Museum ,Religio‘ verleiht Preise an Krippenkünst

Fast 15 000 Besucher, 176 Führungen, und der Bischof-Heinrich-Tenhumberg-Preis für zehn Krippenkünstler: Mit dieser Bilanz ist am 31. Januar die 74. Krippenausstellung im Museum ,Religio‘ in Telgte zu Ende gegangen.

In Anwesenheit zahlreicher Preisträger überreichte Ulrich Schulze, Mitglied im Verwaltungsrat des Museums, die Auszeichnungen, die auf den früheren Bischof von Münster, Heinrich Tenhumberg, zurückgehen.

Es sei keine leichte Aufgabe für die sechsköpfige Jury mit dem Bildhauer Dominikus Witte als Sprecher gewesen, unter den 150 Krippen von 121 Künstlern die preiswürdigen auszuwählen, wie Schulze in seiner Laudatio feststellte. Für die fröhlichsten Gesichter sorgten die ersten beiden Auszeichnungen, die an die Mädchen und Jungen des Katholischen Kindergartens St. Agatha in Dorsten, und an Schülerinnen und Schüler der der vierten Klasse der Hordtschule in Stadtlohn mit den Lehrerinnen Beatrix Ritter-Ostendarp und Ulrike Steinweger gingen.

Die Kindergartenkinder hatten unter Anleitung von Claudia Jägering in der Adventszeit 27 Glasbilder zu Motiven der Weihnachtsgeschichte gemalt. Die Aufforderung ,Finde das Kind: bewege dich und lasse dich bewegen‘ richteten die 42 Viertklässler aus Stadtlohn an die Betrachter ihrer Tischinstallation. Bei der schaukeln auf einem Holztablett 21 Figuren und das liegende Jesuskind anscheinend um die Wette. Zur künstlerischen Gestaltung benutzten die Kinder Materialien wie Papp- und Styrorporrollen, Filz und Textilien auf CD-Scheiben.

Aus den acht ausgezeichneten Krippengestaltungen der erwachsenen Künstler ragt das Werk von Elisabeth Striepens aus Rheda-Wiedenbrück heraus, sagte Schulze. Die 77-jährige freischaffende Künstlerin lässt auf zwei übereinander angeordneten Ebenen ihre Figuren ansteigende Wege beschreiten. Die aus Stroh gefertigten Figuren erzählen die Weihnachtsgeschichte von der Herbergssuche über die Geburt Christi bis zur Anbetung der Hirten und Könige. Mit der Szene, die die Flucht nach Ägypten thematisiert, schlägt die Krippenkünstlerin einen Bogen zu der Situation von Flüchtlingen heute. "Ihre Gestaltung wirkt so verletzlich und leicht zerstörbar und erfordert einen so behutsamen Umgang, wie er den Kindern und allen Menschenseelen, den Flüchtlingen und Asylsuchenden zukommen muss, und hat bei aller Leichtigkeit doch eine so starke Präsenz, wie sie ein jeder Mensch in seiner Würde hat, die schon dem neugeborenen Kind inne ist", führte Schulze weiter aus.

Voller Anerkennung waren die Juroren auch für Kirchenkrippe, die Luzia Rosenberger aus Bocholt für die Pfarrkirche St. Martin im Ortsteil Stenern aus Fimo und Textilien gestaltet hat. Ihre ersten Figuren fertigte Rosenberger 1978 im Weihejahr der Kirche als ,Notkrippe‘ für die Gemeinde. Die Figuren hätten bereits damals allgemeine Anerkennung gefunden und so sei die ,Stenerner Krippe‘ immer weiter komplettiert worden bis hin zum gemalten Hintergrund von 2,5 mal 4,5 Meter.

Die anspruchsvolle künstlerische Ausführung und die gedankliche Tiefe des Darstellung waren für die Jury der Anlass, dem Bild ,Bei Gott ist kein Ding unmöglich‘ von Theo Schäfer einen Preis zu zuerkennen. Der 87-jährige frühere Kunsterzieher aus Ostbevern spannt einen weiten Bogen von der Begegnung Marias mit ihrer Base Elisabeth bis zum Opfertod Christi

Auch Albert Winnemöller war schon über 80 Jahre alt, als er 2011 und 2012 die drei Intarsienbilder schuf, die er sehr sorgfältig und passgenau aus vielen Furnierhölzern zusammensetzte. ,Ochs und Esel im Stall von Bethlehem‘ nannte er die Bilder, die die Menschwerdung des Gottessohnes aus Sicht der Tiere schildern. Der frühere Tischlermeister aus Münster-Mauritz, der heute in Dülmen lebt, beginnt mit der gespannten Erwartung von Ochs und Esel, die in Vorahnung aus dem Stallfenster schauen, und schließt, nachdem sie das Neugeborene behütet haben, mit der ,Fluchthilfe‘ des Esels auf dem Weg der Heiligen Familie nach Ägypten.

Der dritte ,alte Herr‘ in der Reihe der Preisträger ist Hermann van Elteren aus Monnikendam aus den Niederlanden. Er gestaltete ein Relief zum Ausstellungsthema ,Und sie fanden das Kind‘. Der 86-jährige Künstler schnitt aus Tempex, einem Dämmmaterial aus Kunststoff, den Entwurf für einen in seinem Heimatort üblichen Giebelstein und bemalte ihn farbig. Das Relief stellt den Erlösungsauftrag von Jesus Christus von seiner Geburt an dar: mit ausgebreiteten Armen steht er als Kind inmitten von Menschen, die ihm alle innig zugewandt sind.

Den weitesten Weg hatet die Skulptur von Benjamin Mashaya aus Harare, der Hauptstadt Simbabwes, zurückgelegt. Seine Skulptur zeigt eine stilisierte Darstellung der Heiligen Familie. Als Material wählte der 36-jährige Buildhauer den harten Schwarzen Serpentin.

Die einteilige Schnitzarbeit von Marek Adam Kawiecki aus Herford verweist auf die polnische Volkskunst. Der 60-jährige Textilfärber gestaltete aus Lindenholz eine Szene aus der ,Flucht nach Ägypten‘, in der ein Engel seine mächtigen Flügel über den Flüchtenden ausbreitet und ihnen zugleich gleichsam als himmlischer Navigator den richtigen Weg weist.

Seine "naive Freude" über die Menschwerdung von Gottessohn drücke Josef Zirp aus Hagen aus. Der 66-jährige Rentner und naive Schnitzer teile seine "Freude über die Geburt des Jesuskindes" mit Maria und Josef als Eltern, die es glücklich über ihre Köpfe heben.

Alle Preisträger erhielten aus der Hand Schulzes eine Urkunde und einen Betrag von 500 Euro. Museumsleiter Dr. Thomas Ostendorf kündigte an, dass noch ein Katalog zu der Ausstellung in Vorbereitung sei. Thema der 75. Krippenausstellung soll der leicht abgewandelte Satz aus der Weihnachtsgeschichte ,Heute ist uns der Retter geboren‘ sein.

Text: Bischöfliche Pressestelle
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