Indem er die voraussetzungsvolle und nur scheinbar selbstverständliche Verwendung der Begriffe Natur und Geschlecht problematisiert, macht der Beitrag von Magnus Striet auf Bedingungen aufmerksam, unter denen normative Vorstellungen von Christinnen und Christen nachvollziehbar in den gesellschaftlichen Diskurs eingebracht werden können. Wie schwierig ein entsprechendes Umdenken und eine Veränderung kirchlicher Rede über Sexualität ist, spiegeln die Einschätzungen von Markus Wonka über die Diskussionen im Forum „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ des Synodalen Weges. Erfreulich ist der Anlass für das Schreibgespräch zwischen Gabriele Otten und Bischof Dr. Felix Genn. Dem Religionsunterricht wird zugetraut, einen Beitrag zu einer selbstbestimmten sexuellen Bildung zu leisten. Dazu passt die Fotoauswahl dieses Heftes; sie ist angeregt durch die Liebeslyrik des Hoheliedes Salomos aus dem Ersten Testament.
Dass sexuelle Bildung als Stärkung von Identität die beste Prävention gegen sexualisierte Gewalt darstellt, erläutert der erste Beitrag unter der Rubrik BEISPIEL. Klartext sprechen kann heißen Unsicherheit zu teilen und Befangenheit zur Sprache zu bringen, wie aus Präventionsschulungen mit Lehrerinnen und Lehrern berichtet wird. Dazu passen Hinweise aus der sexualpädagogischen Praxis. Die Fragen junger Menschen bringen vor allem deren Bedürfnis zum Ausdruck normal zu sein und dazu zu gehören. Eine Atmosphäre, in der sie sich öffnen können, entsteht vermutlich nicht zufällig in Projekten mit außerschulischen Partnern. Denn diese können auf die üblichen unterrichtlichen Routinen von Abfrage und Bewertung verzichten. Dennoch bleibt nicht nur der Religionsunterricht herausgefordert, beim Thema Sexualität Klartext zu sprechen.
Unter der Rubrik LESENSWERT finden Sie eine Besprechung der letzten Veröffentlichung des verstorbenen Moraltheologen Eberhard Schockenhoff. Es trägt den Titel „Die Kunst zu lieben“. Die Lektüre sei denen ans Herz gelegt, die Menschen von heute einen Zugang zur „Grundmelodie“ kirchlicher Sexualethik eröffnen wollen.