Der Trauer im Krankenhaus einen eigenen Raum geben
Auf der Fensterbank steht ein Spender mit Papiertaschentüchern. Er wird oft benutzt, denn in diesem Raum wird viel geweint. Es ist das Zimmer, in dem Angehörige Abschied nehmen können von einem Verstorbenen. Das Zimmer, in dem der Tod plötzlich greifbar wird, wenn sie an das Bett mit dem Leichnam treten.
In der Regel, sagt Judith Welbers, Seelsorgerin am Klever St.-Antonius-Hospital, würde man von einem Verstorbenem auf dessen Krankenzimmer Abschied nehmen. Das sei die Umgebung, die man von früheren Besuchen vielleicht schon kennt, in der womöglich persönliche Gegenstände des Toten stehen. Doch sei das nicht immer möglich. "Wenn die Verwandten weiter weg wohnen, dann dürfen wir den Leichnam nicht so lange auf dem Zimmer lassen", erklärt Welbers. Teils würden mehrere Stunden vergehen, bis jemand zum Abschied nehmen kommen könne – dann steht der Abschiedsraum zur Verfügung.
Das Zimmer in dem Klever Krankenhaus ist schlicht ausgestattet, ein paar Sessel, ein kleines Tischchen mit einem Kreuz und zwei Kerzen, im Vorraum stehen Wasserflasche und Gläser. Bevor die Angehörigen hereinkommen, wird der Leichnam im Normalfall direkt von der Station aus in den Abschiedsraum gebracht. Zuvor werden, noch auf dem Zimmer, soweit möglich alle Schläuche und Zugänge entfernt. Auf Wunsch begleitet sie die Angehörigen und betet mit ihnen, sie können sich aber auch alleine verabschieden. "Der Wunsch, den Tod im Wort-Sinn begreifen zu können und Abschied zu nehmen ist bei vielen Menschen da", weiß sie aus Erfahrung.
Schon im Vorgespräch werde meist deutlich, welche Einstellung zur Religion der Verstorbene hatte, wie die Angehörigen denken. Danach entscheidet Welbers, ob sie eine besondere Licht-Installation im Abschiedsraum nutzt. Denn in eine Wand eingelassen sind zwei Leuchtstoffröhren, mit Milchglas verblendet. Einzeln eingeschaltet sind sie einfach nur ein Beleuchtungselement, gemeinsam bilden sie jedoch ein großes, warmes Licht spendendes Kreuz. "Wir sind ein christliches Haus, das darf auch deutlich werden", betont die Seelsorgerin. Der Raum, den es seit der Einweihung des Neubaus vor rund 1,5 Jahren gibt, habe sich bewährt, sagt Welbers: "Viele Angehörige bedanken sich, dass sie noch die Gelegenheit hatten, in Ruhe und Würde Abschied zu nehmen."
Bildunterschrift: Abschied nehmen können Angehörige in diesem Raum im Klever Krankenhaus. Im Todesfall wird das Bett mit dem Verstorbenen in den Raum gebracht, der auf Wunsch durch ein leuchtendes Kreuz in der Wand mit Licht gefüllt wird.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 27.10.16
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Foto: Bischöfliche Pressestelle/Christian Breuer