ZDF überträgt Gottesdienst aus Steinfurt
Bei dieser TV-Sendung geht es nicht darum, sich als Superstar oder Topmodel zu präsentieren. Im Gegenteil: "Wir wollen uns nicht darstellen, sondern vorstellen", kündigt Pfarrer Markus Dördelmann an.
Seine Pfarrei St. Johannes Nepomuk und die gleichnamige Pfarrkirche in Steinfurt-Burgsteinfurt werden am Sonntag (2. März 2014) Gastgeber für einen Gottesdienst sein, der ab 9.30 Uhr im ZDF übertragen werden wird.
Dass die Fernsehzuschauer an diesem Tag einen Gottesdienst ausgerechnet aus St. Johannes Nepomuk verfolgen können, hat seine Wurzeln in Kamp-Lintfort. Hier war Dördelmann bis Januar 2010 Pfarrer. "Damals hatten wir ein biblisches Marionettentheater und wollten dessen Aufführungen gern als Film aufnehmen", erinnert er sich. Über einen Freund stellte er im Jahr 2000 Kontakt zu einem ZDF-Mitarbeiter her, der ihm diesen Wunsch erfüllte – und eine Gegenbitte hatte: Ob nicht St. Josef Kamp-Lintfort als Austragungsort für einen Fernsehgottesdienst einspringen könnte, den eine andere Pfarrgemeinde kurzfristig abgesagt hatte?
"Weil verrückte Ideen meist gut sind, haben wir das einfach mal gemacht", schildert der Pfarrer. Und offensichtlich auch gut gemacht: Sechsmal wurden in den folgenden Jahren Gottesdienste aus seiner damaligen Pfarrei gesendet, und auch nach seinem Wechsel nach Steinfurt bliebt der Kontakt zum ZDF bestehen.
Inzwischen hat der Sender auch aus St. Johannes Nepomuk schon einen Gottesdienst übertragen. Prompt folgte eine weitere Anfrage aus Mainz. "Von den noch freien Terminen haben wir uns für den Karnevalssonntag entschieden, da hat man automatisch schöne Bilder", erklärt der Pfarrer mit geballter Fernseh-Erfahrung.
Obwohl die Pfarrei also kein Neuland betritt: Routine ist die Sendung für die Beteiligten noch lange nicht, dafür aber jede Menge Arbeit. Am Anfang standen die Zustimmung des Pfarreirates und die Klärung der musikalischen Leitung. "Das eine ist wichtig für die gute Stimmung, das andere für den guten Ton", sagt Pfarrer Dördelmann mit einem Augenzwinkern.
Aus Erfahrung wissen er und seine Mitstreiter in der Pfarrei: "Man darf nicht die naive Vorstellung haben, dass ein TV-Gottesdienst ein normaler Gottesdienst ist, bei dem nur eine Kamera mitläuft." Tatsächlich reise das TV-Team mit 30 bis 35 Leuten an.
Fast viermal so viele Helferinnen und Helfer sind in der Pfarrei nötig. Dördelmann beziffert die Zahl der Aktiven auf rund 120. Vom Singen im Chor über die Verpflegung des Teams bis hin zum Telefondienst für die Fernsehzuschauer, die nach der Sendung in der Pfarrei anrufen können, werden sie viel zu tun haben. Die nötige Motivation ist da: "Die Leute machen sehr gern mit", weiß der Pfarrer. Er hat ihnen mit auf den Weg gegeben: "Wir können das nur dann gut machen, wenn wir uns für andere Menschen, die nur am Fernseher den Gottesdienst mitfeiern können, in den Dienst nehmen lassen."
Auf diese Mitfeiernden – Dördelmann spricht bewusst nicht von "Zuschauern" – will der Pfarrer eingehen, so weit ihm dafür etwa in der Begrüßung oder der Predigt Spielraum bleibt. Denn natürlich müsse man sich an die liturgischen Regeln, das Drehbuch und außerdem an die Vorgaben beispielsweise der Deutschen Bischofskonferenz für Fernsehgottesdienste halten. Deshalb werde es trotz der Karnevalszeit und der Anwesenheit einiger närrischer Herrscher auch keine Büttenrede als Predigt geben – die Liturgie sei wichtiger.
Bei der Vermittlung dieser Liturgie wird der Pfarrer natürlich nicht der einzige Akteur vor der Kamera sein. Alle Mitwirkenden hat er selbst ausgewählt: "Wenn dann einer unzufrieden gewesen wäre, hätte ich dafür die Verantwortung übernommen." Kriterium für die Auswahl sei unter anderem "die richtige Mischung zwischen Demut und Selbstbewusstsein gewesen." Außerdem habe er mit Blick auf den vorangegangenen Gottesdienst alle Rollen neu besetzt.
Für alle, die eine solche Rolle haben, wird es ab Montag (24. Februar 2014) ernst, denn dann beginnen die internen Proben. Am Donnerstag laufen die Schulungen für die Freiwilligen im Telefondienst. Mit dem ZDF-Team wird dann ab Freitag (28. Februar) geprobt, beginnend mit einem Kameratraining am Nachmittag.
Wie wichtig die Proben sind, liegt für den Pfarrer auf der Hand: "Ein Fernsehgottesdienst ist eine der letzten Live-Sendungen, und man muss darin auf den Punkt kommen." Timing ist wichtig, schließlich dauert die Übertragung genau 44 Minuten und 30 Sekunden. Laufe der Gottesdienst trotz aller Proben zu schnell oder zu langsam ab, könne es schon passieren, dass die Aufnahmeleitung spontan eine Liedstrophe mehr oder weniger anordne.
Warum stellt sich eine Pfarrei diesem großen Aufwand? "Eine größere Gemeinde für eine Gottesdienstfeier hat man nie, es sind in der Regel bis zu 700.000 Menschen vor den Fernsehern dabei", sagt Dördelmann. Die Erfahrung, sich für diese Menschen in den Dienst nehmen zu lassen, stärke außerdem die Gemeinschaft in der Pfarrei: "Für den Zusammenhalt ist es wertvoll, dass so viele mitwirken, ohne dass Einzelne im Mittelpunkt stehen."
Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: pressestelle[at]bistum-muenster.de
Foto: Hermann-Josef Pape