Bischof Dr. Felix Genn besucht Maristen-Realschule in Recklinghausen
Wenn ein Bischof die Schulbank drückt, lernt er vielleicht nicht mehr so viele englische Vokabeln oder mathematische Formeln, trotzdem aber fürs Leben.
Diese Erfahrung hat jedenfalls Münsters Bischof Dr. Felix Genn gemacht, als er am 12. Februar die Maristenschule in Recklinghausen besuchte. Nach Gesprächen mit Schülern und Lehrkräften zeigte er sich positiv überrascht über das vielfältige Leben an der Realschule, das Engagement aller Beteiligten und "den guten Geist – den spürt man schon beim Eintreten."
Es war der erste von 13 Besuchen in Schulen im Bistum, die Genn für 2015 und 2016 plant. Dazu war er in Begleitung von Dr. William Middendorf, Leiter der Hauptabteilung Schule und Erziehung beim Bischöflichen Generalvikariat, nach Recklinghausen gekommen. Dort empfingen ihn Schulleiter Thomas Birkenhauer, Konrektor Stefan Schulze Beiering sowie Justin Merker, Christina Preußner und Lisa Sawatzki als Reporter der Schülerzeitung.
Schulleiter Birkenhauer informierte den Bischof über Geschichte und Profil der Maristenschule. 1954 hatten Maristenbrüder sie als Realschule für Jungen gegründet. Spiritualität und Pädagogik des Ordensgründers, des Heiligen Marzellin Champagnat, bestimmen unverändert die Arbeit an der Schule. Seit 1992 nimmt diese auch Mädchen auf. 2004 übernahm das Bistum Münster die Trägerschaft der Schule, die heute 463 Mädchen und Jungen besuchen.
Beim Rundgang setzten die Verantwortlichen auf Schüler-Kompetenz: Luca Ludwig und Joshua Göckener betätigten sich als Führer. Die Siebtklässler zeigten dem Bischof Klassenräume, Musik-, Speise- und Gottesdienstraum, die Sporthalle und das Kunstprojekt ,Die Versuchungen des Heiligen Antonius‘.
Außerdem betrachtete Genn eine Wand mit individuell gestalteten Plättchen. Diese hatten die Schüler nach ihrer Romreise 2014 zum 100-jährigen Wirken der Maristenbrüder in Recklinghausen und Schuljubiläum erstellt. "Petersdom, Papst, Eis: Das Wichtigste an Rom habt Ihr dargestellt", sagte der Bischof augenzwinkernd.
Danach wurde es ernster: Mit 25 Zehntklässlern, die sich dafür freiwillig gemeldet hatten, traf sich der Bischof zu Gesprächsrunden. Unter der Überschrift "Leben ermöglichen" beschäftigten sich diese mit ethischen Fragen. Themen waren etwa die Diagnose einer schwersten Behinderung eines Ungeborenen und die Frage einer Abtreibung, Fälle von aktiver, passiver und indirekter Sterbehilfe sowie Ungerechtigkeiten in der sozialen Marktwirtschaft.
Dabei hörte der Bischof vor allem zu, mischte sich nur ein, wenn die Jugendlichen ihn nach seinem Standpunkt und dem der Kirche fragten. Dabei sagte er mit Blick auf Schwerkranke, die Sterbehilfe wünschen: "Als Kirche versuchen wir zum Beispiel in Hospizen, solchen Menschen andere an die Seite zu stellen, die ihnen zeigen, dass sie wertvoll sind." Zur Geburt von Kindern mit schwersten Behinderungen erklärte er: "Diese Kinder können anders leben, als man oft denkt, wenn sie sich als Geschenk erfahren."
Abschließend bescheinigte Genn den Jugendlichen: "Ich bin erstaunt, mit welcher Konsequenz und Klarheit ihr diskutiert."
Nach einer Begrüßung des Kollegiums traf der Bischof sich mit einigen Lehrkräften, die ihn über Bereiche des Schullebens informierten. Schwerpunkte waren Inklusion und das Profil einer katholischen Schule. "Nicht alle, die an einer katholischen Schule sind, müssen als fertige Katholiken da raus kommen", meinte Genn, "aber sie müssen spüren können, dass von der Schule ein besonderer Geist ausgeht." Es gehe darum Menschen "mit Gott in Berührung zu bringen, damit ein Funken überspringen kann. Dann kann es funken – oder auch nicht." Ausdrücklich würdigte er die Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer: "Sie ermöglichen Berührungen mit Gott und mit der Kirche. Hier geschieht echte, gelebte Weitergabe des Glaubens."
Text: Bischöfliche Pressestelle
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