Bischof Genn besucht Ostwallschule
Schüler fragen, der Bischof antwortet: Erst- und Viertklässler der Ostwallschule in Lüdinghausen haben am 12. Mai die Gelegenheit intensiv genutzt, Bischof Dr. Felix Genn zu befragen.
Sie wissen nun, dass er 176 Zentimeter groß ist, dass er nicht Fahrrad fahren kann, dass seine Lieblingsfächer in der Schule Griechisch und Latein waren oder dass er es als Kind sehr mochte, die Püppchen anderer bei ‚Mensch ärgere dich nicht‘ hinaus zu werfen – und vieles mehr. Sein Lieblingsgericht verriet der Bischof ihnen aber nicht: "Sonst bekomme ich das künftig überall nur noch vorgesetzt", bat er schmunzelnd um Verständnis.
Der dreistündige Besuch von Bischof Genn in der Ostwallschule geschah im Rahmen einer ganzen Reihe solcher Visiten in 2015 und 2016, bei denen der Bischof sich Lehranstalten aller Schultypen ansieht. Die Ostwallschule war auf die Besuchsliste gekommen, weil sie eine katholische Bekenntnisgrundschule in städtischer Trägerschaft ist, in der insbesondere das "Pilotprojekt Konfessionell-kooperativer Religionsunterricht" erprobt wird.
Begonnen hatte Genns Visite im lichtdurchfluteten Atrium der Schule, wo sich alle Schüler und Lehrer zu einer kleinen Willkommensfeier mit Liedern, die von Gesten begleitet wurden, versammelt hatten. Herzlich begrüßte Schulleiterin Ursula Hüvel den Bischof. Auch Lüdinghausens Bürgermeister Richard Borgmann war gekommen, um Genn freundlich in der Steverstadt willkommen zu heißen.
Der Bischof besuchte zunächst die erste Klasse von Uta Boettcher. Er nutzte die Begegnung hier auch dazu, mit den Kindern ins Gespräch zu kommen, sprach mit ihnen über Lieblingsfächer und Hausaufgaben, über Lieblingsautos oder die schönsten Geschichten aus der Bibel.
Später kam er in die vierte Klasse von Cordula Biesenbach. Hier startet der Religionsunterricht immer mit einer Begrüßung in einer Fremdsprache: Genn brachte den Kindern die lateinische Grußformel "Salve" bei. Die Klassensprecher Charlotte und Hannes führten den Bischof später während der an Gruppentischen stattfindenden Wochenplanarbeit umher und machten ihn mit Mitschülern und deren Aufgaben bekannt.
In der Lehrerpause kam der Bischof mit einigen Pädagogen ins Gespräch. Genn lobte die Lehrerinnen und Lehrer für ihre Geduld, die er im Unterricht erlebt habe und "nur bewundern" könne. Genn stellte klar, katholische Bekenntnisgrundschulen in städtischer Trägerschaft seien ihm als Rheinland-Pfälzer fremd gewesen. Dass es in Lüdinghausen heute nur katholische Grundschulen gebe, bezeichnete er als ein Problem in einer säkularen Gesellschaft, das auf der politischen Ebene besprochen werden müsse.
Auch bei diesem Schulbesuch bekam Genn zu hören, dass Inklusion in der schulischen Praxis nicht immer einfach sei. Manchen Schülern fehlte es an jeglicher Basiskompetenz, in Klassen mit 26 Schülern sei es extrem schwierig, etwa verhaltensauffällige Kinder zu integrieren, berichtete man ihm. "Wir sind für Inklusion", sagte der Bischof, denn Inklusion böte Chancen und könne helfen, Diskriminierung abzubauen, "aber es gibt Grenzen: Du kannst nicht jeden in eine Regelschule stecken", verdeutlichte Genn. Er wolle auch nicht, dass wegen der Inklusion alle Förderschulen schließen müssten, ob kirchlich oder staatlich: "Um der Menschen willen!"
Der gemeinsame Religionsunterricht war Thema eines weiteren Gesprächs, zu dem der Bischof sich mit den Religionslehrern traf. Seit dem Schuljahr 2013/2014 läuft in der Ostwallschule das "Pilotprojekt konfessionelle Kooperation", bei dem Kinder in ihren Klassengemeinschaften abwechselnd oder gemeinsam von kirchlich beauftragten Lehrpersonen beider christlicher Konfessionen unterrichtet werden.
Der am Projekt beteiligte evangelische Pfarrer Martin Elbert hatte erläutert, dieses konfessionell-kooperative Unterrichtsmodell bringe eine klarere Unterscheidung zwischen dem Evangelischen und dem Katholischen mit sich, die er als "absolut bereichernd" empfinde. Dabei würden die Kinder zu Experten ihrer Konfession, wenn sie etwa erzählen könnten, was in ihrer Kirche anders sei.
Dies sei ein sehr gutes Projekt, bewertete Bischof Genn, die durchgehenden Bezugspersonen seien "unglaublich stärkend" für die Klassenverbände, über diesen Weg könnten auch Grundwerte des Christlichen vermittelt werden. Der Bischof machte aber auch klar, dass es nicht darum gehen dürfe, muslimische Kinder etwa im christlichen Religionsunterricht zu bedrängen.
Am Ende bedankte sich die Schulleiterin herzlich für den Bischofsbesuch. "Für mich und für alle Beteiligten war es toll, Sie so nahe erleben zu können", sagte die Rektorin, "besonders schön fanden wir es, dass Sie so sehr auf die Kinder eingegangen sind". Es sei ihm eine große Freude gewesen, entgegnete der Bischof und bekannte, dass er für sich früher neben dem Beruf des Priesters als zweite Option den Beruf des Lehrers in der engeren Wahl gehabt habe.
Die Ostwallschule in Lüdinghausen ist eine katholische Bekenntnisgrundschule in städtischer Trägerschaft, in der 378 Schülerinnen und Schüler in 15 Klassen von 26 Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet werden. Als vierzügige Grundschule ist die Ostwallschule eine der größeren in der Region.
Text: Bischöfliche Pressestelle
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