpste von Petrus an Messen in der Basilika gefeiert haben.

Das tat auch Bischof Genn. "Das Heilige Jahr der Barmherzigkeit", begann er seine Predigt, "ist eine Einladung an uns, zu hoffen, wo es keine Hoffnung gibt, und zu geben, wo scheinbar nichts mehr da ist." Der Bischof, "der immer von Herzen lächelt", wie es eine Pilgerin umschrieb, erzählte: "Einmal begegnete ich einem Menschen, der sehr viel Leid erfahren hatte. Er war überzeugt: Es gibt kein Erbarmen. Gott hat mich vergessen."

Solche Gedanken seien niemandem fremd, im privaten Leben, in Anbetracht der Krisen in Europa und der Kriege in der Welt. Trotzdem solle und dürfe man hoffen. "Das Jahr der Barmherzigkeit ist eine Einladung", erklärte Genn, "in diesem Jahr dürfen wir das Gegenteil von dem erfahren, was jener traurige Mann formulierte: Es gibt Erbarmen!"

Sanft und ernst zugleich forderte der Bischof die Gläubigen auf, barmherzig zu sein wie der Vater selbst. Dass dies nicht immer einfach sei, wisse er: "Wer wie ich auf dem Dorf aufgewachsen ist, wird das vielleicht kennen: Schon als Kind wusste man, wen man zu grüßen hatte und wen nicht. Manche Streitigkeiten bleiben über Generationen bestehen." Deshalb ermutigte der Bischof seine Zuhörer: "Reißt die Mauern nieder und seid barmherzig wie der Herr!"

Mauern, von denen es heute zu viele geben, zwischen Ländern, Kulturen oder sogar innerhalb von Familien. Doch Barmherzigkeit schließe niemanden aus, betonte Genn: "Wir alle sind Kinder Gottes." Auch deshalb lud er die Mitglieder der Gruppe, die aus Polen, Kroatien, Spanien, Portugal, Italien, Telgte und Münster stammten, zum Gebet in ihrer Muttersprache ein.

"Es macht nichts, dass wir aus verschiedenen Ländern kommen", sagte Barbara Mengerinhausen. "Ich komme aus Polen, und er kommt aus Deutschland", lächelte sie mit Blick auf ihren Sitznachbarn, "aber der Glaube macht uns zu Geschwistern."

Neben der Heiligen Messe mit dem Bischof waren das Angelusgebet und die Generalaudienz mit Papst Franziskus, der Gang durch die Heilige Pforte des Petersdomes und die Besichtigung der Basilika Höhepunkte der Wallfahrt. Außerdem feierten Pfarrer Marian Wagner aus der Polnischen Mission Münster und Pfarrer Alejandro Serrano aus der Spanischsprachigen Mission Münster eine Heilige Messe am Grab des Heiligen Papst Johannes XXIII.

Bildunterschrift: Als "Geschwister im Glauben" feierten die Wallfahrer und Bischof Dr. Felix Genn eine Heilige Messe in der Cappella del Cora in der Lateranbasilika.

Text: Bischöfliche Pressestelle / 13.05.16
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de
Foto: Martha Klawitter.