Seit fast vier Jahren lebt er in einer Wohngruppe in der Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Er liebt es zu angeln, spielt Klavier und neuerdings auch Orgel, und er trainiert Judo. „Die Sportart hat einen spirituellen Hintergrund. Gott und der Glaube gehören dazu“, erklärt er. Anfang April holte er bei den ID-Landesmeisterschaften in Oberhausen in der Wettkampfklasse zwei mit drei gewonnenen Kämpfen sogar den ersten Platz und die Goldmedaille.
Neun Mal hat sich Manuel Höing mit Ferdi Schilles getroffen. „Wir haben auf dem Weg zur Taufe über verschiedene Themen wie die Sakramente oder die Symbole gesprochen. Manuel ist sehr interessiert und motiviert. Wir haben auf einem anspruchsvollen Niveau miteinander geredet“, erklärt Ferdi Schilles. Auch ein Ausflug mit Pfarrer Josef Wichmann in die Heilig-Kreuz-Kirche in Dülmen und die Zulassungsfeier im St.-Paulus-Dom in Münster haben den jungen Mann begeistert. „Ich möchte ein Freund von Jesus werden, der mich als Hirte begleitet. Miteinander können wir durch dick und dünn gehen. Gott passt auf mich auf und beschützt mich.“ Gerade dieser Aspekt ist ihm wichtig, denn es war für ihn nicht immer einfach.
Bei Manuel Höing wurde das Fetale Alkoholsyndrom (FAS) diagnostiziert. „Meine Mutter hat während der Schwangerschaft Alkohol getrunken“, erklärt er. Zu ihr hat er keinen Kontakt mehr. Ab seinem fünften Lebensjahr ist er bei Pflegeeltern aufgewachsen. „Ich habe in meiner Jugend vieles gemacht, was nicht gut war. Das war für alle nicht einfach. Aber jetzt ist alles gut. Ich muss aber weiter auf mich aufpassen“, berichtet er. Dabei gebe ihm die Struktur sowie das Leben in der Wohngruppe Sicherheit – und ebenso der Glaube. „Den erfahre ich überall, wo ich bin“, sagt Manuel Höing.
Zu seinem Tagesablauf gehören für ihn die Gebete. „Abends bedanke ich mich für den Tag. Und in der Fastenzeit schweige ich bei den Mahlzeiten.“ Dem spirituellen Leben begegnet er auch über seine Arbeit. Manuel Höing ist gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen in der Landschaftspflege unterwegs. „Wir kümmern uns um die unterschiedlichen Anlagen der Franziskanerinnen in Münster und kommen dabei auch mit ihnen ins Gespräch“, erklärt er. Dabei ist eine Ordensfrau ist auch für ihn ein Vorbild. „Die selige Schwester Euthymia. Ich habe eine Münze bekommen, worauf die Clemensschwester abgebildet ist. Ich habe zu ihr im Internet recherchiert und finde es sehr gut, wie sie sich für andere Menschen eingesetzt hat.“ Denn er selbst sei ein sehr sozialer Mensch, der gern helfe.
Und so freut sich Manuel Höing, dass er durch die Taufe am Ostersonntag in die Gemeinschaft, die ihm so viel bedeutet, aufgenommen wird. „Meine Pflegeeltern und viele Bewohnerinnen und Bewohner werden auch kommen. Meine Freundin ist meine Taufpatin“, sagt er.
Michaela Kiepe