Wiebke Janssen hilft Menschen, ihre Schulden in Griff zu bekommen
Es ist lange her, dass Christiane und Matthias Schmitz (Name geändert) sich spontan überlegt haben, kurzfristig in den Urlaub zu fahren. Daran ist heute nicht mehr zu denken.
Denn das Ehepaar lebt von seinen beiden niedrigen Renten und kommt mit dem zur Verfügung stehenden Geld gerade einmal so aus. "Das war nicht immer so", sagt Matthias Schmitz.
Beide verfügten über gut bezahlte Jobs, lebten im Eigenheim. Dann wurden sie beide krank, es folgten Kündigungen und damit auch der finanzielle Absturz. "Ohne meine Frau wäre ich vor die Hunde gegangen", gibt Matthias Schmitz zu. Sie verkauften ihr Haus. Allerdings hatte das Ehepaar zusätzliche Kredite aufgenommen, um Arbeiten an ihrem Eigentum zu realisieren. "Zu unseren guten Zeiten waren das für uns keine hohen Summen. Doch jetzt können wir sie nicht mehr bezahlen. Als Frührentner sind unsere Bezüge entsprechend niedrig", sagt Matthias Schmitz. Das Ehepaar ist hoch verschuldet. Es folgten Mahnschreiben und Drohanrufe von Inkasso-Unternehmen. "Das war teilweise so extrem, dass wir nicht mehr ans Telefon gegangen sind. Wir hatten viele schlaflose Nächte", erinnert er sich ungern.
Dann erfuhren sie von der Schuldnerberatung des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) Recklinghausen. "Schon das erste Gespräch mit Frau Janssen hat uns beruhigt. Sie ist unser Engel. Sie ist immer für uns da", lobt er die Arbeit der 35-jährigen Diplom-Sozialarbeiterin und zertifizierten Schuldnerberaterin. Wiebke Janssen berät seit 2011 Menschen wie das Ehepaar Schmitz. Sie hilft ihnen, ihre Unterlagen zu sortieren, übernimmt die Korrespondenz, spricht mit Gläubigern, vereinbart Ratenzahlungen, verhandelt Vergleiche und macht auf weitere Hilfsangebote aufmerksam. "Wichtig ist es immer, dass die Klienten mitarbeiten. So wie das Ehepaar Schmitz", lobt sie das Engagement und die Einstellung der beiden. Sie hätten einen Überblick über ihre Finanzen und erstellten beispielsweise jeden Monat einen Haushaltsplan. "So sehen wir, ob noch ein Puffer bleibt und behalten die Übersicht", erklärt Matthias Schmitz. Heute könnten sie gut mit dem Geld wirtschaften. "Doch als wir anfangs mit wenig Geld auskommen mussten, war es die Hölle", gibt er zu. Nicht nur finanziell, sondern auch psychisch. "Es ist schwierig, damit klar zu kommen, dass man nicht mehr arbeiten kann. Das macht depressiv. Für uns ist es schwierig zu planen, denn wir wissen nicht, wie es uns am nächsten Tag gesundheitlich geht", berichtet er.
Ohne die Beratung und den Einsatz von Wiebke Janssen sei es ihnen sehr schlecht gegangen. "Man weiß, dass man Schulden hat, kennt aber keinen Weg, daraus zu kommen", sagt er. Die massiven Schreiben einiger Inkasso-Unternehmen seien kaum auszuhalten gewesen. "Wir haben Panik bekommen", gibt Matthias Schmitz zu. Doch Janssen konnte sie beruhigen, denn die ausgesprochenen Drohungen seien rechtlich nicht haltbar. Sie nahm Kontakt zu den Unternehmen auf und teilte ihnen mit, dass das Ehepaar unpfändbar sei. "Dann kehrte Ruhe ein. Wir können einfach nichts bezahlen. Das Thema ‚Privatinsolvenz‘ ist für uns sehr negativ behaftet. Ich gebe zu, dass ich damit meine Probleme habe, auch wenn ich weiß, dass es dann ruhiger wird", sagt Matthias Schmitz.
Die Geschichte des Ehepaars ist nicht untypisch – gerade in der Altersgruppe der 40- bis 50-Jährigen. "Die Menschen rutschen beispielsweise durch Krankheit oder Scheidung in eine finanzielle Schieflage und verschulden sich", berichtet Janssen aus ihrem Beratungsalltag. Bei den jüngeren Klienten sei der Weg in die Schuldenfalle häufig ein anderer. "Da sind es Strom- oder Gasrechnungen, Handyverträge oder Ratenzahlungen, die nicht bedient werden", nennt sie Beispiele. Es sei erschreckend, dass viele junge Menschen es nicht gelernt hätten, im Blick zu haben, was sie sich leisten könnten und was nicht. Eine dritte Gruppe in ihrer Beratung seien die älteren Menschen, die von einer niedrigen Rente und Grundsicherung leben müssten. "Besonders für sie ist das Thema sehr mit Scham behaftet. Sie versuchen alles, um ihre Schulden zurückzuzahlen", weiß Janssen aus Erfahrung.
Das Ehepaar Schmitz hat sich mit seiner Situation ausgesöhnt. "Wir kommen zurecht. Unsere Prioritäten haben sich verändert. Lebensqualität bedeutet für uns heute, auf dem Balkon in der Sonne zu sitzen und zu grillen", sagt Matthias Schmitz. Dabei habe auch die Beratung und Unterstützung von Wiebke Janssen sehr geholfen. "Für Außenstehende ist der Druck, der auf einem lastet, oft nicht nachvollziehbar. Aber wir können wieder lachen. Und das Beste: diese Hilfe ist kostenlos", würdigt Matthias Schmitz das Angebot des SkF.
Bildunterzeile: Wiebke Janssen berät und unterstützt beim Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Recklinghausen Menschen, die sich verschuldet haben.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 27.07.2017
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Foto: Michaela Kiepe/Bischöfliche Pressestelle