Bischof Genn: Christen gestalten das Leben in der Gesellschaft aus dem Glauben mit
Der Geist des Evangeliums ist fähig, dem Frieden einen Weg zu bahnen." Das hat der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, am 2. Juli in Münster betont. Der Bischof feierte im St.-Paulus-Dom die Heilige Messe aus Anlass der traditionsreichen Großen Prozession.
Bei dieser waren die Gläubigen zuvor von der Marktkirche St. Lamberti durch die Stadt und über den Prinzipalmarkt zum Dom gezogen. Die Prozession machte in diesem Jahr einen Vorgriff auf den Deutschen Katholikentag, der im Mai 2018 in Münster stattfinden wird, stand sie doch unter dem Leitwort des Katholikentags: "Suche Frieden". Im Dom konzelebrierten mit Bischof Genn Stadtdechant Jörg Hagemann, Pfarrer Dr. Ludger Winner von St. Lamberti und Pfarrer Peter Simon, Pfarrer der Katholischen Ungarischen Mission. Die Große Prozession wird vom Stadtdekanat Münster und dem Domkapitel veranstaltet.
In seiner Predigt ging Bischof Genn auf das internationale Weltfriedenstreffen der Gemeinschaft von Sant‘ Egidio ein, das vom 9. bis zum 12. September in Münster und Osnabrück stattfinden wird. Er erinnerte an die Friedensarbeit der Gemeinschaft, der es in den letzten Jahrzehnten immer wieder gelungen sei, dass Kriegsparteien die Waffen niedergelegt und sich versöhnt hätten. Das Motto der diesjährigen Großen Prozession und des kommenden Katholikentags "Suche Frieden" hätten die Frauen und Männer der Gemeinschaft von Sant‘ Egidio über Jahrzehnte konkret gelebt. Ihre Mittel seien dabei das Gebet und der Dialog. Oberflächlich betrachtet seien das schwache Mittel. Bischof Genn: "Aber genau darauf kommt es uns Christen an, daran zu glauben, dass es eben starke Mittel sind, und genau dazu kann uns die heutige Große Prozession verhelfen, uns darin stärken zu lassen, genau mit diesen Mitteln dem Guten und dem Frieden nachzujagen, den Weg zum Leben zu finden." Weil die Christen an einen Auferstandenen glaubten und mit ihm verbunden seien, könnten sie kraftvoll das Böse meiden und das Gute tun, könnten sich anstrengen für den Frieden, auch wenn es mitunter viel Kraft erfordere, nicht den Gedanken der Rache und Vergeltung Raum zu geben, sondern um den Frieden im eigenen Herzen und mit anderen zu ringen. "Nur so verwirklichen wir, dass wir Jesus ganz ernst nehmen", betonte Bischof Genn. Nur indem Christen bereit seien, Jesus Christus zu folgen, würden sie den Frieden finden: "weil wir auf das verzichten, was zunächst einmal von unseren Grundgefühlen her naheliegt, nämlich uns abzuschotten, zuerst an uns zu denken, unsere Ellbogen zu gebrauchen."
Die Große Prozession, sagte der Bischof weiter, mache jedes Jahr darauf aufmerksam: "Wir Christen verstecken uns nicht hinter Kirchenmauern, sondern wir gestalten das Leben in unserer Stadt, in unserer Welt und Gesellschaft aus dem Glauben mit." So sei die Große Prozession ein "Zeugnis unseres Glaubens im Hier und Jetzt". Christen bräuchten ihren Glauben nicht zu verstecken, "weil wir davon überzeugt sind, dass Jesus Christus wirklich die Quelle unserer Hoffnung ist, eine Hoffnung, die Menschen zusammenführt, integriert und zur Solidarität einlädt".
Gerade in der derzeitigen Weltsituation gebe es sehr viele Fragen, zu denen die Kirche etwas zu sagen habe, unterstrich Bischof Genn. Er und erinnerte an "die Gefahr, die von Nordkorea ausgeht, an die Umwälzungen in der Türkei, an den fürchterlichen bereits sechsjährigen Krieg in Syrien, an die Verwerfungen in den europäischen Ländern, und auch an die Zukunft Europas selbst." Auch im Blick auf den Lebensschutz gebe es viele ungelöste Probleme, und ganz aktuell zeige sich, wie schnell innerhalb kurzer Zeit der Schutz des Grundgesetzes für Ehe und Familie zur Disposition gestellt werde. "Hier werden wir uns als Kirche ganz klar zu einer deutlichen Positionierung der Ehe von Mann und Frau weiterhin bekennen, ohne mit dem Begriff ‚Lebenspartnerschaft‘ eine Diskriminierung homosexueller Personen zu bezeichnen, sondern indem wir damit nur eine andere Wirklichkeit benennen", stellte der Bischof von Münster klar.
Der Großen Prozession voraus getragen worden war traditionell eine Nachbildung des historischen Pestkreuzes, dessen Original im Stephanuschor des Doms hängt. Es verweist auf die Ursprünge der Großen Prozession im Jahr 1383. Nach einer Pest-Epidemie und einem Großbrand gelobten Bürgerschaft und Geistlichkeit damals, künftig jährlich bei einer Buß- und Bittprozession um Schutz vor solchem Unglück zu beten.
Für die musikalische Gestaltung sorgten der Stadtdekanatschor, der Mädchenchor am Dom sowie die Capella Ludgeriana. Die Leitung hatten Bezirkskantorin Jutta Bitsch, Domkapellmeister Alexander Lauer und Domkantorin Verena Schürmann. Die Orgel spielten Alexander Toepper in St. Lamberti und Domorganist Thomas Schmitz im Dom. Während der Prozession und der Messe musizierte das Blechbläserensemble "blechgewand(t)".
Bildunterschrift: Die Große Prozession führte von der Marktkirche St. Lamberti durch die Stadt über den Prinzipalmarkt zum Dom.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 02.07.2017
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Foto: Bischöfliche Pressestelle / Julia Erhard