Weihbischof Lohmann: „Viele Themen in den Städten treiben uns alle um“

, Kreisdekanat Wesel

Er möchte über den Tellerrand hinausblicken und mit den Menschen auch außerhalb der Kirchenmauern ins Gespräch kommen – das ist Weihbischof Rolf Lohmann, Regionalbischof für den Niederrhein und den Kreis Recklinghausen, ein Anliegen, das er immer wieder betont. Eine Möglichkeit dazu bieten die sogenannten Visitationen. Das sind Besuche in den Pfarreien, bei denen der Bischof kirchenrechtlichen Verpflichtungen wie etwa der Prüfung der Kirchenbücher nachkommt, bei denen er aber auch viele Gespräche führt.

Auf dem Programm stand für Pfarrer Herbert Werth (links) und Weihbischof Rolf Lohmann auch ein Besuch in Kamp-Lintfort.

© Bistum Münster

In den vergangenen Wochen hat Weihbischof Lohmann die Pfarreien im Dekanat Moers, zu dem neben Moers selbst auch Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn gehören, besucht. Rückblickend ist ihm vor allem ein Eindruck wichtig: „Ich habe erlebt, dass es überall eine hervorragende Arbeit durch ehrenamtlich tätige Frauen und Männer gibt. Bei allen Krisen und Problemen, die wir haben und die auch nicht kleinzureden sind, ist es doch eine große Freude und Ermutigung, dieses Engagement zu sehen.“ In allen Pfarreien sei es ein Thema gewesen, dass immer weniger hauptamtliches Personal zur Verfügung stehe, insbesondere mit Blick auf Seelsorgerinnen und Seelsorger. „Wir werden“, betonte Lohmann, „in Zukunft noch mehr Menschen brauchen, die das Wort Gottes verkünden, die andere Menschen besuchen und die Leitungsaufgaben in ihren Pfarreien übernehmen.“ Das müsse ehrlich angesprochen werden – und es gelte, die Menschen, die sich engagieren wollen, für ihren Dienst zu befähigen und ihnen den Dienst zuzutrauen.

Bei den Treffen mit den Bürgermeistern habe er gemerkt: „Die Flüchtlingskrise und mit ihr die Not, an Wohnraum zu kommen, ist ein großes Thema. Die Kommunen kommen an ihre Grenzen. Wichtig ist das Engagement vieler Verbände und Gruppen, zu denen auch die Kirche gehört.“ Unabhängig von der Krise hält Lohmann die Treffen mit Politikerinnen und Politikern in den einzelnen Städten für wichtig: „Selbstverständlich gibt es die Trennung von Kirche und Staat, das ändert aber nichts daran, dass wir an vielen Stellen zusammenarbeiten, bei Kitas und Angeboten des offenen Ganztags zum Beispiel. Einige Angebote werden gemeinsam finanziert und wir alle haben den Auftrag, die Menschen zu unterstützen, die unsere Angebote wahrnehmen.“ Das gelte ebenso für das gute ökumenische Zusammenleben vor Ort, über das der Weihbischof mit dem protestantischen Superintendenten Wolfram Syben ins Gespräch gekommen war. Dankbar zeigte er sich für die Möglichkeit, einige Firmen in den jeweiligen Städten besichtigt zu haben. „Im Gespräch mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern habe ich viel über Motivation und Leidenschaft für den Beruf gelernt“, sagte Lohmann.

Herbert Werth, Pfarrer in Moers und Dechant für das Dekanat Moers, hat den Weihbischof während der Visitationen begleitet. „Bei vielen Besuchen von Einrichtungen und bei den Treffen mit den Menschen in der Region ist deutlich geworden, in welchem Spannungsfeld sie zum Teil leben“, sagte er. Zudem sei es wichtig, die vielen engagierten Frauen und Männer in ihrem Handeln zu unterstützen. „Es gibt zum Beispiel eine große Bereitschaft, sich in der Leitung von Wort-Gottes-Feiern ausbilden zu lassen. Es ist gut, dass der Weihbischof diesen Weg, den wir vor Ort gehen, unterstützt. Das motiviert die Menschen“, sagte Werth.

Christian Breuer