Wie der Kulturwandel Experimentierräume eröffnet

, Bistum Münster

Kulturwandel – der Begriff klingt abstrakt, der Inhalt lässt sich aber konkret umsetzen. Davon ist Iris Horstmann überzeugt. Sie soll einen solchen Kulturwandel im Bistum Münster verantwortlich mitgestalten und freut sich darauf: „Die ganze Idee finde ich sehr erfrischend, da geht nochmal was ganz Neues.“

Generalvikar Dr. Norbert Köster, Iris Horstmann und Winfried Jungkamp als Referent des Generalvikars sitzen an einem runden Tisch, vor sich Unterlagen zum Kulturwandel.

Mit Generalvikar Dr. Norbert Köster (links) und seinem Referenten Winfried Jungkamp tauscht sich Iris Horstmann über den Kulturwandel im Bistum Münster aus.

© Bischöfliche Pressestelle / Anke Lucht

Gewachsen ist besagte Idee sozusagen als Begleitprodukt mehrerer Entwicklungen, die sich im Bistum in jüngster Zeit vollzogen haben: die Ergebnisse einer Zufriedenheitsstudie, die das Bistum 2015 vorgelegt hat, ein Gesprächsprozess im Diözesanrat zur Schwerpunktsetzung in der künftigen Seelsorge, die lokalen Pastoralpläne, die die Pfarreien derzeit erarbeiten oder schon erarbeitet haben – all diese Prozesse brachten Aussagen mit sich, die die Bistumsleitung motivierten, einen Kulturwandel gezielt anzustoßen.

Als Projektleitung mit einer halben Stelle soll Horstmann diesen ausgehend vom Bischöflichen Generalvikariat (BGV) – der Bistumsverwaltung – steuern und anschieben, „wobei der Kulturwandel einen natürlichen Fluss bekommen soll. Ich möchte vor allem für Schwung sorgen.“. Einen fertigen Plan hat sie dafür noch nicht im Kopf, kennt aber das Ziel: „Der Kulturwandel soll eine Haltungsänderung ermöglichen und fördern und der Frage nachgehen, was das BGV an Leistungen vorhalten muss, um den Kulturwandel in den Pfarreien möglichst optimal zu unterstützen.“

Weiter sagt Horstmann: „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier möchte ich einbeziehen, sie sollen diese Haltung vorleben.“ Schließlich basiere der Kulturwandel ausdrücklich und vor allem auf Beziehungen. In diesem Sinne wird die neue Projektleiterin zunächst im gesamten BGV Gespräche führen, eine Steuerungsgruppe einrichten und die Vernetzung der Hauptabteilungen des BGV fördern. „Die Steuerungsgruppe wird die konkreten Aufgabenfelder identifizieren“, sagt Horstmann, „das wird eine ganze Menge neuer Experimentierräume im BGV eröffnen.“

Vom BGV aus soll der Kulturwandel in die Pfarreien und Institutionen des Bistums ausstrahlen – wobei Iris Horstmann betont: „Vor Ort zeigen sich bereits sehr viele kreative Prozesse; Gemeinden, die die Zeichen der Zeit in die pastorale Arbeit umsetzen, gibt es seit langem, und dies ist die Basisarbeit, an die wir anknüpfen.“ Konkret werden jetzt in sechs Pilotpfarreien Maßnahmen im Rahmen des Kulturwandels entwickelt und erprobt werden, der Fokus liegt auf neuen Leitungsmodellen. Dabei sollen diese Pfarreien in das BGV gezielt und gebündelt zurückspiegeln, welche Unterstützung und Zuarbeit sie von dort brauchen.

Vor Weihnachten soll das Projekt im BGV starten. Bis dahin sind die wichtigsten Fragen, die es für eine geplante und umsichtige Umsetzung braucht, geklärt, im Besonderen die nach Partizipations- und Mitbestimmungsräumen von BGV-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Es wird ein komplexer Prozess, für den Iris Horstmann die passenden beruflichen Voraussetzungen mitbringt. Als Pastoralreferentin arbeitete sie in Borken und Ahlen, ging dann zum Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) nach Münster. Zusätzlich war sie Schulseelsorgerin und Supervisorin. Mit 40 entschloss sich die heute 51-Jährige, aus der Jugendarbeit auszusteigen, und wechselte zum Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Dort arbeitete sie als Referentin für soziales Lernen und absolvierte parallel ein Studium für Management und Führungskompetenz mit dem Schwerpunkt strategisches Management. Darin hat sie seit 2013 einen Lehrauftrag der Hochschule Freiburg und ist außerdem freiberuflich tätig.

Der neuen Aufgabe im BGV sieht sie mit großer Vorfreude und Spannung entgegen. „Dass der ganze Prozess noch nicht so klar vor uns liegt, ist ja kein Nachteil, sondern eher ein Schatz“, findet sie, „denn in dem ganzen Weg liegen noch so viele Chancen und Möglichkeiten drin. Er ist ein Korridor, in dem Lebendigkeit und Freude am Glauben erfahrbar werden und in dem wir wirklich spürbar was bewegen können.“

Anke Lucht