Abschied von Domvikar Dr. Hans Ossing in Dankbarkeit und Hoffnung
"In einer unbarmherzigen Welt hat er den Menschen immer wieder Gottes Barmherzigkeit zugesagt":
Mit diesen Worten erinnerte Dompropst Kurt Schulte in seiner Predigt am Samstag (15. März 2014) im Seelenamt für den verstorbenen Domvikar Dr. Hans Ossing an einen Priester, der stets hinter seine Aufgaben zurückgetreten sei.
In der Musik, so Schulte, habe der frühere Domorganist ebenso seinen Platz gefunden wie als geistlicher Begleiter und als Beichtvater.
Angehörige, Freunde, Weggefährten und nicht zuletzt viele Gläubige nahmen im Gottesdienst im St-Paulus-Dom zu Münster Abschied von dem im Alter von 83 Jahren verstorbenen Domvikar. Mehr als 20 Jahre – von 1974 bis zum Ruhestand 1997 – war Hans Ossing Domorganist. "Alles mündete für ihn an der Orgel", erinnerte der Dompropst an die großartigen und begeisternden Improvisationen, mit denen Ossing den Lobpreis Gottes erklingen ließ. Gerade auch durch die Macht der Musik habe er die Menschen mit Gott in Berührung gebracht. "Man hörte in der Osternacht geradezu die Felsen vom Grab wegpoltern, wenn Hans Ossing Erlösung und Auferstehung an der Orgel vernehmbar machte", beschrieb Schulte.
Welch ein humorvoller und den Menschen zugewandter Seelsorger Ossing gewesen sei, daran werde man sich besonders gerne erinnern, hob der Prediger hervor: Mit wehendem Mantel auf seinem kleinen Rad auf dem Domplatz unterwegs, seien ihm persönliche Eitelkeiten fremd gewesen. "Ob es stimmt, dass er auch schon mal den ‚Einzug der Elefanten‘ aus dem ‚Karneval der Tiere‘ zum Einzug des Domkapitels gespielt haben soll, weiß ich allerdings nicht", erzählte Schulte schmunzelnd.
Der Dompropst wollte aber nicht allein die Erinnerung an den bescheidenen und hoch geschätzten Mitbruder bewahrt wissen: "Er wird eine bleibende Mahnung für uns alle sein. Denn Menschen aufzurichten und ihnen Gottes Liebe zuzusagen, wie er es getan hat, ist ja unser aller Aufgabe". Das große Engagement Ossings für Notleidende und vor allem für die Gemeinschaft der "Dienerinnen der Armen" und ihrer Arbeit in Indien bleibe unvergessen. Die Kollekte im Requiem war dementsprechend für die Aufgaben des Ordens bestimmt, aus dessen Reihen viele Schwestern im Gottesdienst und am Grab Abschied vom Verstorbenen nahmen.
Der anspruchslose Lebensstil des in seinen letzten Jahren in Oelde wohnenden emeritierten Domvikars sei wie ein Spiegel gewesen, den er den Menschen und "auch der Welt am Domplatz" vorgehalten habe, sagte Schulte. "Nimm Dich selbst nicht so wichtig", das sei sein Motto gewesen, "ein anderer ist wichtiger". Mit eben jenem anderen, so wünschte es sich der Prediger, werde der Verstorbene nun "die Liturgie des Himmels mitfeiern". So wachse aus Dankbarkeit und Trauer die Hoffnung auf die großartige Zukunft, die Gott jedem in der Taufe zugesagt habe. "Hans, wir danken Dir für Deine Gemeinschaft", verabschiedete Dompropst Schulte den Verstorbenen. Der schlichte Sarg wurde im Anschluss an den durch den Domchor musikalisch gestalteten Gottesdienst in einer Prozession zum Domherrenfriedhof begleitet, wo Domvikar Hans Ossing seine letzte Ruhe fand. Vom Verstorbenen verabschiedeten sich unter anderem auch Bischof Dr. Felix Genn, Generalvikar Norbert Kleyboldt, mehrere Weihbischöfe und Mitglieder des Domkapitels sowie zahlreiche Gläubige.
Text: Bischöfliche Pressestelle
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