Bischof Genn besucht Gastkirche und Gasthaus in Recklinghausen

Von den Fenstern des kleinen Saals hängen bunte, locker verknüpfte Fäden herab – nicht, weil Karneval ist, sondern, um die Verbundenheit aller Menschen, die ehren- oder hauptamtlich in Gastkirche und Gasthaus Recklinghausen arbeiten, miteinander und mit ihren Gästen auszudrücken.

Wie eng dieses symbolische Netz ist, wie viele unterschiedliche Maschen es hat und vor allem, wie tragfähig es ist, davon hat sich Münsters Bischof Dr. Felix Genn am 11. Februar bei einem Besuch in der Einrichtung ein Bild gemacht.

Die Gastkirche liegt zentral in Recklinghauser an der Heilige-Geist-Straße. Sie ist ein Ort der Citypastoral, das heißt, Kirche sucht in einer Innenstadt Menschen in deren Alltag auf und lädt sie ein. Schräg rechts hinter der Gastkirche liegt das Gasthaus mit vielfältigen sozialen und caritativen Angeboten. Gemeinsam ist beiden Einrichtungen, dass sie allen Menschen offen stehen. Im 15. Jahrhundert als Armen-Gasthaus gegründet, wurden sie 1978 von der Brüdergemeinschaft der Canisianer in Münster, Schwestern der Ordensgemeinschaft der Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu (Hiltrup) und Diözesanpriester Bernhard Lübbering wiederbelebt. Als Priester wirkt heute Ludger Ernsting in Gastkirche- und –haus.
Er und Petra Rhein vom Gasthausrat übernehmen denn auch die Begrüßung des Bischofs. "Wir möchten ein Ort der Nächstenliebe und Gastfreundschaft sein", bringt Rhein das Konzept auf den Punkt, "an dem Kirche gelebt wird und an die Menschen heran kommt."

Wie das Team das umsetzt, erläutern die Ehrenamtlichen selbst; fast ein Viertel der 220 Freiwilligen ist heute da. Nacheinander stellen sie die Arbeitsbereiche vor – eine Vielfalt, über die Genn staunt. Da gibt es unter anderem eine Gefängnisgruppe, die Ansprechpartner für Inhaftierte ist, Second-Hand- und Eine-Welt-Laden, Förderverein, Meditationsgruppen, Gesprächsdienste, Firmvorbereitung für Erwachsene, Gospelchor, die Gruppe ,Zweifeln, suchen, eigenen Glauben entwickeln‘, biblische Gesprächsabende und ein Pilgerforum.

Dankbar zeigt sich der Bischof auch "für die Eindrücke, die ich mitnehme. Ich erlebe hier viel von dem, wie ich mir Kirche vorstelle." Die Ehren- und Hauptamtlichen zeigten Offenheit und "dass Kirche für alle da sein möchte, weil sie die Sendung dazu hat." Der Name von Gasthaus und Gastkirche bürge für christliche Qualität. "Hier wirkt sich nicht nur im Straßennamen die Kraft des Heiligen Geistes aus", sagt Genn, "hier wird sie handfest und konkret."

Gemeinsam beten er und seine Gastgeber dann in der Gastkirche das Mittagsgebet, das dort täglich stattfindet. Mit dabei sind auch Recklinghausens Bürgermeister Christoph Tesche und Pfarrerin Silke Niemeyer von der Evangelischen Kirchengemeinde Recklinghausen-Altstadt. Dabei formuliert der Bischof ein Gebet besonders für den Frieden in der Ukraine.

Danach schaut er kurz beim Mittagstisch vorbei – schließlich bietet das Gasthaus neben Nahrung für Seele und Geist ganz konkret täglich auch Frühstück und Mittagessen. "Wenn sie möchten, können die Gäste auch duschen, bekommen einen Kamm oder Rasierzeug", sagt Petra Rhein, "hier wird jeder würdevoll behandelt." Denn das Gasthaus nehme sich vieler an, "die bei institutionellen Stellen oft abgewiesen wurden und glauben, dass ihnen keiner mehr helfen kann." Petra Rhein motiviert genau das, ehrenamtlich in Gasthaus und –kirche dabei zu sein: "Das ist für mich gelebte Christenheit: Es geht immer um den Menschen."

Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de
Foto: Joachim Busch