Neubeckumer Pfarrei St. Franziskus testet dialogische Form der Schriftlesung
Gemeinsam in der Bibel lesen und im kleinen Kreis das Gehörte mit den eigenen Erfahrungen verbinden: "Bibel-Teilen" nennt sich diese Methode und ist heute weltweit Praxis.
Auch die Pfarrei St. Franziskus in Neubeckum möchte sich dieser Form der gemeinsamen Schriftlesung öffnen und hat sich dafür Unterstützung von Experten geholt.
Die philippinischen Steyler Missionare Pater Roberto Alda und Lougie Pontillo besuchten am 6. Oktober den Pfarreirat sowie weitere Interessierte, um mit ihnen gemeinsam die Bibel auf philippinische Art und Weise zu teilen. Pater Roberto reist derzeit anlässlich des "Monats der Weltmission" des katholischen Hilfswerks "missio" durch das Bistum Münster, um von seiner Heimat, den Philippinen, zu berichten. Er lebt bereits seit 2001 in Deutschland und leitet seit vergangenem Jahr die Pfarrei Arnold Janssen in Goch am Niederrhein.
"Die beste Übung ist die Praxis", erklärte Pater Roberto zu Beginn und schon ging es los. Nach einem Lied und dem Entzünden einer Kerze in der Mitte wurde die Bibel aufgeschlagen und gemeinsam ein Text aus dem Lukasevangelium gelesen. In kleinen Gruppen tauschten sich die Anwesenden anschließend über die Frage aus "Was hat das Wort Gottes mir gesagt?" Mit einem weiteren Lied endete das gemeinsame "Bibel-Teilen".
"Es geht darum, die Bibel zu feiern", erklärte Hans-Georg Hollenhorst, "misso"-Diözesanreferent für das Bistum Münster, während er Bilder von "Bibel-Teilen" von verschiedenen Kontinenten zeigte. "Es ist eine andere Art, Kirche zu sein, wenn man miteinander im Gespräch ist", betonte er. Diese dialogische Form könne eine Chance sein, Kirche anders zu erleben.
Die beiden Steyler Missionare ließen die Neubeckumer schließlich an ihren Erfahrungen aus der Heimat teilhaben. Einmal pro Woche treffe sich die Nachbarschaft in einem der Familienhäuser, meistens abends, um die Bibel zu teilen. "Wir kommen zusammen und verbinden den Bibeltext mit den Erfahrungen aus der Woche", beschrieb Lougie Pontillo. Dabei sei die Bibel eine Ermutigung im Leben, weil sie stets eine frohe Botschaft vermittle und Hoffnung gebe – "auch, wenn es uns mal schlecht geht, weil jemand krank ist oder wir nur wenige Fische gefangen haben", fügte er beispielhaft hinzu. Auch Pater Roberto ermutigte die Gemeindemitglieder zu diesem Prozess: "Ich weiß, unsere Kulturen sind wie Tag und Nacht, aber Bibel-Teilen kann auch hier funktionieren."
Ute Tusch vom Pfarreirat staunte über die philippinische Art der Schriftlesung. "Es geht also auch einfach und unkompliziert und trotzdem steht das Wort Gottes im Mittelpunkt." Diese lockere Form eigne sich gut, um Teamsitzungen gemeinsam zu beginnen, schlug sie den Bogen zum Alltag der Pfarrei. Pfarrer Thomas Linsen bekräftige dies: "Indem wir die Methode des ‚Bibel-Teilens‘ in unseren Pastoralplan aufnehmen, versuchen wir den Glauben zu verlebendigen. Wir müssen anfangen, damit zu experimentieren." Einen weiteren Versuch unternimmt die Pfarrei am Sonntag, 13. November, um 18 Uhr im Paul-Gerhardt-Haus mit einem Gottesdienst, in dem das "Bibel-Teilen" im Mittelpunkt steht.
Bildunterschrift: "Bibel-Teilen" auf Philippinisch: (von links) Pastoralreferentin Birgitta Grotenhoff, Pfarrer Thomas Linsen, Pater Roberto Alda, Ute Tusch vom Pfarreirat, Pfarrer Günther Falkenberg und missio-Diözesanreferent Hans-Georg Hollenhorst wagten den Versuch gemeinsam.
Der Austausch in Kleingruppen über einen vorher gehörten Bibeltext gehört zur Methode des "Bibel-Teilens".
Text: Bischöfliche Pressestelle / 07.10.16
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de
Foto: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann