Dorstener lernen portugiesische Kultur, Land und Leute kennen

, Bistum Münster, Kreisdekanat Recklinghausen

Eine so große Gastfreundschaft haben die fünf jungen Erwachsenen aus Dorsten selten erlebt: „Die Menschen hier haben manchmal nicht viel, aber geben davon gerne etwas ab“, bringt es Carl Seibert auf den Punkt. Gemeinsam mit Lina (18), Naomi (17) und Samuel (15) Weißelberg sowie Anna-Lisa Griese (24) nimmt der 18-Jährige in diesen Tagen am Weltjugendtag in Lissabon teil. Die vorgeschalteten „Tage der Begegnung“, bei denen die Teilnehmenden Land und Leute näher kennenlernen können, haben sie mit den rund 200 jungen Pilgerinnen und Pilgern aus dem Bistum Münster in der portugiesischen Diözese Vila Real verbracht – in Gastfamilien.

Ein Selfie der Dorstener Grupppe vor der Goldmine in Vila Pouca de Aguiar darf nicht fehlen.

© Bistum Münster

Die Kommunikation ist nicht immer einfach. „Unsere Gasteltern sprechen kaum Englisch“, berichtet Naomi. Hände und Füße kommen zum Einsatz – oder auch die moderne Technik in Form von Übersetzungs-Apps. „Die Sprachbarrieren gleichen unsere Gastfamilien mit ihrer Herzlichkeit mehr als aus“, ist die 17-Jährige dennoch begeistert. „Uns fehlt es an nichts, vor allem nicht an Essen“, sagt ihr Bruder Samuel, was die anderen lachend bestätigen. Selbstgemachter Honig und selbstgekochte Marmelade finden jeden Morgen den Weg auf den Tisch, dazu weitere landestypische Spezialitäten. „Nur Vegetarier haben es nicht so einfach“, sagt die 18-jährige Lina. Aber auch sie muss nicht hungern: „Es gibt so viele Alternativen und alle sind sehr besorgt, dass man satt wird.“

Beeindruckt ist die Dorstener Gruppe von der Gemeinschaft, die im Ort Vila Pouca de Aguiar, wo die Gruppe die Tage vor dem offiziellen Weltjugendtag verbringt, überall spürbar ist. „Hier kennt jeder jeden“, hat Anna-Lisa das Gefühl. An einem Abend durften sie ihren Gastvater zu einem Fußballspiel seiner Mannschaft begleiten. „Das ganze Dorf war versammelt, man verbringt hier viel Zeit miteinander“, hat die 24-Jährige beobachtet.

Beeindruckt hat die jungen Erwachsenen besonders eine Kerzenprozession durchs Dorf.

© Bistum Münster / Ann-Christin Ladermann

So selbstverständlich wie das gemeinsame Anfeuern am Spielfeldrand oder das Glas Portwein im Anschluss ist auch die Gemeinschaft im Glauben. „Das ist ein fester Teil der portugiesischen Kultur“, sagt Samuel und ergänzt: „Ich glaube, dass die Kirche und mit ihr der Glaube in Portugal nochmal stärker als Begegnungsort verstanden wird.“ Die Erfahrung durften sie bei mehreren Gottesdiensten und einer Kerzenprozession machen, an denen auch Weltjugendtagsgruppen aus Italien, Polen und Angola teilgenommen haben. „Sie feiern ihren Glauben und feiern danach weiter“, sagt Carl. „Und man spürt, dass sie uns auch diesen Teil ihrer Kultur zeigen und mit uns feiern möchten.“ Für den 18-Jährigen, der gerade sein Abitur gemacht hat und demnächst Theologie in Münster studieren wird, ist ein Einblick in die portugiesische Liturgie besonders interessant: „Mir scheint es hier etwas lockerer zuzugehen als in deutschen Gottesdiensten“, fasst er zusammen.

Für ihn wie für seine Mitreisenden aus Dorsten wird es das erste Mal sein, Papst Franziskus live zu sehen. Der Heilige Vater wird zum Abschluss des Weltjugendtags gemeinsam mit den mehr als 400.000 jungen Menschen aus der ganzen Welt die Vigil, also ein Abendgebet, und den großen Abschlussgottesdienst am 6. August im „Parque Tejo“ feiern. Doch erst einmal freuen sich die Dorstener Jugendlichen auf viele Begegnungen und den internationalen Austausch in den kommenden Tagen.

Ann-Christin Ladermann