Bundesweiter Kreuzbund-Kongress mit 450 Teilnehmern in Hamm
Die berufliche Suchthilfe und die Sucht-Selbsthilfe sollen ihre Zusammenarbeit weiter verstärken, damit mehr suchtbetroffene Menschen den Weg in das Hilfesystem finden. So lautet das Fazit des zweiten bundesweiten Kreuzbund-Kongresses, der am 11. und 12. Juni in Hamm stattgefunden hat.
Hauptredner Prof. Dr. Dr. Klaus Dörner, ehemaliger Ärztlicher Leiter der Westfälischen Klinik für Psychiatrie in Gütersloh, erklärte, dass die Organisation des Helfens einen "Bürger-Profi-Mix" brauche, denn die Selbsthilfe stehe der beruflichen Suchthilfe in ihrer Wirksamkeit in nichts nach. "Die Profi-Helfer haben das technische und medizinische Wissen, die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer schenken Zeit, Zuwendung und Begleitung, und zwar auf Augenhöhe von Betroffenen zu Betroffenen. Selbsthilfe ist also Lebenshilfe", sagte er.
Unter den 450 Teilnehmer/-innen des Kongresses waren auch mehrere Ehrengäste aus Schweden. Der "Länkarnas Riksförbund" aus Stockholm arbeitet seit vielen Jahren nach dem Vorbild des Kreuzbundes. Die Schirmherrschaft der Veranstaltung hatte Thomas Hunsteger-Petermann, Oberbürgermeister der Stadt Hamm, übernommen. Zu den weiteren Ehrengästen der Veranstaltung zählte Renate Walter-Hamann vom Deutschen Caritasverband in Freiburg. Auch sie betonte, dass die Suchthilfe nur durch die Kooperation von beruflicher Suchthilfe und Sucht-Selbsthilfe verstanden, gelebt und weiterentwickelt werden könne. Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki zelebrierte am Sonntagmorgen die Heilige Messe. In seinem Grußwort bestärkte er die Kreuzbund-Mitglieder in ihrer Arbeit und bezeichnete die heilsame Kraft einer ehrlichen Gemeinschaft als vorbildlich.
Für eine erfolgreiche Hilfe zur Selbsthilfe im Kreuzbund sprechen auch die Zahlen: Fast drei Viertel der Suchtkranken, die regelmäßig eine Kreuzbund-Gruppe besuchen, leben mindestens über drei Jahre abstinent. Weniger als 20 Prozent der Gruppenteilnehmer werden innerhalb eines Jahres rückfällig. Mehr als zwei Drittel dieser Rückfälle können innerhalb der Selbsthilfegruppe aufgefangen werden.
Dem tragen inzwischen auch das Bundesgesundheitsministerium, die Deutsche Rentenversicherung und die gesetzlichen Krankenkassen Rechnung: Im Jahr 2014 gaben sie für die Selbsthilfeförderung über 48 Millionen Euro aus. Zur Überwindung von Abhängigkeitserkrankungen gibt es in Deutschland neben den rund 8000 Sucht-Selbsthilfegruppen ein differenziertes und vernetztes Angebot der Hilfen wie zum Beispiel mehr als 1200 Suchtberatungsstellen und 12.000 Therapieplätze. Allerdings erreicht das Hilfesystem nur acht bis zehn Prozent der Suchtkranken.
Der Kreuzbund ist Fachverband des Deutschen Caritasverbandes und Mitgliedsverband der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS). Der bundesweit größte Sucht-Selbsthilfeverband gliedert sich in den Bundesverband, 27 Diözesanverbände, die den Bistümern der katholischen Kirche entsprechen, und rund 1400 Gruppen mit ca. 20.000 Besuchern. Hauptamtlich Beschäftigte gibt es nur in der Bundesgeschäftsstelle in Hamm, auf allen anderen Ebenen des Verbandes sind ausschließlich ehrenamtliche Helfer/-innen tätig. Zu den Aufgaben des Kreuzbundes gehört auch die Aufklärung der Öffentlichkeit über die Folgen des Suchtmittel-missbrauchs.
Bildunterschrift: Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki zelebrierte beim Kreuzbund-Kongress in Hamm die Heilige Messe.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 14.06.16
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de
Foto: Kreuzbund e.V.