500 Quadratmeter Blumen, Sträucher und Stauden

Was für die Auszeichnung als ökofaire Gemeinde brandaktuell ist, hat in der Gemeinde St. Theresia in der Pfarrei Liebfrauen-Überwasser in Münster eine jahrzehntelange Tradition: Die Blumen für den Kirchenschmuck kommen bereits seit 25 Jahren weitgehend aus dem Kirchgarten nebenan.

Birgit Boeswald gestaltet mit weiteren Ehrenamtlichen den Blumenschmuck für die Kirche mit Blumen aus dem von ihnen gepflegten Kirchgarten.

© Karola Wiedemann

Als Birgit Böswald 2001 mit ihrer Familie nach Münster in die Gemeinde St. Theresia kam, gab es zwar schon diesen Kirchgarten. Aber ursprünglich von einer Pfarrhaushälterin angelegt, war er im Laufe der Jahrzehnte zunehmend „naturnaher“ geworden. Vor nunmehr 25 Jahren wurde er aus seinem Dornröschenschlaf geweckt. Auf 500 Quadratmetern hinter der Kirche wachsen seither unzählige Stauden und Schnittblumen. Heute wird der Kirchgarten von zwölf Frauen ehrenamtlich gepflegt. Allwöchentlich fertigen drei von ihnen daraus frischen Blumenschmuck für die Kirche. Eine der Frauen ist Birgit Böswald. „Für mich ist dieser Garten Schöpfung. Wenn ich im Garten bin und die Kirchenglocken läuten, spüre ich die besondere Atmosphäre dieses Fleckchens Erde. Dann ist dieser geistliche Nutzgarten für mich ein Paradies“, erzählt sie. „Ich war immer schon gartenaffin und habe schon als Kind Blumen an die Mutter Gottes gestellt.“

Jede der Frauen zeichnet verantwortlich für ein oder mehrere Beete. Die Beete der einzelnen Frauen sind teilweise mit den Namenspatroninnen der Frauen gekennzeichnet. So steht auf dem Beet von Birgit Böswald ein umgedrehter Blumentopf mit der Aufschrift „St. Birgitta“. Jede der ehrenamtlichen Gärtnerinnen sät, pflanzt, hegt und pflegt auf ihre Art und wann es ihr zeitlich passt. Ein entscheidendes Kriterium ist: Die Blumen sollten sich für den Kirchenschmuck eignen. Langstielig sollten sie sein, in der Vase möglichst lange haltbar sein und kräftige Farben haben.  Gedüngt wird der Garten vor allem mit eigenem Kompost. Das Gießwasser kommt, so weit verfügbar, aus den drei großen Regenwassertonnen.

Was an Blumen zugekauft werden muss, kommt vom Markt und möglichst aus deutschem Anbau. „Wir wollen keine Exotik in die Kirche tragen. Wir kaufen lieber Gladiolen statt Papageienblumen“, erläutert Birgit Böswald das Konzept der Kirchgärtnerinnen. Und in der Adventszeit steht nur eine Wurzel einer Mooreiche, die jede Woche mit einer weiteren Kerze und mehr Grün geschmückt wird im Altarraum. Daraus erwächst dann zu Weihnachten die Krippe. Weihnachtssterne gibt es erst zu Weihnachten.

Die Frauen verstehen den Blumenschmuck in der Kirche nicht als Deko. Vielmehr wollen sie damit die Liturgie unterstreichen und immer passend zum Fest im Kirchenjahr die Blumen und die Art des Schmucks auswählen. So findet man in dem Garten überall Schilder mit dem Namen der dortigen Blumen und dem dazu passenden Fest im Kirchenjahr. „Allerdings halten sich die Blumen und das Gartenjahr nicht unbedingt an das Kirchenjahr. Die Osterglocken blühen nicht immer zu Ostern und die Pfingstrosen nicht immer zu Pfingsten“, erklärt Birgit Böswald schmunzelnd. Dann müssten andere, kreative Lösungen gefunden werden, wie mit gelben, orangenen und roten Blüten die Feuerzungen, von denen die Bibel spricht, nachempfunden werden könnten, fügt sie hinzu.
Die Frauen achten zudem immer darauf, welche Blume welche Bedeutung hat in der Kunst, in der Heilkunde und in der Volksfrömmigkeit. Zur Kräuterweihe am Sonntag nach Mariä Himmelfahrt bekommen die Gottesdienstbesucher In Form eines kleinen gesegneten Kräuterstraußes aus dem Garten den Segen aus der Kirche mit nach Hause, auf dass er sich dort zum Wohle aller entfaltet.

Text: Karola Wiedemann