Bätzing: Bischof Genn hat die katholische Kirche geprägt

, Bistum Münster

Der scheidende Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, hat die katholische Kirche weit über das Bistum Münster hinaus geprägt. Das hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, am 9. März in Münster betont. In einem Gottesdienst im St.-Paulus-Dom in Münster, der aus Anlass des 75. Geburtstags von Bischof Genn (6. März) gefeiert wurde, hatte zu Beginn der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Nikola Eterović, bekannt gegeben, dass Papst Franziskus das altersbedingte Rücktrittsgesuch von Bischof Genn angenommen hat. Damit endet mit Ablauf des heutigen 9. März dessen Amtszeit als Bischof von Münster. Das Kirchenrecht sieht vor, dass ein Bischof, der das 75. Lebensjahr vollendet, dem Papst den Rücktritt anbietet. Das hatte Bischof Genn im vergangenen Jahr getan. Weitere Dankesworte sprachen in dem Gottesdienst Vertreterinnen und Vertreter des Diözesanrates, des Diözesankomitees und des Priesterrates im Bistum Münster.

Bischof Dr. Georg Bätzing

Dr. Frank Möllmann

Jutta Rademacher

Brigitte Lehmann

Propst em. Jürgen Quante

© Bischöfliche Pressestell/Ann-Christin Ladermann

Bischof Bätzing übermittelte Bischof Genn den Dank der Deutschen Bischofskonferenz. Er hob insbesondere die Überzeugungskraft, die „humorvolle Schlagfertigkeit“ und die „analytische Kraft“ von Bischof Genn hervor. Als Markenzeichen Genns bezeichnete Bätzing „die leise, aber in der Sache klare Stimme, die gerne einmal abwartet, bis sie sich zu Wort meldet“. Dank dieser Eigenschaften sei Bischof Genn nicht nur in der Deutschen Bischofskonferenz, sondern auch in Rom ein geschätzter Ratgeber. Anerkennung gebühre Felix Genn auch dafür, dass er im Kampf gegen sexuellen Missbrauch „auf der Seite jener ist, die von Gewalt und Macht missbraucht wurden“. Felix Genn, so sagte Bätzing, gehe es immer vor allem um eines: um die Menschen. „Seelsorge ist für ihn kein abgehobener Begriff, sondern Lebensrealität. Wie gesagt: Unaufdringlich, aber klar in der Sache. Als ‚nahbarer‘ Bischof lebt er das und verkörpert so, was eine synodale Kirche sein soll: mit den Gläubigen auf dem Weg des Evangeliums, einander stärkend und motivierend und stets ausgestattet mit einer hoffnungsfrohen Perspektive“, betonte Bätzing.

Die Moderatoren des Diözesanrates, Dr. Frank Möllmann und Jutta Rademacher, sowie die Vorsitzende des Diözesankomitees, Brigitte Lehmann, unterstrichen in einem gemeinsamen Dankeswort, dass sie Bischof Genn immer als „sehr guten Zuhörer“ erlebt hätten, der sein Gegenüber ernst genommen hätte. „So fühlten wir uns in den Gremien, in denen wir gemeinsam über die Geschicke des Bistums beraten haben, von ihnen immer sehr wertgeschätzt“, unterstrichen sie. In der Amtszeit von Bischof Genn habe es große Herausforderungen in Kirche und Gesellschaft gegeben: „Sie haben sich nie den Zeichen der Zeit verschlossen und notwendige Transformationen angestoßen und mitgetragen“, würdigten sie das Wirken des Bischofs. Auch sie gingen auf den Kampf gegen sexuellen Missbrauch ein und kennzeichneten die Haltung des Bischofs gegenüber den Betroffenen mit den Begriffen: „Zuhören, Annehmen und Lernen“. „Sie haben erkannt, dass die Aufklärung der Taten und die Wiedergewinnung von Vertrauen eine Schlüsselaufgabe für unsere Kirche ist. Sie haben verstanden, dass der Missbrauch auch strukturelle, systemische Ursachen hat. Den daraus abgeleiteten Synodalen Weg haben Sie wesentlich unterstützt und mitgetragen“, betonten die Gremienvertreter. Auch im Bistum Münster habe Bischof Genn den wichtigen Entscheidungen und Veränderungen immer einen synodalen Beratungsprozess mit allen Beteiligten vorangestellt. „Die damit verbundene Wertschätzung war für uns von unschätzbarem Wert“, dankten Möllmann, Rademacher und Lehmann dem Bischof.

Der Moderator des Priesterrates, Propst em. Jürgen Quante, sagte, dass Bischof Genn das Bischofsamt vor allem als ein „geistliches Leitungsamt“ verstanden habe. Vor schwierigen Entscheidungen habe er daher oft gesagt: „Darüber muss ich erst noch einmal beten.“ Auch Quante erinnerte an die großen Veränderungs- und Erneuerungsprozesse sowie an die vielen Krisen, insbesondere auch an den Kampf gegen sexuellen Missbrauch, die für die katholische Kirche in den Jahren der Amtszeit von Bischof Genn herausfordernd und prägend gewesen seien. Bischof Genn, das betonte Quante, habe die geistliche Leitung immer so verstanden, den ihm Anvertrauten Mut zu machen. „Das haben Sie immer wieder getan: Mut gemacht zur Nachfolge dieses Herrn, diesen Jesus Christus nicht aus dem Blick zu verlieren. Für diese Ermutigung danken wir Ihnen herzlich“, sagte der Moderator des Priesterrates.

Mit dem Ende der Amtszeit von Bischof Genn tritt am 10. März unmittelbar eine Übergangsregelung in Kraft. Der dienstälteste Weihbischof im Bistum Münster, Dr. Christoph Hegge, übernimmt die Leitung des Bistums. Diese erste Übergangsphase ist auf maximal acht Tage begrenzt. Innerhalb dieses Zeitraums muss das Konsultorenkollegium einen Diözesanadministrator wählen, der die Leitung des Bistums für die Zeit der Sedisvakanz übernimmt. Dem Konsultorenkollegium gehören neben dem Dompropst und dem Domdechanten die acht residierenden Domkapitulare am St.-Paulus-Dom an.

Dr. Stephan Kronenburg