Auszeichnung für Online-Bibliotheksverbund

, Stadtdekanat Münster

Eine Online-Bibliothek mit Lesestoff für schwere Zeiten: Für die Entwicklung des Online-Verbundes „lisando“ sind die Klinikbücherei im Universitätsklinikum Münster (UKM) als Teil der katholischen Klinikseelsorge sowie die BiK („Bücherei im Krankenhaus“) im St. Franziskus-Hospital Münster am 22. September ausgezeichnet worden. Gemeinsam mit den Patientenbibliotheken CBF+CCM der Charité Universitätsmedizin Berlin, die ebenfalls zum Verbund gehören, setzten sie sich beim Wettbewerb „Leuchtturm-Projekte an Medizinbibliotheken“ durch. Mit dem Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro soll der Bestand mit fremdsprachigen Lizenzen ergänzt werden.

Die vier Leiterinnen der Patientenbibliotheken, darunter die Münsteranerinnen Susanne Amberg vom St.-Franziskus-Hospital (2. von links) und Sigrid Audick vom UKM (rechts), freuen sich über die Auszeichnung des Online-Verbundes „lisando“.

© Arbeitsgemeinschaft für medizinisches Bibliothekswesen e.V. (AGMB)

„Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung, die wir als große Wertschätzung unserer Arbeit verstehen“, betonen Sigrid Audick, Leiterin der Klinikbücherei im UKM, sowie Susanne Amberg, Leiterin der BiK im St.-Franziskus-Hospital. Patientenbibliotheken sind in vielen Krankenhäusern bereits seit Jahrzehnten ein wichtiger Service. Seit zwei Jahren wird dieser durch ein elektronisches Angebot ergänzt. Die Bibliotheken folgen damit nicht nur dem Trend der Zeit: Die digitale Versorgung mit Lesestoff eignet sich auch besonders gut für das Krankenhaus, ist sie doch nahezu kontaktfrei und kann mit dem eigenen Endgerät genutzt werden. Zudem erleichtert das Angebot durch die Anpassung der Schrift und der Beleuchtung des jeweiligen Geräts eine störungsfreie Nutzung im gemeinsamen Krankenzimmer. Und auch die Mitarbeitenden der Kliniken, die „lisando“ ebenfalls nutzen können, freuen sich über das Angebot. Knapp 2000 Medien umfasste der Bestand Ende des vergangenen Jahres, darunter E-Books, E-Audios und 15 Magazine, wie „Der Spiegel“ oder „Die Zeit“. 

Begleitet wurde der Aufbau des ersten Onleihe-Verbundes für Krankenhauspatientinnen und -patienten in den vergangenen zwei Jahren vom Berliner Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaft. Auf diese Weise ist deutschlandweit getestet worden, wie eine digitale Ausleihe in Krankenhäusern funktionieren kann. „Der Bestand sollte sich bewusst vom digitalen Angebot anderer öffentlicher Büchereien unterscheiden“, erklärt Sigrid Audick, worauf die Verantwortlichen vor allem zu Beginn geachtet haben. Leicht zu lesen soll die Literatur sein, auch Kurzweiliges darf darunter sein, sagt die Diplom-Bibliothekarin, stehen doch viele Patienten unter Medikamenteneinfluss, der die Konzentration beeinträchtigt. 

Auch Pfarrer Dr. Leo Wittenbecher, geschäftsführender Seelsorger am UKM, freut sich mit dem Team der Klinikbücherei über die Auszeichnung und sieht damit auch das Engagement des Bistums gewürdigt: „Wir möchten damit Menschen ermöglichen, ihre Krankheit im Leben zu bewältigen.“ Den Erkrankten werde damit eine Brücke zur Normalität gebaut. „Wir sehen nicht nur die Krankheit, sondern den ganzen Menschen,“ betont Wittenbecher. 

Für die Verwendung des Preisgeldes in Höhe von 1.000 Euro hatten die Verantwortlichen von „lisando“ sofort eine Idee: „Wir möchten Lizenzen für fremdsprachige Medien anschaffen, weil es im Krankenhaus besonders für Menschen mit anderer Muttersprache als Deutsch wichtig ist, sich ohne Barrieren und Anstrengungen entspannen zu können“, erklärt Sigrid Audick. In den physischen Patientenbibliotheken gebe es längst ein vielfältiges Sprachangebot. Doch die Lizenzen für fremdsprachige elektronische Medien seien sehr teuer. „Sie sollten aber unser E-Medien-Angebot unbedingt ergänzen“, ist Audick überzeugt. 

Die Arbeitsgemeinschaft für medizinisches Bibliothekswesen e.V. (AGMB) hatte bereits zum neunten Mal Medizinbibliotheken, darunter Krankenhaus-, Pharma- und Hochschulbibliotheken aus allen Ländern, aufgerufen, sich mit außergewöhnlichen Projekten zu bewerben. Dabei komme es nicht auf Größe und Umfang oder den geleisteten finanziellen und personellen Aufwand an, hieß es in der Ausschreibung, sondern „auf die hervorragende Idee und die praktische Umsetzung“. 

Ann-Christin Ladermann