Andreas Naumann-Hinz aus Münster wird zum Ständigen Diakon geweiht

, Stadtdekanat Münster

Das Kirchengebäude ist für Andreas Naumann-Hinz schon so lange er denken kann ein zweites Zuhause. „Ich bin buchstäblich im Schatten der Pauluskirche in Recklinghausen, aufgewachsen“, berichtet der 48-Jährige. Dass er als Kind und Jugendlicher die Kirche auf positive Art und Weise erlebt hat, ist ein Teil seiner Berufung, weiß der Pastoralreferent. Das und noch viel mehr hat ihn darin bestärkt, Ständiger Diakon zu werden. Zusammen mit fünf weiteren Männern wird Naumann-Hinz, der mit seiner Familie in Münster wohnt und dienstlich zum Seelsorgeteam der Handorfer Pfarrei St. Petronilla gehört, am Sonntag, 21. November, von Münsters Bischof Dr. Felix Genn geweiht.

Andreas Naumann-Hinz wird am Sonntag, 21. November, im St.-Paulus-Dom in Münster zum Ständigen Diakon geweiht.

© Bistum Münster

Naumann-Hinz ist, wie er selbst sagt, in einfachen Verhältnissen groß geworden. Als jüngstes von vier Kindern besuchte er die Maristenschule, eine bischöfliche Realschule in Recklinghausen, die damals von dem Orden der Maristenschulbrüdern getragen wurde. „Die Art und Weise, wie die Menschen dort mit mir umgegangen sind, hat mich geprägt“, sagt Naumann-Hinz, der eine Lese-Rechtschreibschwäche hat. „Ich hatte als Schüler das Gefühl, dass ich gesehen werde – auch mit meiner Schwäche. Mir wurde etwas zugetraut“, fasst er seine schulischen Erfahrungen zusammen. 

Nach dem Abitur am Aufbaugymnasium und dem Zivildienst in einem Wohnheim für Menschen mit geistiger Behinderung begann er ein Theologiestudium in Münster – Ausgang offen. „Ich wusste, dass ich keine priesterliche Berufung spüre, das Berufsbild des Pastoralreferenten habe ich aber erst während des Studiums kennengelernt“, erinnert sich Naumann-Hinz. Geprägt von großen Theologie-Lehrern wie Erich Zenger und dem Schülerkreis von Johann Baptist Metz, beschäftigte er sich in seiner Diplomarbeit mit dem Satzteil „Hinabgestiegen in das Reich des Todes“ aus dem Glaubensbekenntnis. „Gott geht mit uns in unsere Abgründe hinein, er ist auch dann bei uns, das ist für mich theologisches Programm“, betont Naumann-Hinz.

Frage nach Qualitätskriterien in der kirchlichen Seelsorge

Für den zweiten Berufsabschluss, den die Ausbildung zum Pastoralreferenten damals noch voraussetzte, nahm der Münsteraner mit dem Studiengang „Qualitätsmanagement“ die wirtschaftliche Perspektive ein. Diese sei – wie er gelernt hat – „kein Dämon“, auch wenn sie in der Seelsorge gerne mal als solche bezeichnet wird. „Arbeit macht uns als Menschen mit aus, das hat etwas mit dem Selbstwertgefühl zu tun“, beschreibt der 48-Jährige. Der Mensch müsse als Arbeitskraft erhalten bleiben, damit die Wirtschaft funktioniert, die wiederum eine Lebensgrundlage schafft. Die Frage nach der Bedeutung von Qualität, speziell nach Qualitätskriterien in der kirchlichen Seelsorge, treibt Naumann-Hinz auch mit Blick auf sein Diakonat um: „Wie können wir Menschen dabei unterstützen, dass sie einen guten Weg im Leben finden und dieses aus dem Glauben heraus gestalten können?“ 

Naumann-Hinz bringt Erfahrungen als Schulseelsorger und Pastoralreferent in der Coesfelder Pfarrei St. Lamberti sowie als Leiter der Notfallseelsorge im Kreisdekanat mit. Seit 2015 ist er Diözesankurat der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG) Münster. Die Arbeit mit jungen, engagierten Menschen aus allen Lebensbereichen erlebt er als Privileg. „Wir sind als DPSG eine christlich geprägte Wertegemeinschaft, die Wertschätzung für und das Interesse am Anderen ist unsere größte Stärke.“

"Ich habe meinen Platz gefunden"

In den vergangenen drei Jahren hat sich Naumann-Hinz am Institut für Diakonat und Pastorale Dienste (IDP) in Münster auf seine Aufgabe als Ständiger Diakon vorbereitet. Künftig wird er verschiedene liturgische Dienste in der Pfarrei St. Petronilla übernehmen – Kinder taufen, Paare trauen und Menschen beerdigen. Vor allem letzteres empfindet der Pastoralreferent, der in seiner Coesfelder Zeit bereits rund 250 Beerdigungen gestaltet hat, als wertvollen Dienst: „Für Menschen in dieser Lebenssituation da zu sein und dazu beizutragen, dass sie sich in guter Weise verabschieden können, ist eine Kernaufgabe der Kirche.“ Der künftige Diakon möchte diesen Dienst auch in anderen Lebensbereichen anbieten. „Ich möchte einladend Kirche gestalten“, betont er. Gerade an den Eckpunkten ihres Leben seien Menschen sehr verletzlich. „Hier möchte ich an ihrer Seite sein und sie begleiten.“

Seine Frau Ulrike hat ihren Mann von Anfang in seiner Berufung bestärkt – mit großer Neugier und echtem Interesse, ist sie selbst doch erst im vergangenen Jahr zur katholischen Kirche übergetreten. Tochter Anna (4) und Sohn Matthäus (1) sind noch etwas zu klein, um zu verstehen, was die neue Aufgabe für ihren Vater bedeutet. Ulrike Naumann dagegen hat eine Veränderung bei ihrem Mann wahrgenommen: „Seitdem Du dich entschieden hast und diesen Weg gehst, bist Du viel mehr bei dir selber zu Hause“, sagte sie einmal. Andreas Naumann-Hinz stimmt langsam nickend zu: „Das Gefühl habe ich auch. Es fühlt sich für mich natürlich an. Ich habe meinen Platz gefunden – als Diakon.“ 

Aufgrund der Corona-Situation kann der Gottesdienst am Sonntag, 21. November, um 14.30 Uhr nur mit einer begrenzten Personenzahl gefeiert werden. Für alle anderen wird die Weihe hier sowie auf dem Facebook- und Youtube-Kanal des Bistums Münster live übertragen. 

Ann-Christin Ladermann