Unter diesem Eindruck haben die vier Frauen und Männer in Münster die „Initiative für Respekt und Toleranz“ gegründet. Daraus entstanden ist das Ausstellungsprojekt „Der Mensch dahinter“, in dem mit Porträts Angehörigen dieser Einsatzkräfte eine Stimme und ein Gesicht gegeben wird. Mittlerweile sind rund 110 Porträts geschrieben worden, in denen Polizisten, Feuerleute, Sanitäter und Zugbegleiter von ihren Berufserfahrungen und Erfahrungen sprechen.
„Wir halten es für unerträglich, dass Menschen aus den vorgestellten Berufsgruppen in aller Öffentlichkeit beleidigt und attackiert werden, obwohl sie nichts weiter tun, als ihrer Arbeit nachzugehen. Und zwar einer Arbeit, von der wir alle profitieren, die uns vielleicht einmal das Leben retten kann“, sagt Andrea Wommelsdorf.
Dass ihre Initiative den diesjährigen Ehrenamtspreis des Bistums Münster erhält, empfindet sie als Ermutigung, weiter für Respekt und Toleranz zu werben und bundesweit die Wanderausstellungen zu organisieren. Anfragen bekomme die Initiative etwa von Städten und Gemeinden, der Gewerkschaft der Polizei und anderen Berufsverbänden.
Wie Burkard Knöpker sagt, hat die Initiative keinerlei parteipolitisches Interesse und lehnt es ab, politisch instrumentalisiert zu werden: „Wir legen großen Wert auf Vielfalt. Das heißt, wir möchten die verschiedenen Altersgruppen, die Geschlechter und natürlich auch Menschen mit und ohne Migrationshintergrund möglichst ausgewogen abbilden.“ Es kämen auch nur die so genannten normalen Mitarbeitenden zu Wort, die etwas über sich, ihr Leben und den Arbeitsalltag erzählen, und nicht die Berufsfunktionäre.
Das im Rahmen einer Wanderausstellung vorgestellte Projekt „Der Mensch dahinter“ hat in zahlreichen Städten von Kiel bis Ravensburg, von Köln bis Erfurt für hohe Aufmerksamkeit gesorgt. Münsters Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf sagte etwa nach einer Präsentation zu den Initiatoren: „Mit der Ausstellung habt Ihr Großartiges geschaffen. Mit viel Herzblut und persönlichem Engagement rückt Ihr den Scheinwerfer auf die Menschen hinter der Uniform. Sie verdienen Respekt. Ihr verdient unseren Dank.“
Andrea Wommelsdorf beobachtet, dass Werte wie Respekt und Toleranz in der Gesellschaft auf dem Rückzug zu sein scheinen. Die Gesellschaft falle immer stärker in verschiedene Milieus auseinander, „die kaum Kontakt zueinander und daher auch wenig Verständnis füreinander haben“, meint sie.
Aber die Münsteranerin hat auch eine Hoffnung, mit der sie ihr Engagement verbindet: „Zwar ist auch Respektlosigkeit ansteckend. Wer immer wieder auf diese Weise behandelt wird, gerät in die Gefahr, sich selbst so zu verhalten. Aber die gute Nachricht ist: Auch Respekt ist ansteckend. Wer Menschen, die es aufgrund ihres Verhaltens eigentlich nicht verdienen, trotzdem respektvoll entgegentritt, mag sie zum Nachdenken und im Idealfall vielleicht sogar zum Umdenken bewegen.“
Die Initiative selbst regt zu diesem Nach- und Umdenken an und hat Kontakt mit Schulen, um über die vorgestellten Porträts mit Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu kommen. Mitinitiator Dirk Reinhardt, der als Jugendbuchautor oft über gegenseitige Wertschätzung schreibt, sagt: „Respekt und Toleranz sind die Werte, die unsere Gesellschaft zusammenhalten. Aber sie sind bedroht. Wir müssen jeden Tag aufs Neue für sie kämpfen. Unsere Initiative möchte einen Beitrag dafür leisten.“
Hier finden Sie weitere Informationen zu den Initiativen und Projekten der Zweit- und Drittplatzierten des Ehrenamtspreises 2024.
Johannes Bernard/Kirche + Leben