Pfarrei St. Marien Lünen verabschiedet ihren Küster nach 40 aktiven Jahren

, Bistum Münster, Kreisdekanat Coesfeld

Wie viele Kerzen er in der St.-Gottfried-Kirche entzündet hat, vermag Alfred Kiesewetter nicht zu beantworten. Aber die Zahl wird in den vergangenen 36 Jahren wohl in die Hunderte gehen. So lange ist der 94-Jährige als Küster in Lünen-Wethmar tätig. „Angefangen habe ich aber schon vor 40 Jahren. Genauer gesagt am 1. Dezember 1983.

Pfarrer Heinrich Kopowski hatte mich gefragt, ob ich die Anlagen rund um das Pfarrhaus pflegen könnte“, berichtet Kiesewetter von den Anfängen. Mit Pflanzen kannte sich der gebürtige Sauerländer aus. „Mein Vater war Gärtner. Ich habe früh auf unserem Hof in Sundern in der Landwirtschaft gearbeitet und das auch gelernt“, blickt er zurück. Eine Anstellung in Waltrop ließ ihn seine alte Heimat verlassen. Später war er als Fräser bei der Eisenhütte Westfalia in Lünen tätig. „Allerdings stand 1987 dort Kurzarbeit an. Da war ich froh, als der Pfarrer mich gefragt hat, ob ich auch den Küsterdienst übernehmen könnte. Das habe ich gern angenommen“, erzählt der siebenfache Vater. Nach einer kurzen Einweisung durch seinen Vorgänger, machte sich Kiesewetter an die Arbeit. „Das meiste habe ich mir selbst beigebracht. Man muss die Arbeit sehen. Das ist wichtig“, ist er überzeugt. 

Kiesewetter hat seine Aufgaben mit Leib und Seele ausgefüllt. Neben der Pflege der Grünanlagen rund um die Kirche und später auch um den Kindergarten kümmerte er sich ebenso um das Gotteshaus. Besonders habe ihm die Arbeit mit den Messdienerinnen und -dienern Freude gemacht. „Ich habe sie ausgebildet, die Pläne geschrieben und zu ihnen nach Hause gebracht. Früher hatten wir immer zwischen 60 und 70 Messdiener“, beschreibt er sein Engagement. Und natürlich habe er bis vor ein paar Jahren selbst in den Gottesdiensten gedient. Lange wurde jeden Morgen in St. Gottfried die heilige Messe gefeiert, an den Wochenenden gab es drei Gottesdienste. „Dafür habe ich alles vorbereitet, das Gewand für den Priester herausgelegt, die Kerzen angezündet. Eben alles, was dazugehört“, erzählt der Küster. Die letzten Jahre seien schwierig gewesen, denn „Corona hat viel kaputt gemacht“.

Pfarrer kamen und gingen, aber Alfred Kiesewetter blieb in St. Gottfried

Als Küster in der St.-Gottfried-Kirche in Wethmar gehörte 36 Jahre nicht nur das Entzünden der Kerzen für Alfred Kiesewetter zu seinen Aufgaben. Am 17. Dezember verabschiedet die Gemeinde den 94-Jährigen in den Ruhestand.

© Bischöfliche Pressestelle/Michaela Kiepe

Wenn Kiesewetter gesundheitlich nicht auf dem Damm war, sprangen drei seiner Kinder für ihn ein. „Wir haben uns um alles gekümmert. Wir kannten seine Aufgaben, weil wir damit groß geworden sind“, berichtet Elisabeth Goldwich. Die 63-Jährige ist bis heute die offizielle Vertretung ihres Vaters. 

Trotz seiner stolzen 94 Jahren ist Kiesewetter immer noch aktiv. Sein Rezept fürs Alter: „Man muss nur wollen. Ich habe immer gesagt, dass ich 100 Jahre alt werden will.“ Dafür habe er auch gebetet. Insgesamt ist ihm der Glauben wichtig. Gern erinnert er sich an die Wallfahrten nach Eggerode oder ins belgische Banneux, an denen er als Kolpingbruder teilgenommen hat. Das habe ihn immer beflügelt. „Zu sehen, wie andere sich aus dem Glauben freuen und auch dabei sind, hat mir immer gutgetan“, erklärt er. 

Im Sonntagsgottesdienst am 17. Dezember um 11.15 Uhr verabschiedet die Gemeinde nun ihren Küster. Doch daran möchte Kiesewetter noch nicht wirklich denken. Auf die Frage, ob er sich freue, antwortet er nach einer kurzen Bedenkzeit mit einem klaren „Jein“. „Die Arbeit war auch mein Hobby. Das hat mich erfüllt“, erklärt er und lächelt. 

Michaela Kiepe