Aufrufe zu mehr Solidarität beim Auftakt zur ‚Woche der Brüderlichkeit‘

Mit einem Festakt im Rathaussaal ist am Montagabend, 9. März, in der Stadt Münster die "Woche der Brüderlichkeit" feierlich eröffnet worden. Bundesweit steht diese Woche in diesem Jahr unter dem Motto "Im Gehen entsteht der Weg – Impulse christlich-jüdischer Begegnung".

"Der islamistische Terror ist in aller Munde", sagte Domkapitular Ferdinand Schumacher, Vorsitzender der ‚Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit‘ Münster, zu Beginn der Veranstaltung. Unter den Opfern von Paris und Kopenhagen seien nicht nur Karikaturisten, sondern auch Juden. "864 Straftaten wurden 2014 gegen Juden in Deutschland verübt", fuhr Schumacher fort und stellte die Frage nach der Reaktion der Gesellschaft. Sich aus Ohnmacht und Angst ins Private zurückzuziehen oder die Probleme zu verharmlosen, sie klein zu reden, all dies sei keine Option, erklärte der katholische Geistliche: "Es gibt Dinge, für die man einstehen muss.

Menschenrechte und Menschenwürde sind nicht verhandelbar." Schumacher forderte die Stadtgesellschaft auf, sich der Problematik anzunehmen und "diese nicht auf die Kirchen abzuwälzen".

"Was ist nur los auf unserem kleinen Erdenball?" fragte sich Sharon Fehr, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Münster zu Beginn seiner Rede: "Ist die Welt aus der Balance geraten?" In und rund um den sogenannten ‚Islamischen Staat‘, bei Boko Haram in Nigeria, in der Ostukraine – überall herrsche Terror und Krieg. In Paris seien vier Männer erschossen worden aus dem einzigen Grund, dass sie Juden waren. Der Zentralrat der Juden in Deutschland habe dazu aufgerufen, in städtischen Problemvierteln keine Kippa mehr zu tragen. "Lassen wir uns nicht entmutigen", rief Fehr den Zuhörern zu. Wenn alle zusammenstünden, unabhängig von Religion, Weltanschauung und Nationalität, werde es gelingen, einen guten Weg miteinander zu gehen: "Wie im Januar, als in Münster 10.000 Menschen gegen Fremdenhass und Intoleranz eindrucksvoll und kraftvoll auf die Straße gegangen sind".

Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe machte sich dafür stark, unterschiedliche Religionen nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung wahrzunehmen und den Reichtum von Vielfalt zu erkennen. "Wir sind eine kosmopolitische Stadt und stehen ein für Freundschaft und ein gutes Miteinander". Alle seien hier willkommen.

"Jetzt ist die Zeit, in der sich unsere christlich-jüdische Weggemeinschaft bewähren muss", erklärte die evangelische Superintendentin Meike Friedrich: "Wenn einer angegriffen wird, werden wir alle angegriffen".

Religionsfreiheit und Menschenwürde seien bedroht. Friedrich forderte dazu auf, gemeinsam Stärke zu zeigen und einander zu stärken und zu stützen. Dies sei "eine Herausforderung und große Aufgabe für jeden von uns".

Im Zuge der Eröffnung der "Woche der Brüderlichkeit" wurde das Geschwister-Scholl-Gymnasium aus Münster-Kinderhaus mit dem Dr. Julius Voos-Preis ausgezeichnet, der das Engagement junger Menschen für christlich-jüdische Themen würdigt. Im Rahmen der "SCHOLL-Tage 2015" hatten sich 40 Schülerinnen und Schüler mit dem Widerstand im Münsterland beschäftigt. "In der Schule wird dieses Thema sehr abstrakt abgehandelt. Wir haben keine persönliche Beziehung dazu", erklärte eine Schülerin.

Daraufhin hätten sie eigene Kriterien entwickelt und sich fächerübergreifend mit dem Leben der Widerständler Caspar Brinkmann und Bruno Hoffmann beschäftigt und ihnen künstlerische Denkmäler gebaut. Diese Herangehensweise hatte die Jury überzeugt, so dass Schulleiter Wilhelm Breitenbach, umrahmt von seinen stolzen Schülerinnen und Schülern, am Ende des Abends die Voos-Medaille in Empfang nehmen konnte.

Die "Woche der Brüderlichkeit" wird seit 1952 als bundesweite Aktionsreihe immer im März vom "Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit" veranstaltet und setzt sich für Verständigung und Versöhnung zwischen Juden und Christen ein. Zugleich setzt sie ein Zeichen gegen Judenfeindschaft und Diskriminierung aus religiösen, politischen und weltanschaulichen Gründen.

Text: Bischöfliche Pressestelle
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