Viktortracht

Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner hat am Sonntag, 13. Oktober 2013 das 750-jährige Jubiläum des Xantener Doms gefeiert.

Mit dem Bischof von Münster, Dr. Felix Genn sowie den Weihbischöfen Dr. Christoph Hegge, Wilfried Theising und Heinrich Timmerevers feierte der Kardinal den festlichen Gottesdienst, an dem allein im Dom rund 1.500 Gläubige aus Nah und Fern teilnahmen. Viele verfolgten den Gottesdienst an den Großleinwänden im Kreuzgang und der Marienschule. Die Große Viktortracht, die im Anschluss an die Eucharistiefeier stattfinden sollte, wurde aufgrund von starkem Wind und Regen im Dom durchgeführt. Fahnenträger, Schüler und Ministranten begleiteten den Schrein des Heiligen durch das Gotteshaus.

Kardinal Meisner, der von Papst Franziskus als Legat nach Xanten entsandt worden war, überbrachte die persönlichen Grüße des Papstes. Er freue sich, mit den Xantenern in diesen Tagen verbunden zu sein, schrieb Papst Franziskus. Der Xantener Dom sei nicht nur ein historischer Raum, sondern ein Ort des Bekenntnisses. Die Kirche, so lautete die Botschaft von Papst Franziskus, dürfe sich nicht in erhabene Räume zurückziehen. Die Kirche dürfe keine Angst haben, mit Menschen in Kontakt zu kommen. Vielmehr müsse sie das Gespräch mit ihnen suchen, um so Helfer in ihren Nöten und Sorgen zu sein. "Gott ist in unserer Mitte", mahnte der Papst in seinem Schreiben. Er forderte die Kirche auf, zur "Einfachheit" zurückzukehren. Die Kirche dürfe nicht die einfache Sprache des Mysteriums, des Geheimnisses des Glaubens, verlieren. Sie verliere sonst die Menschen, die sie nicht mehr verstünden. Das Jubiläum gibt nach Ansicht des Papstes die Gelegenheit, zu überprüfen, ob die Kirche noch in der Lage ist, die Herzen der Menschen zu erwärmen und eine Begegnung mit Christus zu ermöglichen.

Seit 1228 wird die Große Viktortracht zu wichtigen Ereignisses begangen und der 100 Kilogramm schwere Schrein durch die Stadt getragen. "Damit sollen wir ermutigt werden, ein persönliches Bekenntnis zu Jesus Christus abzulegen", sagte Propst Klaus Wittke, Pfarrer der St.-Viktor-Pfarrei zu Beginn des Gottesdienstes. "Als Glaubende in Xanten und am Niederrhein stehen wir in einer Reihe bedeutender christlicher Bekenner. Nicht nur das Andenken an den heiligen Viktor und seine Gefährten halten wir in der Krypta unseres Domes lebendig, sondern auch die Erinnerung an sechs Männer, die in der Zeit der Nazi-Barbarei wegen ihrer christlichen Glaubens- und Lebenshaltung leiden und sterben mussten: Karl Leisner, Nikolaus Groß, Heinz Bello, Gerhard Storm, Wilhelm Frede und Johannes Maria Verweyen."

In seiner Predigt erinnerte Kardinal Meisner an das Leiden der Märtyrer. "Xanten beschließt im Norden die blutige Spur vieler tapferer Christuszeugen, die als Mitglieder der römischen Legion ihr Leben für Christus hingegeben haben. Unsere heimatliche Erde ist durch ihr Martyrium bewohnbar geworden, weil Gott sie durch ihr Blut als Heimstatt für die von ihm geliebten Menschen bereitet hat", rief er den Gläubigen zu. Der Xantener Dom sei ein festes Fundament für die Christenheit und stoße die Christen als lebendiger Stein dazu an, als Missionare die Botschaft Jesu weiterzutragen. Über den Gräbern der Märtyrer errichtet, sei der Dom ein für Christus geöffneter Raum, ein Zeichen seiner Gegenwart, sagte Meisner. Die offene Kirche zeige, dass Gott auf jeden Menschen warte. Oft werde die Frage, wozu die Kirche noch da sei, provozierend in den Raum gestellt. "Nur als Christen können wir die ganze Wirklichkeit in der Welt verstehen", sagte Meisner. Es gebe keine Alternative dazu, dass Christen sich für die Welt engagierten, indem sie als Missionare die Botschaft weitertrügen. Meisner zitierte den 2007 verstorbenen Pariser Erzbischof, Kardinal Jean-Marie Lustiger, der gesagt hatte, die Christen hätten noch gar nicht angefangen, die Botschaft Christi umzusetzen. "Wir sollten endlich anfangen, das Evangelium zu verwirklichen", sagte Meisner.

Traditionell führt die Prozession zu Ehren des heiligen Viktors durch die Stadt hinauf auf den Fürstenberg, den Ort seiner Hinrichtung. Die vermutlichen Gebeine des Heiligen werden seit dem 12. Jahrhundert im Viktorschrein aufbewahrt, dem ältesten Reliquienschrein des Rheinlandes. Der Römer Viktor gehörte laut Überlieferung der aus christlichen Soldaten bestehenden Thebäischen Legion (3./4. Jahrhundert) an und soll mit 330 anderen Gefährten auf ihrem Zug von St. Moritz ins Rheinland den Märtyrertod erlitten haben. Die letzten großen Viktortrachten haben 1921, 1936, 1966 und 1991 stattgefunden. Berühmt geworden ist die Große Viktortracht im September 1936, die im engen Zusammenhang mit dem Auffinden des Märtyrergrabes durch Walter Bader stand. Diese Viktortracht, an der 25.000 bis 30.000 Katholiken teilnahmen, war eine der überwältigenden Demonstrationen des Katholizismus im Dritten Reich. Gaben Veranstaltungen wie diese doch den Gläubigen in schweren Zeiten die Möglichkeit, sich mit den Bischöfen als Hüter des Glaubens zu identifizieren. In der Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bildete die Viktortracht 1966 den Abschluss der Wiederaufbauarbeiten der Krypta und des Domes.

Text: Bischöfliche Pressestelle
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