Täglich telefoniert Pfarrer Mandala mit seiner Familie, mit Mitbrüdern und der Schulleitung der St.-Peter-Schule in seiner Heimatstadt Vijayawada, die von der Pfarrei Liebfrauen-Überwasser mit einem Hilfsprojekt unterstützt wird. „Ein Familienmitglied ist in den vergangenen Tagen am Corona-Virus erkrankt. Zum Glück wurde heute ein Platz in einem Krankenhaus gefunden“, berichtet er am Mittwoch. Doch die Sorge um die Liebsten bleibt, ein Zustand, der ihn „traurig und mürbe“ macht: „Man bangt um die Familie, meine Großmutter ist noch nicht geimpft“, berichtet der Geistliche. „Ich sehe vor meinen Augen die tausenden von Menschen, die aufgrund ihrer Bildungsarmut die Tragweite dieser Pandemie bislang nicht erkannt haben“, sagt er. Der Geistliche denkt auch an die fröhlichen Gesichter der Schülerinnen und Schüler der St.-Peter-Schule: „Wie mag es denen gehen? Sie leben in den Slums bei ihren Eltern. In der Schule wurden sie immerhin täglich mit Mahlzeiten versorgt.“
Die einzig erfolgsversprechende Lösung ist aus seiner Sicht das umfassende Impfen. Traurig stimmt Pfarrer Mandala allerdings, dass viele Menschen einem Impfangebot skeptisch begegnen: „Sie wollen die Wirkung erst im Bekanntenkreis beobachten, ehe sie sich selbst zu einer Impfung entschließen oder sehr oft leider verzichten.“ Die Politik müsse im Gesundheitswesen viel aufarbeiten und die hygienischen Verhältnisse an den heutigen Standard anpassen, fordert Pfarrer Mandala. Leider habe sich der Staat auf die aktuelle Situation nicht ausreichend vorbereitet.
Weil Indien ein dicht besiedeltes Land ist, sei das Abstandhalten, das zum Schutz vor einer Ansteckung nötig ist, kaum möglich. „Meine Heimatstadt Vijayawada im Süden Indiens, im Bundesstaat Andrah Pradesh, ist eine für indische Verhältnisse ‚kleine Stadt‘, aber in ihr leben immer noch mehr als eine Million Menschen“, verdeutlicht der Priester. „Wir können von hier aus nur im Kleinen unterstützen“, weiß er um die beschränkten Möglichkeiten. So fördere das Hilfsprojekt der münsterischen Pfarrei beispielsweise den Bau neuer Sanitäranlagen an der St.-Peter-Schule.
Hoffnung gibt dem indischen Geistlichen sein Gottvertrauen. „Wir sind uns als Kirche unseres wichtigen Dienstes bewusst, nämlich die leidenden Menschen zu ermutigen und zu unterstützen, in Krankheit, Armut, Hilfslosigkeit und Tod. Wir müssen sie trösten und ihnen Trost und Hoffnung bieten, wie es Jesus selbst getan hat“, betont Pfarrer Mandala und fügt an: „Deshalb müssen meine Mitbrüder vor Ort einerseits vorsichtig sein und andererseits unser Volk weiterhin begleiten und trösten, mit den Mitteln, die zur Verfügung stehen.“
Ann-Christin Ladermann