400-jähriges Engagement der Kapuziner

Für ihre 400-jährige Arbeit in Münster hat der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, den Kapuzinern gedankt und sie gebeten, in der Domstadt zu bleiben und den Menschen weiter nahe zu sein.

"Wer kann ermessen, was Sie dieser Stadt an menschlicher und geistlicher Begleitung, Einsatz und Kraft geschenkt haben?", hob der Bischof bei einem Festgottesdienst aus Anlass des Jubiläums ‚400 Jahre Kapuziner in Münster‘ in der Kapuziner-Klosterkirche der Bischofsstadt am 23.August hervor.

"Es sind unzählige Lebensgeschichten, denen Sie begegnet sind – im Beichtstuhl, im Sprechzimmer, in der Hochschule, im seelsorglichen Dienst und in der unscheinbaren Begegnung", schilderte Genn. Dabei sei es für die Kapuziner bergauf und bergab gegangen, sie seien weggeschickt worden und wieder zurückgekommen. Das Leitmotiv der Kapuziner aber sei immer ihre Nähe zu den Menschen gewesen. "Das zeichnet Sie bis heute aus", würdigte Bischof Genn das Engagement des Ordens und erhielt dafür spontan viel Beifall.

Der Bischof zelebrierte den Festgottesdienst gemeinsam mit Kardinal Dr. Sean Patrick O’Malley, Erzbischof von Boston (USA) und Kapuzinerpriester, mit dem Provinzial der Deutschen Kapuzinerprovinz, Marinus Parzinger, dem Guardian (Hausoberen) des Kapuzinerklosters Münster, Markus Thüer, sowie mit Bruder Heribert Leibold, ebenfalls vom Kapuzinerkloster Münster.

In seiner Predigt bescheinigte Genn den Kapuzinern, sie hätten sich mit Haut und Haaren in den Dienst nehmen lassen und sich aus einer tiefen Berufung heraus dafür engagiert, Menschen zu Jesus hinzuführen. Jesuitenpater Alfred Delp, der den Kapuzinern bereits vor 70 Jahren wegen ihrer "soliden Echtheit" und ihrer "Unmittelbarkeit in Gotteswort und Menschensprache" eine große Zukunft vorhergesagt habe, habe letztlich Recht behalten. Das sei zugleich ein Wort des Dankes wie der Ermutigung und des Trostes. "Es kommt nicht auf die Zahl an, sondern darauf, der Sendung zu folgen, und die hat Zukunft", betonte der Bischof mit Nachdruck.

So wie vor 400 Jahren Fürstbischof Ferdinand von Bayern die Aufgaben des Ordens beschrieben hatte, als er ihn nach Münster holte, gab auch Genn den Kapuzinern einige Anregungen mit auf den Weg. "Bleiben Sie in Münster! Ich weiß, was ich damit sage bei all‘ den Schließungen an anderen Orten", erklärte der Bischof. "Und bleiben Sie in der Nähe der Menschen, auch in der Situation, in der wir uns heute befinden, mit ihren vielen ungeklärten Fragen." Es sei notwendig, dass die Kapuziner hineinstiegen in die Situation der Menschen, ihnen immer und immer wieder zuhörten und keine fertigen Antworten bereit hätten.

Nicht zuletzt gab Genn dem Orden mit auf den Weg, anzuecken. Dass Jesus Worte des ewigen Lebens habe, sei für viele damals wie heute unerträglich, ja geradezu hart. Die Versuchung, anderen Göttern nachzulaufen, habe selbst bis in den Kreis der zwölf Apostel hineingereicht. "Wir müssen die Menschen in diese Entscheidung hineinführen – empathisch, einladend, geduldig zuhörend, abwartend und vor allem nicht zwingend", forderte der Bischof. Dazu gehöre auch, die Kirche, wie sie sei, zu lieben.

Darüber hinaus legte Genn den Kapuzinern nahe, franziskanisch arm zu sein und ein Gegenbild gegen eine reiche, wohlhabende Gesellschaft zu setzen, in der es immer mehr Ansprüche gebe. Armut zu leben und für die Armen da zu sein, das bedeute heutzutage aber nicht nur, Sensibilität für die Flüchtlinge aufzubringen, sondern auch nach den versteckten Armen der Gesellschaft zu fragen, die sich ihrer Armut schämten.
Der Bischof rief den Orden darüber hinaus dazu auf, betteln zu gehen, "aber nicht mit dem Klingelbeutel". Stattdessen gehe es darum, zum Gefäß zu werden, das Gottes Liebe aufnehmen könne, und das Angebot Jesu sowie den Ruf Gottes, der seit Urzeiten durch die Geschichte gehe, anzunehmen.

Direkt im Anschluss an den Gottesdienst erinnerte sich Hauptzelebrant Kardinal O´Malley an die große Bedeutung, die die deutschen Kapuziner für die Ordensprovinzen in Nord- und Lateinamerika gehabt hätten. Er selbst habe durch die Begegnung mit einem bayerischen Kapuzinerpater, der ganze Generationen im Orden geistlich geprägt habe, seine Berufung erfahren. "Als mein Vater nach der ersten Begegnung mit ihm sagte: ,Das ist der glücklichste Mann der Welt´, wusste ich intuitiv, dass er Recht hatte", berichtete der Erzbischof, der selbst Kapuziner ist. Große Heiterkeit löste der Kardinal aus, als er erzählte, wie er als junger Mann einmal eine Spinne auf dem Schleier einer Nonne erschlagen hatte.

Zum Festgottesdient in die überfüllte Kapuziner-Klosterkirche waren viele gekommen, die sich der Gemeinschaft verbunden wissen. Messdienerinnen und Messdiener aus Aulendorf, wo die Kapuziner häufig Sonntagsgottesdienste feiern, ministrierten. An die festliche Messe schloss sich ein großes Jubiläums- und Nachbarschaftsfest im Kapuziner-Klostergarten. Dabei boten die Malteser ein Mittagessen aus der Gulaschkanone an, und es gab Kaffee und Kuchen sowie einen Eisstand und Würstchen vom Grill. Für Kinder waren Spiele organisiert, Väter konnten sich an einem Fußballspiel ‚Väterkes gegen Päterkes‘ beteiligen. Die Bigband der Musikschule Wolbeck musizierte, und das Stadttheater Münster unterhielt mit Tanz, Gesang und Schauspiel. Das Fest endete abends mit einer feierlichen Vesper in der Kapuziner-Klosterkirche.

Text: Bischöfliche Pressestelle
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