In ein paar Tagen macht sich Wiebke Steens aus Nottuln auf den Weg. Mit dem Nachtzug geht es für sie in Richtung Norden. Mehr als 13 Stunden ist die 18-Jährige unterwegs, um ihr neues Zuhause auf Zeit zu erreichen. Zehn Monate wird die Abiturientin im schwedischen Uppsala und Stockholm ein „Praktikum im Norden“ über das Bonifatiuswerk absolvieren. Gemeinsam hat sie sich in den vergangenen Wochen mit insgesamt 23 Freiwilligen aus ganz Deutschland vorbereitet, die sich in Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland, Island, Lettland oder Estland in sozialen und kirchlichen Einrichtungen engagieren. „Aus dem Bistum Münster ist noch Jakob Müller aus Marienfeld dabei. Er ist schon in der Pfarrei St. Paul im norwegischen Bergen angekommen“, berichtet sie.
Für sie geht es nach Uppsala an das Newman-Institut, die einzige katholische Hochschule in Skandinavien. „Drei Tage in der Woche werde ich dort unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen. Zudem werde ich wöchentlich zwei Tage in Stockholm bei der Caritas mitarbeiten, die einen Treffpunkt für Menschen anbietet, die neu in Schweden sind“, berichtet Wiebke Steens. Wohnen wird sie im Studierendenheim in einer Wohngemeinschaft in Uppsala. „Bis Stockholm sind es dann rund 50 Minuten mit dem Zug. Das lässt sich gut fahren“, hat sie von ehemaligen Freiwilligen erfahren.
Die Idee, sich nach dem Abitur im Ausland zu engagieren, hatte die Nottulnerin schön länger. Ermutigt habe sie auch ihre Mutter, die während ihres Studiums ein halbes Jahr in den USA gelebt hat. „Vor zwei Jahren habe ich begonnen, mich zu informieren. Ich wollte gern nach Nordeuropa und habe erfahren, dass das Bonifatiuswerk dort verschiedene Projekte anbietet“, berichtet sie. Diese Möglichkeit habe sie direkt angesprochen und so sei es Schweden geworden.
Ein bisschen hat sich Wiebke Steens auch schon mit der Sprache beschäftigt. „Da habe ich einige Parallelen zum Deutschen festgestellt. Zudem sprechen die Schweden sehr gut Englisch. Aber wir haben vor Ort noch einen Sprachkurs. Ich finde es wichtig, mit den Menschen in ihrer Muttersprache zu kommunizieren“, betont die junge Frau, die sich seit ihrem neunten Lebensjahr als Messdienerin und später als Gruppenleiterin in ihrer Pfarrei St. Martin engagiert. Gespannt ist sie, wie der katholische Glaube in einem Land gelebt wird, in dem Katholiken zur Minderheit gehören. „Das ist in Nottuln ganz anders“, sagt sie und lacht. „Ich bin gespannt, wie der Glaube die Menschen verbindet. Viele nehmen eine weite Anfahrt in Kauf, um gemeinsam Gottesdienst feiern zu können. In Schweden gehören die Treffen bei Kaffee und Kuchen nach der Messe dazu“, hat sie erfahren.
Der Gedanke, sich sozial zu engagieren und etwas für die Gesellschaft zu tun, fasziniert sie ebenso wie der Blick über den Tellerrand. Trotz der guten Vorbereitung und der Vorfreude bleibt doch ein leicht mulmiges Gefühl. „Für mich ist es ein großer Schritt. Ich war noch nie so lange von Zuhause weg und muss mit vielen Sachen am Anfang erst einmal klarkommen“, gibt sie zu. Doch insgesamt sei sie zuversichtlich und freue sich auf das, was nun kommen wird.
Das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken mit Sitz in Paderborn ist ein Hilfswerk, das katholische Christinnen und Christen dort unterstützt, wo sie in einer extremen Minderheitensituation, in der Diaspora, ihren Glauben leben. Mit seiner Bau-, Verkehrs-, Kinder- und Glaubenshilfe fördert es Projekte in Deutschland, Nordeuropa und dem Baltikum.