11.600 Besucher bei Krippenausstellung: Mehr als vor der Corona-Pandemie

, Kreisdekanat Warendorf

 „Die ganze 82. Krippenausstellung war ein voller Erfolg.“ Dieses Fazit hat Dr. Anja Schöne, Leiterin des Relígio-Museums in Telgte, zum Ende der Ausstellung mit dem Titel „Mittendrin“ gezogen. Mit mehr als 11.600 Besucherinnen und Besuchern war diese besser besucht als die letzten Krippenausstellungen vor der Corona-Pandemie. 

In einer Feierstunde zum Abschluss der Krippenausstellung dankte Museumsleiterin Dr. Anja Schöne dem Museumsteam für dessen Einsatz.

© Museum Relígio

Schöne führte dafür verschiedene Gründe an: „Die Menschen haben nach den letzten beiden Jahren wieder Lust, in Museen zu gehen“, vermutete die Musemsleiterin. Ebenso böte die Krippenausstellung „einfach mal was Schönes“. So greife sie zwar Themen vom Missbrauch bis zum Krieg in der Ukraine auf, „der Tenor und die Stimmung der Ausstellung aber ist positiv, vielfältig, kreativ, überraschend, sinnlich, erheiternd“, nennt Schöne Gründe, die die Ausstellung zum Publikumsmagneten machen. Ihr Dank gilt dem Einsatz des Museumsteams, der sich besonders bei den vielen Führungen gezeigt habe. Fast 90 Erwachsenen- und 50 Kindergruppen seien in den vergangenen Monaten durch die Krippenausstellung geführt worden.

Den letzten Öffnungstag am 22. Januar nutzten die Verantwortlichen, um den Krippenpreis des Bistums Münster an zehn der insgesamt 124 Künstlerinnen und Künstler zu verleihen. Der Telgter Propst Dr. Michael Langenfeld sowie Prof. Dr. Thomas Flammer, Leiter der Abteilung Kunst und Kultur im Bistum, zeichneten drei Kindergruppen mit einem Preis aus: den Kindergarten St. Cyriakus aus Weeze mit der Krippe „Mittendrin – Jesus kommt mitten in unsre Welt“, die Arbeit „Der neue Schüler – mitten unter uns“ von der Klasse 3b der Marienschule in Telgte sowie das Gemeinschaftswerk „Weihnachten verbindet“ der Konfirmandengruppe der Ev.-Luth. Kirchengemeinde in Kamen-Methler. 

Eine Trost- und Hoffnungskrippe

Malte Tillmann aus Telgte erhielt den Preis für sein Mandala-Wandbild mit der geschnitzten Heiligen Familie, Alex Furtmann aus Bocholt für seine 23-teilige Lebensgeschichte Jesu, die er aus Materialien aus der abgerissenen Herz-Jesu-Kirche geschaffen hat. „In dieser Krippe ist gewissermaßen eine Kirche verborgen, die so für alle Christen, die ihre Kirchengebäude in den letzten Jahren verloren haben, so etwas wie eine Trost- und Hoffnungskrippe ist“, erklärte Langenfeld. Ein weiterer Krippenpreis ging an den Architekten Wilfried Josef Funke aus Duisburg für seine Krippe mitten in der Stadt. Franz Klein-Wiele aus Bottrop erhielt den Preis für seine Rauminstallation mit Krippenfiguren, die sich um die Achse drehen lassen. 

Eine sozialkritische Arbeit ist die „Knastkrippe: Jesus mittendrin“ von Rudi Bannwarth aus Ettlingen bei Karlsruhe, die Maria als junge Frau mit Jeansjacke zeigt, die ihren Verlobten Josef mit ihrem Kind im Gefängnis besucht. „Jesus ist mittendrin, selbst und gerade an solchen Orten der Einsamkeit und der Verzweiflung an Orten, wo ein innerer und äußerer Überlebenskampf tobt“, begründete der Propst die Entscheidung der Jury, die sich von den Kriterien Eigenständigkeit und Originalität, Kreativität und Umsetzung des Themas leiten ließen. Ebenfalls ausgezeichnet wurde die Rauminstallation „Schöpfung unter Spannung“ der Gruppe tx 02, eine Gruppe von international und national arbeitenden Künstlerinnen und Künstler. Den Publikumspreis erhielt zum zweiten Mal der Diplom-Designer Jens Henning aus Münster mit seinem Werk „Schicksal“.

"Er ist mittendrin, wo andere nicht hingehen"

Mit Bezug auf das Thema der Ausstellung „Mittendrin“ hätten die Arbeiten gezeigt, dass es dem menschgewordenen Gott nicht darum gehe, im Mittelpunkt zu stehen oder sich in einflussreichen Kreisen aufzuhalten, verdeutlichte Propst Langenfeld. „Er ist mittendrin, wo andere in der Regel nicht hingehen.“ Aus Sicht des Geistlichen haben sich die Mühen und Anstrengungen gelohnt: „Weil die 82. Telgter Krippenausstellung dazu beigetragen hat, in Zeiten der Kriege und Krisen, der Verunsicherungen und Ängste das Vertrauen zu stärken, dass in der Krippe ein Gott liegt, der mittendrin ist, mitten unter uns Menschen, mitten in unserer Freude und Trauer, mitten in unserem Mut und unserer Angst.“

Ann-Christin Ladermann