Wie aus den Pfeifen Töne kommen…

, Kreisdekanat Warendorf

„Manche Orgeln sind so groß, dass man darin wohnen kann.“ Das Bild, das Kirchenmusiker Gregor Loers den Sechstklässlern der Bischöflichen Realschule in Warendorf zeigt, sorgt für große Augen. Noch ungläubiger sind die Mädchen und Jungen, als er ihnen das Bild einer Miniatur-Orgel zeigt, mit dem Satz: „Und diese kleine Orgel bauen wir jetzt gemeinsam.“ Der Warendorfer Regionalkantor ist mit einer Kiste voller großer und kleiner Holzteile, Haltestiften und Schraubendreher und jede Menge Pfeifen in den Klassenraum gekommen. „Orgel-Kids“ heißt das Projekt, das 2009 in den Niederlanden gegründet wurde und sich mittlerweile mit 75 Orgeln in 15 Ländern weltweit verbreitet hat.

Der Reihe nach bauen die Schülerinnen und Schüler die einzelnen Pfeifen in die Orgel ein.

© Bistum Münster

„Die wenigsten Kinder haben eine Orgel schon einmal aus der Nähe gesehen“, weiß Loers. Aus seiner Sicht ist das Projekt ideal, um einen ersten Kontakt zum Instrument herzustellen. Die Schülerinnen und Schüler erfahren, wie eine Orgel gebaut wird und wie sie funktioniert. „Und sie können selbst mitmachen“, sagt der Kirchenmusiker, der bewusst jede Schülerin und jeden Schüler mit einbezieht. 

Gemeinsam mit den kleinen Orgelbauern setzt er zunächst den Rahmen zusammen und sortiert die einzelnen Tasten. Dann sind Geduld und Fingerspitzengefühl gefragt: Um den Wind in die richtige Pfeife zu schicken, muss jede Taste mit einem Ventil der Windlade verbunden werden. Die Kinder sind bei dieser filigranen Arbeit gegenüber dem Kirchenmusiker klar im Vorteil: Mit ihren kleineren Händen haken sie die Metallstäbchen in Rekordzeit in die jeweiligen Ösen ein. 

Jede Pfeife erzeugt einen anderen Klang

Kurze Zeit später haben sich die Schüler auf Anweisung von Loers „wie die Orgelpfeifen“ im Klassenraum aufgestellt. Dass sie die Bedeutung des Sprichwortes ganz praktisch erfahren, ist aber nur ein Ergebnis der Aufgabe. Der Kirchenmusiker gibt jedem Kind eine Orgelpfeife in die Hand – der Größe nach sortiert. „Wenn wir die Orgel hören wollen, brauchen wir Pfeifen. Und jede Pfeife erzeugt einen anderen Klang“, erklärt er, bevor jede und jeder die jeweilige Pfeife in die Vorrichtung einbaut. 

Schließlich fehlt noch der sogenannte Magazinbalg. „Um genügend Luft in die Orgel zu bekommen, gibt es einen Vorratsraum für den Wind“, verdeutlicht Loers. Und dann ist das Instrument mit zwei Register und zwei Oktaven spielbereit. Während zwei Kinder jeweils versetzt die beiden Blasebälge betätigen und dadurch Luft erzeugen, drückt ein anderes Kind die Tasten. Begeistert klatschen die Schüler, als die ersten Töne erklingen. Und natürlich darf jeder mal spielen und den Blasebalg drücken. 

Schülerinnen und Schüler lernen Überraschendes

Melina (12) und Karla (11) hat die besondere Unterrichtsstunde großen Spaß gemacht. „Wir haben ganz schön viel Neues gelernt“, sind sich die beiden einig. Am meisten überrascht hat Karla vor allem eins: „Ich hätte nicht gedacht, dass die Orgel ohne Strom funktioniert.“ Melina staunt über eine andere Tatsache: „Eine Orgel kann sogar mehrere Klaviaturen haben“, hat sie auf den Fotos, die Kirchenmusiker Loers gezeigt hat, gesehen. 

Für Gregor Loers war die Stunde in der Bischöflichen Realschule ein erster Auftakt. Er wird das Projekt „Orgel-Kids“ künftig nach Absprache in weiteren Schulklassen durchführen. 

Ann-Christin Ladermann