Warendorferin Marie-Theres Kastner leitet Gespräch beim Katholikentag

, Kreisdekanat Warendorf

„Katholische Schulen sind nach wie vor beliebt“, weiß Marie-Theres Kastner, Bundesvorsitzende der katholischen Elternschaft Deutschlands. Bei der jüngsten Anmeldephase im Frühjahr konnten oftmals nicht alle Anmeldungen berücksichtigt werden, schaut die Warendorferin auf die Zahlen. Welche Bedeutung hat das katholische Schulwesen für Eltern, Kirche und Gesellschaft? Diese und weitere Fragen finden Platz beim Katholikentag in Stuttgart, der am 25. Mai beginnt. Marie-Theres Kastner wird ebenfalls vor Ort sein und ein Gespräch zum Thema „Schulen und Kitas in kirchlicher Trägerschaft. Pastoraler Auftrag in einer pluralen Gesellschaft“ leiten. Zu Gast sein werden Mark Meinhard, Leitender Direktor der Wilhelm-Löhe-Gesamtschule aus Nürnberg, und der Jesuitenpater Klaus Mertes, Bundespräses der Verbandes und langjähriger Schulleiter des Canisius-Kollegs in Berlin sowie des internationalen Jesuitenkollegs in St. Blasien.

Marie-Theres Kastner aus Warendorf leitet ein Gespräch beim Katholikentag in Stuttgart.

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Es sind nicht nur Leistung und Noten, auf die es in katholischen Schulen ankommt, nennt Marie-Theres Kastner ein Qualitätskriterium: „Es geht darum, dass Kinder und Jugendliche mit ihren Fähigkeiten gesehen werden und dass jedes Kind mit seinen Gaben und Talenten gefördert wird. Das gelingt mal mehr, mal weniger, aber es ist der Anspruch, den wir uns selbst auferlegt haben.“ Grundlage sei das christliche Menschenbild, nach dem jeder Mensch als „Geschöpf Gottes“ angesehen werde. „Die Schülerinnen und Schüler sollen sich zu selbstkritischen Persönlichkeiten entwickeln, die sich für eine Gesellschaft engagieren, die von einer Kultur der christlichen Nächstenliebe geprägt ist“, betont die Warendorferin. 

Eine Frage, die sich auf jeden Fall mit den Referenten diskutieren möchte, ist ein sich immer stärker auftuender scheinbarer Widerspruch: „Auf der einen Seite kehren immer mehr Eltern der katholischen Kirche den Rücken, auf der anderen Seite möchten sie ihr Kind gerne an einer katholischen Schule unterbringen. Wie passt das zusammen?“, ist die Bundesvorsitzende gespannt auf die Antworten. Für Kastner gehört die Frage des Trägers, ob sich die Eltern kirchlich gebunden fühlen, dazu: „In den Schulen denken die Kinder und Jugendlichen über die Transzendenz des Lebens nach und darüber, was Glauben bedeutet. Diese Fragen werden an öffentlichen Schulen seltener diskutiert.“ 

Aufräumen möchte Marie-Theres Kastner mit dem Vorurteil, dass katholische Schulen sich nur an die Kinder reicher und insgesamt besser situierter Eltern richten. „Unsere Schulen haben keinen selektiven Auftrag“, erklärt sie und erinnert an die Entstehung katholischer Schulen. „Priesterbildungsstätten waren die ersten katholischen Schulen, daran schloss sich das große Engagement der Orden für Schulen, an, die damit jungen Mädchen vom Lande, die schlechte Chancen auf ein gutes Leben hatten, Bildung ermöglichen wollten“, erklärt Kastner. 

Aus Sicht der Warendorferin ist es heute notwendiger denn je, dass sich die katholische Kirche zu ihren Kindertageseinrichtungen und Schulen bekennt – und sie ist dankbar, dass Münsters Bischof Dr. Felix Genn die Bistumseinrichtungen stärkt. „Im Hamburger Kampf habe ich einmal gesagt: Wer heute katholische Kindertagesstätten und Schulen schließt, predigt morgen vor leeren Kirchenbänken“, bezieht sich Marie-Theres Kastner auf eine Entscheidung des Erzbistums Hamburg. Dieses hatte Anfang 2018 angekündigt, wegen seiner prekären Finanzlage bis zu acht seiner 21 Schulen zu schließen. Nach Protesten und der Zusage von Sponsorengeldern wurde entschieden, nur sechs Standorte aufzugeben. „Es ist vor allem der soziale Bereich – Kitas, Schulen und Krankenhäuser – der für ein positives Image der katholischen Kirche sorgt“, ist Kastner überzeugt. 

Das von Marie-Theres Kastner geleitete Gespräch beim Katholikentag in Stuttgart findet am Donnerstag, 26. Mai, von 16.30 bis 18 Uhr im Theatersaal der evangelischen Jugend Stuttgart (Fritz-Elsas-Straße 44) statt. 

Ann-Christin Ladermann