17.08._Eine Pflegemutter berichtet über ihre Arbeit

23 Kindern hat Maria (Name geändert) schon ein Zuhause gegeben. Manchen auf lange Zeit, manchen nur kurz. Die 62-Jährige ist Pflegemutter und engagiert sich in der Bereitschaftspflege.

Und das mit viel Herzblut und Elan. "Pflegekinder halten jung", sagt sie und lacht. Ihr ältestes Pflegekind ist heute bereits 34 Jahre alt. Maria hat auch zwei eigene erwachsene Kinder. Ihr Rezept: "Leichtigkeit und Humor. Das ist schon die halbe Miete."

In der Bereitschaftspflege nimmt sie Kinder meist im Alter bis zu zwei Jahre für eine bestimmt Zeit auf. "Bis geklärt ist, wie es für die Kleinen weitergeht. Ich lasse mich jedes Mal total auf das Kind ein. Der Abschied fällt dann nicht leicht, egal wie lange es bei uns war", gibt sie zu. Ihren eigenen Kindern ginge es da nicht viel anders. Anschließend nehme sie sich Zeit, um zu trauern. "Aber danach ist alles wieder gut. Das schrubbt die Seele wieder sauber", ist Maria überzeugt. Gut sei es, weiterhin ab und zu Kontakt zu den Kindern zu halten. Kein Kind könne sie auf Reserve betreuen. "Es ist sofort meins. Ohne Netz und doppelten Boden. Das spüren die Kinder, und es gibt ihnen Halt", ist sie überzeugt. Ihr ist es ein Anliegen, dass die Kinder sich schnell bei ihr geborgen fühlen. "Sie haben oft schon viel mitgemacht und es fehlt ihnen trotzdem nicht an Lebensmut und Lebensfreude. Das ist toll."

Maria schätzt die Begleitung des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) Recklinghausen. "Sie suchen die Pflegefamilien für meine Schützlinge aus. Das passt eigentlich immer zusammen", lobt sie die Arbeit der Mitarbeiterinnen beim SkF. "Als ich vor 30 Jahren das erste Kind zur Dauerpflege aufgenommen habe, hat mir die intensive Betreuung sehr geholfen. Bei Fragen oder Problemen konnte ich mich jederzeit melden", erinnert sie sich. Das gab ihr ein sicheres Gefühl. "Manche Pflegeeltern wünschen sich eine intensive Begleitung. Vor allem dann, wenn das Kind auch therapeutisch behandelt werden muss", erklärt Judith Arhelger, die gemeinsam den Adoptions- und Pflegekinderdienst sowie die Bereitschaftspflege beim SKF mit ihren Kolleginnen Andrea Korte-Toffel und Julia Hentzel betreut. Sie wissen, dass die Kinder, die von ihnen begleitet werden, alle ein "Paket" mitbringen. "Auch wenn sie noch klein sind. Wir wissen nicht, was beispielsweise während der Schwangerschaft passiert ist", erklärt Arhelger. "Es ist jedes Mal wie eine Wundertüte", bestätigt Maria.

Wichtig beim Umgang mit diesen besonderen Kindern sei es, sich von ihnen an die Hand nehmen zu lassen. "Das bedeutet nicht, sie zu verwöhnen. Pflegekinder sind andere Kinder. Ratschläge wie bei eigenen Kindern funktionieren nicht", kann Maria aus ihrer langjährigen Erfahrung sagen. Eine Bindung aufzubauen sei dabei sehr wichtig. Ihr erstes Pflegekind sei stark traumatisiert gewesen. "Wir haben ihn mit zwei Jahren bekommen. Viel Zeit haben wir im Krankenhaus verbracht. Besuchskontakte zu den leiblichen Eltern gab es nicht", berichtet Maria. Der kleine Junge habe viel geschrien. Und wenn die Familie nicht weiterwusste, hat sie sich beim SKF gemeldet.

Bei anderen Kindern habe es regelmäßig Besuchskontakte zur Ursprungsfamilie gegeben. Dazu steht in den Räumen des SkF ein Spielzimmer zur Verfügung, in dem sich Eltern unter Aufsicht mit ihrem Kind treffen können. "Bei gutem Wetter gehen wir aber auch auf den Spielplatz", sagt Arhelger. Auf diesem Weg begleiten die Fachfrauen nicht nur die Pflegefamilien, sondern auch die Kindeseltern. "Für die Kinder ist es wichtig, dass diese Treffen an einem neutralen Ort stattfinden. Auch unsere Anwesenheit ist wichtig. Gibt es Probleme, können wir intervenieren oder das Treffen abbrechen. Zudem können wir das Verhältnis zwischen den leiblichen Eltern und dem Kind einschätzen", erklärt Arhelger das Vorgehen. Es sei aber auch wichtig, den Eltern mit Wertschätzung zu begegnen – vor allem vor den Kindern. "Um die Kinder nicht in einen Loyalitätskonflikt zu bringen. Zudem ist es ihr Kind und sie sind Teil des Kindes."
"Ich bekomme als Pflegemutter sehr viel von den Kindern zurück. Mehr als ich eigentlich gebe.

Ich bin immer sehr reich." Das motiviert Maria. Sie habe viel gelernt durch die Kinder. "Ich könnte ganze Bücher schreiben", sagt die engagierte Frau. Dazu hat sie allerdings keine Zeit, denn jederzeit kann es sein, dass sie einem neuen Kind für eine bestimmte Zeit ein sicheres Zuhause gibt.

Bildunterschrift: Im Spielzimmer des Sozialdienstes katholischer Frauen sind Judith Arhelger (rechts) und ihre Kollegin Julia Hentzel dabei, wenn Eltern Kontakt zu ihren Kindern haben.

Text: Bischöfliche Pressestelle / 17.08.17
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Foto: Michaela Kiepe/Bischöfliche Pressestelle