St.-Klara-Kita in Borken feiert ersten Namenstag

, Kreisdekanat Borken

„Gottes Klara ist so wunderbar, Gottes Klara ist so wunderbar, so wunderbar groß“, schallt es laut in hellen Kinderstimmen über den Spielplatz der St.-Klara-Kita in Borken. Es ist ein besonderer Tag für die katholische Einrichtung, denn sie feiert zum ersten Mal den Namenstag ihrer Namensgeberin, der heiligen Klara (11. August). Und dass, obwohl die Kita schon 51 Jahre alt ist. Doch bisher waren die sieben Kitas der Pfarrei St. Remigius nach den Straßennamen, an denen sie liegen, benannt. So hieß die St.-Klara-Kita vorher Kita St. Remigius am Nordesch, „obwohl sie eigentlich an der Königsberger Straße liegt“, erzählt Kita-Leiterin Heike Finis. „Sehr verwirrend.“

Das fand auch der leitende Pfarrer, Propst Christoph Rensing, und brachte die Idee ins Spiel, die Kitas umzutaufen. „Sein Anliegen war auch, das katholische Profil zu stärken und für jede Kita ein Alleinstellungsmerkmal in den Heiligen zu finden“, erklärt Kaplan Ralf Meyer Er ist innerhalb der Pfarrei für die St.-Klara-Kita zuständig und daher natürlich auch an diesem Tag vor Ort. Zusammen mit den Kindern sitzt er draußen auf einer Holzbank und singt, was die Kehle hergibt. 

Die Erzieherinnen und Erzieher der heutigen St.-Klara-Kita waren anfangs von der Umtauf-Idee wenig begeistert, hatten Angst durch die Namensänderung ihre Identität zu verlieren. „Die Kita ist zur selben Zeit wie das sie umgebende Wohngebiet entstanden“, führt Finis aus. „Nordesch war Name und Integration zugleich.“ Daher wurde in ihrer, wie in allen Kitas Wert darauf gelegt, dass die Namensfindung nicht „von oben herab“ geschehe. „Es war von Anfang an klar, alle an dem Prozess zu beteiligen,“ ergänzt Verbundleitung Leoni Bonhoff. Alle, das heißt Erzieherinnen, Erzieher und Verbundleitung, Pastoralteam sowie Kirchenvorstandsmitglied, aber auch die Familien und vor allem die Kinder.

Als erstes galt es, aus den mehr als 6.500 Heiligen der katholischen Kirche Kita-taugliche vorzuschlagen. Nur Maria war keine Option. „Fünf Kitas anderer Träger in Borken sind schon nach der Mutter Jesu benannt“, erzählt Finis lachend. Aus letztendlich 21 Vorschlägen schafften es vier in die letzte Runde: Edith Stein, Paula, Klara und Jakobus. Um die Wahl zu erleichtern, wurde den Kindern aus dem Leben der vier Heiligen mittels Kamishibai, eines japanischen Erzähltheaters, vorgespielt. „Die Eltern bekamen Informationen und Heiligenlegenden zugeschickt, da sie wegen Corona nicht in die Kita durften“, erklärt Finis. 

Bei dem fünfjährigen Tobias entschied sich der Familienrat aus Eltern sowie Oma und Opa für Klara. Dass die Demokratie ihre eigenen Gesetze hat, mussten die Eltern erfahren, als Tobias beim Gang in die Wahlkabine mitteilte, dass er anstatt Klara für „Edel Stein“ (Edith Stein) stimmen würde. Damit löste er eine „Familienkrise“ aus. 

Auch eine Gruppe von Jungs probte den Aufstand und erklärte, dass sie nicht mehr in die Kita kommen würden, wenn es nicht Jakobus werde. „Die Gruppe war von Anfang an für ihn, weil er ein Freund Jesu und echt cool war“, erzählt Finis lachend von dem Mini-Aufstand. Und auch, weil er bei Jesus geblieben sei, als er am Kreuz starb. Letztendlich machte aber doch Klara das Rennen, „mit vier Stimmen Vorsprung vor Paula“, berichtet Bonhoff. „Als Klara den Jungs anschließend ein Eis ausgegeben hat, waren auch die mit der Wahl einverstanden.“ Und so wurde aus der Nordesch- die St.-Klara-Kita. Die Einrichtung an der Nina-Winkel-Straße in Hovesath heißt nun Kita Sankt Franziskus, die an der Robert-Koch-Straße Sankt Lucia und die am Nünningsweg Sankt Anna. „Ich freue mich über diesen Beteiligungsprozess“, berichtet Kaplan Meyer. „Es ist toll, dass die Kinder auf diese Art im Kleinen lernen, wie Kirche auch gehen kann.“ 

Eine besondere Überraschung hielt der erste St.-Klara-Tag noch für die Kinder bereit. Denn Klärchen ist in die Kita eingezogen. Sie sitzt so selbstverständlich mit im Singkreis, als wäre sie schon immer dagewesen. Mit ihrer braunen Kutte und dem großen Holzkreuz auf der Brust fällt sie allerdings ein wenig aus der Reihe. „Die Handpuppe soll als Identifikationsfaktor dienen“, erklärt Finis. „Und sie heißt Klärchen und nicht Klara, da die Kinder ja wissen, dass Klara gestorben ist.“ Auf jeden Fall haben die Kinder die Puppe gleich ins Herz geschlossen. „Jetzt wird sie vor Liebe erdrückt“, sagte Kaplan Meyer lachend, als sich am Ende des Liedes alle auf Klärchen stürzen und sie drücken wollen.

Bildunterschrift:

Lara, Maximilian, Helene und Tobias (von links) haben viel Spaß mit Klärchen, die sie in ihre Mitte genommen haben.

Text und Foto: Jürgen Flatken