Bischof Genn feiert Karfreitagsliturgie
"Die Botschaft, die Papst Franziskus mit seiner Namenswahl und seinen Gesten und Worten verkündet, hat es in sich." Das hat der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn am Karfreitag, 29. März 2013 im St.-Paulus-Dom in Münster betont. Der Bischof sagte, dass die Botschaft des neuen Papstes gerade auch zur Liturgie des Karfreitags gut passe.
"Die Gestalt des Franziskus steht für Armut und die Option für die Armen. Sie entbehrt jeder Romantik, sondern entspringt dem, was wir am Karfreitag feiern und bekennen: Die Erniedrigung Gottes, seine Armut und sein Elend. Wir bedenken, dass Gott aufs Kreuz gelegt wurde", sagte Bischof Genn. Er erinnerte daran, dass Franz von Assisi am Ende seines Lebens die Wundmale empfangen habe und so mit Jesus bis in die leiblichen Spuren dessen Leidens und Sterbens verbunden werde. "Wer von Franziskus begeistert ist, kommt an den Wundmalen nicht vorbei", sagte Bischof Genn.
Er unterstrich, dass auch Papst Franziskus immer wieder vom Kreuz spreche. In Anlehnung an Aussagen des neuen Papstes bei seiner Amtseinführung betonte Bischof Genn: "Die wahre Macht der Liebe, der Dienst Gottes für uns, hat seinen leuchtenden Höhepunkt am Kreuz." Der Bischof fragte, was es "für einen Abgrund des Bösen" geben müsse, "wenn Gott sich in seiner Liebe in Jesus Christus dem Menschen nähert, der Mensch aber glaubt, Gott einen Dienst zu erweisen, wenn er diesen Jesus Christus als vermeintlichen Gotteslästerer ausschaltet?" Mit dem Kommen Jesu, so sagte Bischof Genn, breche eine neue Welt an, die nicht darauf ziele, eigennützige Dinge voranzutreiben, "sondern eine Schöpfung wird aufgebaut in Glaube, Hoffnung und Liebe, um das heilbringende Reich Gottes zu fördern – für alle." Wer sich dem "Geheimnis des Kreuzes" nähere, der werde von Jesus entzündet "zu bedingungslosem Glauben, zu ahnungsvollem und zugleich lichtvollem Hoffen und zu selbstloser Liebe."
Wenn man sich vom Kreuz mitnehmen lasse, dann, so sagte der Bischof weiter, werde die Option für die Armen nicht einfach eine romantische Aussage oder ein moralischer Fingerzeig für die anderen, sondern eine konkrete Option für einen selbst. Dann werde man sich etwa dafür einsetzen, prekäre Beschäftigungsverhältnisse zu ändern, gab Bischof Genn ein konkretes Beispiel und fuhr fort: "Dann werde ich nicht müde in den unterschiedlichsten Lebensbereichen selbst Schritte zu überlegen und zu gehen, damit unsere Gesellschaft freier wird von Egoismus und sich bescheiden kann." Es gehe dann darum, sich die Frage zu stellen, was man konkret in seiner Umgebung dafür tue, "das ausschließliche Kreisen um mich selbst zu durchbrechen, die Werteskala des ‚Immer mehr’, ‚Immer weiter’, ‚Immer reicher’ aufzugeben, weil ich überzeugt bin: Durch Jesu Weg werden wir glücklicher."
Der Karfreitag, so sagte Bischof Genn am Ende seiner Predigt, fordere heraus und auch Papst Franziskus fordere mit seinem Dienstbeginn heraus. Zwar würden vielleicht manche angesichts des neuen Papstes ins Schwärmen geraten, aber eine Gefühlsregung wie Schwärmen, Sympathie oder gar Liebe bewähre sich erst im Alltag: "Sie bewährt sich, wenn ich tatsächlich ‚Ja’ sagen kann, dass meine gesamte Macht, mein Vermögen, alles, was ich habe oder besitze, zum Dienst bereitsteht, der seinen leuchtenden Höhepunkt am Kreuz hat."
Text/Foto: Bischöfliche Pressestelle
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