Weltreise auf dem Fahrrad beginnt mit Etappe zum Weltjugendtag
Wenn er morgens aufwacht und in die Küche geht, dann kommen ihm in der jüngsten Zeit doch manchmal Zweifel. Bett, Backofen, Waschmaschine, Fernseher – auf all das wird Tobias Bausch in den kommenden Monaten, vielleicht sogar Jahren, verzichten müssen.
Er wird im Zelt leben, auf einer Isomatte schlafen, mit dem Campingkocher warmes Essen zubereiten. Und sich jeden Tag aufs Neue auf sein Fahrrad schwingen, um sein großes Ziel zu erreichen: Australien.
Es war, gibt Bausch lachend zu, zunächst ein Scherz. 2008, beim Weltjugendtag in Sydney, war er so begeistert von dem Gastgeberland Australien, dass er es unbedingt wiedersehen wollte. "Ich habe allerdings Flugangst, und diese weite Strecke im Flugzeug, das war schon sehr schlimm für mich." Also habe er gesagt, dass er das nächste Mal einfach mit dem Fahrrad komme. Seitdem sind acht Jahre vergangen. In denen ist die fixe Idee zunächst zu einem Plan gereift, dann zur tatsächlichen Vorbereitung. Bausch hat ein Fahrrad, das speziell für ihn angefertigt wurde. Auf seinem Küchentisch liegen Landkarten aus verschiedenen Ländern, er kennt Fährverbindungen, Visabestimmungen. Die Impfungen sind komplett. Am kommenden Sonntag, 26. Juni, geht das große Abenteuer los.
Das erste größere Etappenziel des Kamp-Lintforters ist, wie könnte es anders sein, der Weltjugendtag im polnischen Krakau, der am 26. Juli beginnt. Auf dem Weg dorthin will der 25-Jährige direkt noch Familie und Verwandte besuchen, die mehr oder minder an der Strecke wohnen, Dresden steht auf seinem Plan, vielleicht auch Prag, in jedem Fall Auschwitz. "Ich möchte Orte sehen, die mich interessieren. Das ist ja ein großer Unterschied zum Flugzeug: Da fliegt man einfach über die Erde ohne die Gelegenheit zu haben, einfach stehen zu bleiben, die Orte kennenzulernen, über die man hinwegfliegt oder mit den Menschen, die dort leben, ins Gespräch zu kommen." Überhaupt sind es Begegnungen mit anderen Menschen, die Bausch faszinieren. Daher kommt auch seine Begeisterung für Weltjugendtage – neben Sydney war er auch in Madrid und in Rio: "Dieses Flair ist einfach unglaublich. Dort sind so viele Menschen, die in Frieden zusammenkommen, ohne Vorurteile, man lernt einfach neue Leute aus der ganzen Welt kennen."
Vielleicht, so hofft er, sind darunter auch Menschen, denen er auf seiner weiteren Fahrt wieder begegnen wird. Wenn er durch Österreich, Italien und Kroatien Richtung Athen radelt, wo er im Herbst die letzte Fähre Richtung Türkei nehmen möchte. Wenn es dann weiter in Richtung Kasachstan geht, bis zur chinesischen Grenze. "Bis dahin steht meine grobe Route", sagt Bausch, "da werde ich dann entscheiden, wie es weitergeht." Ideal wäre für ihn, nach Indonesien weiterzukommen, bis er schließlich nur noch eine Flugstunde von Australien entfernt ist. Er lacht: "Den Flug werde ich dann schon schaffen." Wie lange er dazu braucht, weiß der 25-Jährige noch nicht. Bis zu zwei Jahre könne das dauern. Bis dahin muss das Geld reichen, das er sich angespart hat – wenngleich eine eiserne Reserve immer auf dem Konto ist, um jederzeit einen Rückflug zu ermöglichen.
Bausch hat die Unesco-Schule in Kamp-Lintfort besucht, sich danach zum Industriekaufmann ausbilden lassen. "Mein Arbeitsvertrag lief gerade aus. Bevor ich einen neuen Vertrag unterschrieben habe, dachte ich: ,Jetzt oder nie‘ – daher setze ich meinen Plan nun in die Tat um." Weite Strecken zu fahren ist er gewohnt, Tagesausflüge mit dem Rad an die Nordsee oder nach Amsterdam sind für ihn nicht ungewöhnlich, auch von Polen aus quer durch Russland ist er schon gefahren. Während seiner Fahrt hofft er auf viele Unterstützer. "Meine Kleidung hat mir zum Beispiel das Geschäft Sportpalast aus Kamp-Lintfort gestellt, aber ich freue mich auch über Kommentare und Zuspruch auf meinem Blog oder meiner Facebookseite", sagt Bausch. Und nicht zuletzt fühlt er sich vom Glauben an Gott getragen. Abfahren wird er während einer Feier seiner Heimatgemeinde, in der er als Messdiener und im Vorstand des Pfarreirates aktiv ist. "Während der Fahrt werde ich mich als Pilger zu erkennen geben", sagt Bausch – und hofft, dass sich so in der einen oder anderen Gemeinde Türen öffnen werden. Für eine Nacht in einem richtigen Bett, vielleicht sogar mit dem Zugang zu einer Waschmaschine.
Wer die Fahrt von Tobias Bausch im Internet verfolgen will, findet auf der Seite www.radelman.de einen Blog, den der Kamp-Lintforter während seines Abenteuers führen will. Von dort gibt es auch eine Verknüpfung zur "Radelman"-Facebookseite.
Bild: Tisch – Auf seinem Küchentisch breitet Tobias Bausch eine der zahlreichen Landkarten aus, mit denen er seine Reiseroute plant. Bis zur chinesischen Grenze steht die Route in groben Zügen. (Foto: Bischöfliche Pressestelle / Christian Breuer)
Text: Bischöfliche Pressestelle/21.06.16
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