Architekt erhält ,Westfälischen Preis für Baukultur 2015‘

Bei Neu-, Um- oder Anbauten an kirchliche Gebäude ist bei Bauherren und Architekten Fingerspitzengefühl gefragt.

Schließlich soll das kulturelle Erbe sichtbar bleiben und gleichzeitig eine künftige Nutzung ermöglicht werden. Ein Beispiel, wie dieser Balanceakt gelingt, findet sich im Bistum Münster in Emsdetten. Für Planung und Bau des Dienstwohnungsgebäudes mit Pfarrzentrum an der Herz-Jesu-Kirche hat Architekt Eckhard Scholz am 18. September den ,Westfälischen Preis für Baukultur 2015‘ erhalten.

Laut Jury sei der Bau innovativ und bleibe zugleich der Charakter der Herz-Jesu-Kirche als Begegnungsraum erhalten, erklärt Heike Schwalm von der Öffentlichkeitsarbeit der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen, die den Preis vergibt. Was das konkret bedeutet, führt für die katholische Kirchengemeinde St. Pankratius als Bauherrin Pfarrer Christoph Rensing aus. Ziel sei gewesen, die zuvor auf mehrere Standorte verteilten Büros und Wohnungen der Geistlichen zusammen zu bringen. "Dabei ist die Zusammenführung von eigentlich widersprüchlichen Anliegen gelungen, nämlich dem privaten Wohnbereich der Priester und dem öffentlichen Bereich der Pfarrverwaltung", sagt der Pfarrer.

Seit gut einem Jahr wohnen er und zwei andere Geistliche in dem Gebäude, in je eigenen Wohnungen mit gemeinsamer Küche. "Das ermöglicht schnelle Absprachen", weiß der Pfarrer, zumal auch der Weg zum Pfarrbüro kurz sei. Zugleich sei der Standort gut erreichbar und werde so auch von der Gemeinde gut angenommen. "Hier ist immer Leben", freut sich Rensing. Der Architekt sei den Anforderungen, die man 2012 in einem Wettbewerb gestellt habe, "extrem gut gerecht geworden."

Scholz selbst bestätigt, die Herausforderung sei gewesen, "eine für den Ort mit der prägenden neuromaischen Herz-Jesu-Kirche angemessene Ergänzung zu entwickeln, die auch räumlich den Kirchenvorbereich einfasst, und für die Wohnungen der Pfarrer genug Privatheit zu entwickeln, um hier in der Öffentlichkeit wohnen zu können." Realisiert wurden drei kleine zweigeschossige Reihenhäuser mit je 85 Quadratmetern und einem Lichthof zwischen der Kirche und dem Verwaltungstrakt. Über ihn sind die Dienstwohnungen in den Reihenhäusern, von der Straßenfront leicht abgerückt, begehbar. Die Pfarrverwaltung schließt sich rechtwinklig an.

"Wir haben die ruhige Gestaltung der Kirche durch die klösterliche Zurückhaltung des Gebäudes aufgenommen und bei der Materialwahl den Ibbenbürener Sandstein der Kirche durch einen in der Farbgebung passenden Ziegelstein mit eigenständiger Oberfläche ergänzt", erklärt der Architekt, "die kleinen, nach oben offenen Vorhöfe der drei Wohnungen ermöglichen den Bewohnern und Besuchern Privatheit neben dem öffentlichen Weg zwischen Kirche und Pfarrverwaltung." Der Entwurf folge der formalen Strenge der neuromanischen Kirche und runde den Baum umstandenen Kirchenvorbereich ab.

Die öffentlichen Räume der Verwaltung bildeten, weil sie den Wohnungen vorgelagert seien, den Abschluss des Gebäudekomplexes. Im Obergeschoss schließe diesen der erhöht liegende Besprechungsraum ab. "Sichtbetonelemente tragen und unterstützen den massiven Ausdruck des Gebäudes", betont Scholz, "die horizontale Bänderung der Ziegelreihen im Erdgeschosses betont die Länge des Gebäudes."

Auch für ihn sei es die zentrale Herausforderung gewesen, angemessen auf Bestand und Bedeutung der kirchlichen Bauten zu reagieren. "Das gilt hier zum Beispiel für die Schaffung des halböffentlichen Raumes vor den Gebäuden, der auch vielfältige Gemeindenutzungen ermöglicht, und die Materialwahl, die sich mit dem Bezug zum Kirchengebäude deutlich von dem roten Klinker der umgebenden Wohnbebauung absetzt", erklärt er.

Text: Bischöfliche Presseselle
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