Audioguide für Jugendkreuzweg

, Kreisdekanat Borken

Es ist die pure Verzweiflung, die in dem emotionalen Aufschrei zu hören ist. „So oder ähnlich müssen die letzten Worte Jesu am Kreuz geklungen haben“, ist Ralf Meyer überzeugt. Der Burgkaplan aus Borken, der selbst Mitglied der Redaktion für den bundesweiten ökumenischen Jugendkreuzweg ist, hat vor knapp zwei Wochen einen Anruf bekommen. Weil während der anhaltenden Corona-Pandemie viele die sieben Stationen zu Hause beten würden, sollte es für den Jugendkreuzweg 2021 einen Audioguide geben. Die Zeit war knapp. Folglich wurde Ralf Meyer, der mit seinem „Taufbolde“-Podcast Erfahrungen im Aufzeichnen von Tonsequenzen hat, gefragt, ob er sich kümmern könnte. Drei, vier Kurznachrichten – und die Sprecher für die einzelnen Rollen waren gefunden: Jugendliche aus der Pfarrei St. Remigius in Borken und Freiwillige von der Jugendburg Gemen.

Jugendlicher und Burgkaplan Ralf Meyer

Jona Wansing aus Borken hat den ökumenischen Jugendkreuzweg auf der Burg miteingesprochen. Im Hintergrund Burgkaplan Ralf Meyer.

© Jugendburg

Der ökumenische Kreuzweg der Jugend schaut in diesem Jahr „backstage“ hinter die Kulissen der Passion Jesu Christi, wie sie bei den Passionsspielen Oberammergau auf die Bühne gebracht wird. „Die Texte sind bereits im vergangenen Jahr entstanden“, berichtet Meyer. Die Redaktion war noch vor der Pandemie selbst in Oberammergau und hat Interviews mit den Schauspielern geführt.

Die Kreuzwegstationen zeigen Szenen der Proben. Sie wurden so bearbeitet, dass sie Aufnahmen aus einer Sofortbildkamera gleichen. Sie fangen den Standpunkt auf der Bühne ein. So laden die Stationsbilder ein, eine eigene Position zu finden: Wie nahe traue ich mich ran? Muss ich die Perspektive wechseln? Halte ich aus, was ich sehe? Die meisten Fotos stammen von Sebastian Schulte. Er ist Schüler, kommt aus Oberammergau und hätte in der letzten Saison einen Diener des Kaiphas gespielt. Er hat aufmerksam die Proben fotografiert.

Die verschiedenen Stimmen der Darsteller hat der Burgkaplan einzeln aufgezeichnet – und dann zu Dialogen zusammengemischt. „Das war schon ein bisschen kniffelig“, sagt Ralf Meyer. Selbst für einen Profi wie ihn. Mit dem Ergebnis ist er am Ende sehr zufrieden. Auch dank der spontanen Sprecher.

Nicht weniger spannend waren die Aufnahmen an sich. Schließlich ging es nicht um bloßes Vorlesen, sondern um teils dramatische Emotionen. Damit alles auch gut klingt, wurden die vorhandenen Räume der Burg als Tonstudio genutzt, sogar der Dachboden. „Da war die Akustik am besten“, nennt der Burgkaplan den Grund für das ungewöhnliche Studio.

Übrigens, der Kreuzweg wird auch im Deutschen Bundestag ausgestellt – versehen mit den QR-Codes hinter denen die Stimmen der Jugendlichen zu hören sind.

Weitere Informationen gibt es unter www.jugendkreuzweg-online.de.

Gudrun Niewöhner