Geschichten fördern Fantasie und verbinden Menschen

, Bistum Münster

"Ist euch aufgefallen, dass der Mensch in der biblischen Schöpfungsgeschichte erst ganz zum Schluss erschaffen wird?“ - diese Frage von Erzähler Thomas Hoffmeister-Höfener stand am Beginn des Erzählabends des Aktionsprogramms Kita – Lebensort des Glaubens, der am 17. Januar in Münster stattgefunden hat.

70 Teilnehmerinnen waren in der katholischen Akademie Franz Hitze Haus dabei.  „Die jüdische Tradition fordert den Menschen bei allem was er tut dazu auf, daran zu denken, dass selbst das kleinste Lebewesen schon vor dir da war.“ Nach diesem Satz Hoffmeister-Höfeners breitete sich nachdenklich Stille in dem großen Saal aus, in dem ein großes, rotes Erzählzelt aufgebaut ist. An dessen Rand sitzen Menschen auf weißen Kissen mit Troddeln und lauschen gebannt Hoffmeister-Höfeners Worten.

Der Abend fand im Rahmen der zertifizierten Kita-Fortbildung „Erzähl´ mir Deine Hoffnung“ statt. Professionelle Erzählkünstler und –künstlerinnen  vom Theomobil e.V. und Teilnehmende der Erzählwerkstatt stellten dem Publikum zehn Schöpfungsgeschichten aus aller Welt vor – mal lustig, mal nachdenklich und berührend, aber auch traurig oder erschreckend, auf jeden Fall neu und lebendig. „Geschichten zu erzählen ist so alt wie die Menschheit“, erklärte Ausbildungsleiter Hoffmeister-Höfener weiter. „Seit Anbeginn aller Zeiten fragen sich die Menschen: Wo kommt alles her? Warum ist alles so, wie es ist?“ Geschichtenerzählen sei ein Versuch, sich die Welt erklärbar zu machen.

„Gerade in der Kita fördert das freie Erzählen die Phantasie der Kinder und verbindet Menschen“, erklärte Sebastian Mohr, Mitarbeiter im Kita-Aktionsprogramm und FHH-Dozent. „Auf diese Art können Erzieherinnen und Erzieher und pastorale Mitarbeitende religiöse Geschichten erzählen und in eine direkte Beziehung zu den Kindern oder Eltern treten.“ Die Fortbildung sei bewusst als Tandem angelegt, damit die „Kompetenz des freien Erzählens“ sowohl in den Kitas als auch in der gesamten Kirchgemeinde gefördert werde.

„Ich habe mich schon immer für Geschichten interessiert und auch in der Kita erzählt“, berichtete Erzieherin Barbara Beckmann aus Greven. Die Wirkung auf andere, die räumliche Präsenz, aber auch Gestik, Mimik und Stimme würden während der Ausbildung in den Blick genommen. Und da die Geschichten ja frei erzählt, nicht vorgelesen würden, „haben wir Techniken zum Auswendig lernen eingeübt“, sagte Beckmann. „Man muss in Bildern denken, nicht in Worten. Das macht es leichter.“ Besonders wurde auch der Einstieg geübt. „Ruhig auf den Platz gehen und sich richtig hinstellen, das ist ganz wichtig.“ Und dann der erste Satz. „Wenn der gut raus ist, dann ist man drin, dann läuft es.“ Aufgeregt vor ihrem Auftritt war sie bei aller Vorbereitung dann aber doch. Lampenfieber gehört halt zum Geschäft.

Der Referent vom Theomobil e.V., Thomas Hoffmeister-Höfener, ist von dem Engagement seiner 22 Teilnehmerinnen der Erzählwerkstatt „echt begeistert. Die brennen drauf und nehmen das Erzählen ernst.“ Es gehe nicht darum, irgendetwas zu imitieren. Jede solle lernen, auf ihre Art und auf jeden Fall authentisch, Geschichten zu erzählen. „Schließlich wollen wir das, was wir machen in unserer pädagogischen Arbeit einsetzen.“ Besonders freut er sich zu sehen, wie viele Kolleginnen und Kollegen zur moralischen Unterstützung der Erzählanwärterinnen nach Münster gekommen waren. „Es ist toll zu sehen, dass das ganze Team die Arbeit unterstützt.“