„Ich möchte mit unserer Begegnung ein Zeichen setzen, das Sie in Ihrer Gemeinde weitergeben können“, betonte der Bischof. Der jüdisch-christliche Dialog liege ihm am Herzen: „Ich freue mich darauf, die bewährte Zusammenarbeit mit der jüdischen Gemeinde fortzusetzen.“ Nach 28 Jahren hatte der bisherige Ansprechpartner, Sharon Fehr, vor wenigen Wochen den Vorsitz der Jüdischen Gemeinde abgegeben. Mit Ufferfilge steht erstmals nach acht Jahrzehnten wieder ein ausgebildeter Rabbiner (in spe) an der religiösen Spitze der jüdischen Gemeinde in Münster. „Viele Formate können jetzt erstmals stattfinden“, erklärt der angehende Rabbiner. So habe er vor kurzem die erste Bat Mizwa leiten dürfen, mit der jüdische Mädchen die religiöse Volljährigkeit erreichen und alle religiösen Rechte und Pflichten eines Mitglieds der jüdischen Gemeinschaft übernehmen. Auch jüdische Paare, die in Münster religiös unter dem Traubaldachin heiraten möchten, können dies dank des Rabbiner-Anwärters demnächst wieder tun.
Bischof Genn informierte sich außerdem über die Ausbildung zum Rabbiner und – mit Blick auf die Kippa, die Ufferfilge auch im Alltag trägt – über dessen Erfahrungen mit Antisemitismus. In Münster erlebe er nur selten Anfeindungen, berichtete Ufferfilge. Im Rheinland, wo er eine Zeitlang gelebt habe, ebenso wie an seinem jetzigen Wohnort Berlin mache er andere Erfahrungen. „Beim Einkaufen im Supermarkt und besonders in Bus und Bahn werde ich regelmäßig angesprochen und beleidigt“, sagte er. Für Bischof Genn Anlass, seine Worte aus dem vergangenen Jahr zu wiederholen. Die traditionelle „Große Prozession“ war damals angesichts antisemitischer Übergriffe als Zeichen der Solidarität in Münsters Synagoge gestartet: „Eine solche Feindschaft ist mit uns Christen nicht zu machen. Wir wehren uns mit allen Kräften dagegen.“
Ann-Christin Ladermann