Weihbischof Lohmann besucht Kriegsgräberstätte Weeze zum Volkstrauertag

, Kreisdekanat Kleve

Nach einem Gottesdienst in der St.-Cyriakus-Kirche in Weeze hat Weihbischof Rolf Lohmann am 19. November die Gedenkrede zum Volkstrauertag gehalten. Zuvor hatten Schülerinnen und Schüler des Collegium Augustinianum Gaesdonck Kerzen zur Erinnerung an die Kriegsopfer aufgestellt. Vor Vertreterinnen und Vertretern zahlreicher Vereine und Veteranenverbänden sowie der Politik erinnerte Lohmann an das aktuelle Kriegsgeschehen in der Ukraine sowie in Israel und Palästina: „Die Kriegsgräberstätte Weeze erfüllt in diesen Zeiten eine doppelte Funktion. Die Grabsteine sind die stummen Zeugen des sinnlosen Abschlachtens und Sterbens im Krieg. Sie mahnen uns stumm, dass Frieden einen denkbar hohen Preis haben kann. Zweitens erinnert sie uns daran, dass gewohnter Frieden fragil werden kann. Die Toten und die Grabsteine sind für uns Mahnung und Auftrag zugleich.“

An der Kriegsgräberstätte in Weeze hielt Weihbischof Rolf Lohmann (am Rednerpult) die Gedenkrede, in der er dazu aufrief, solidarisch zu sein mit Menschen, die unter Verfolgung leiden und vor dieser fliehen.

© Bistum Münster

Es sei gefährlich, sich an den Frieden zu gewöhnen: „Viele von uns kennen den Krieg nur vermittelt aus den Geschichtsbüchern, oder aus Dokumentationen in Museen, Filmen, Büchern, Zeitschriften“, erklärte Lohmann, doch „wir haben nicht gehungert, sind nicht geflohen, haben nicht alles verloren.“ Dies könne dazu führen, gegenüber den kriegerischen Entwicklungen auf der Welt abzustumpfen. Der Weihbischof rief dazu auf, Haltung zu bewahren: „Diese darf nicht darin bestehen, politische Entwicklungen auszusitzen, oder gar zu tolerieren. Ich sage es sehr deutlich: Menschen, die aus verschiedenen Kriegsgebieten fliehen und Schutz bei uns suchen, dürfen nicht politisch instrumentalisiert werden, um eine gewisse Wählerschaft zu erreichen. Frieden setzt eine demokratische Konsensfähigkeit voraus, an der wir alle beteiligt sind, indem wir von unserem Recht auf Stimmabgabe bei Wahlen Gebrauch machen. Wir sind ein Land, das aushält, solidarisch zu sein mit Menschen, die unter Verfolgung leiden und vor dieser Verfolgung fliehen.“

Das Zusammenleben in Deutschland gelinge, „wenn wir in einer großen Offenheit auf andere zugehen, wenn wir die verschiedenen religiösen Traditionen und Gebräuche akzeptieren. Wenn wir uns demokratisch streiten und dennoch sicher sind, dass wir alle auf dem gleichen verfassungsmäßigen Grund und Boden stehen.“ Doch sei gerade zu erleben, „dass jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger wieder Angst haben, in Deutschland zu leben. Das ist unfassbar erschreckend. Mir fehlen die Worte dafür, was viele Jüdinnen und Juden gerade in Deutschland erleben müssen. Wir sind alle gefordert ein lautes „nie wieder!" auszurufen, wo wir von Verfolgung Kenntnis erlangen. Nie wieder dürfen Menschen ihres Glaubens wegen, ihrer sexuellen Orientierung wegen, verfolgt werden.“

Christian Breuer