Bischof Wilmer: „Die gesamte Schöpfung sehnt sich nach Erlösung“

, Bistum Münster

Zu mehr Geschwisterlichkeit unter den Menschen und zu mehr Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung hat der Hildesheimer Bischof Dr. Heiner Wilmer aufgerufen. Zugleich warnte er vor der Leugnung des Klimawandels und kritisierte rechtsextremistische Tendenzen in Gesellschaft und Politik. Wilmer sprach am Mittwochabend im Rahmen der Geistlichen Themenabende im St.-Paulus-Dom zu Münster.

Bischof Dr. Heiner Wilmer während seiner Ansprache im St.-Paulus-Dom

In seinem Vortrag schlug er einen weiten Bogen von Kafkas „Verwandlung“ über Papst Franziskus bis hin zum Apostel Paulus. Die Schöpfung sei im Wandel begriffen und sehne sich nach Erlösung, schreibe dieser in seinem Römerbrief. „Interessant: Hier geht es um die ganze Schöpfung, nicht nur um den Menschen“, führte Wilmer aus. 

Die „Sehnsucht der Schöpfung“ habe Papst Franziskus in seiner Umwelt-Enzyklika „Laudato Si‘“ und weiteren Texten aufgegriffen. „Sein zentrales Anliegen mit Blick auf die Schöpfung lautet: Unsere Natur ist wie ein offenes Buch. In ihr können wir die Geheimnishaftigkeit und Herrlichkeit Gottes lesen.“ Der Papst spreche weiter von dem großen Haus, in dem wir alle lebten. Damit meine er, wir seien Schwestern und Brüder mit der Schöpfung, aber auch als Menschheitsfamilie. 

Deswegen heiße es jetzt wach zu werden angesichts parteipolitischer Strömungen, die vorgäben, dass Klimawandel „hysterischer Quatsch“ sei. Es könne nicht sein, dass wir für dumm verkauft und der Papst und die Wissenschaft als Spinner dargestellt würden, wenn sie auf den Zusammenhang zwischen der Ausbeutung der Schöpfung und den großen Migrationsströmen hinwiesen.

Wilmer fuhr fort: „Es kann doch nicht sein, dass neuerdings diese rechtsextremistische Position behauptet: Es braucht wieder Deportationen. Es kann doch nicht sein, dass einer der höchsten parteipolitischen Rädelsführer öffentlich sagt: ‚In unserem Lande können wir in Zukunft auf 20 bis 30 Prozent der Menschen verzichten‘, weil der fürchterliche Mythos von deutschem Blut auf deutschem Boden wieder wach wird.“

Das sei perfide, urteilte Wilmer. Es könne doch nicht sein, dass wir „eine solche Welt wollen, in der der Geist der Menschheitsfamilie aufgegeben wird und wir dämonischen Mächten anheimfallen.“

Zum Schluss seiner Ansprache erinnerte er an die im Münsterland sehr verehrte selige Ordensschwester Maria Euthymia Üffing, die wegen ihres Wirkens als Krankenschwester im 2. Weltkrieg als „Engel der Liebe“ bezeichnet wurde: Sie habe in einer Zeit des Hasses gelebt. Trotzdem habe sie den Kriegsgefangenen, um die sie sich zu kümmern hatte, nicht nur ein Stück Brot, sondern ein Lächeln zukommen lassen. „Die Haltung eines Menschen ist wichtig, egal wie und wo er lebt“, erläuterte Wilmer. Und weiter: „Der hoffende Mensch packt an, packt zu.“ Die Hoffnung, damit spannte der Hildesheimer Bischof zum Schluss den Bogen zurück zum Römerbrief, lebe dort, „wo der verwandelte Mensch die Welt verwandelt“.

Am 6. März führt Markus Lewe, Oberbürgermeister der Stadt Münster, die Reihe der Geistlichen Themenabende im St.-Paulus-Dom fort. Sein Vortrag trägt den Titel „Herausforderungen für die Kommunen. Migration.“

Vor dem Hintergrund des Todes des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny spricht am 13. März Prof. Dr. Hubertus Lutterbach, Professor für Christentums- und Kulturgeschichte an der Universität Essen, zu dem Thema „Märtyrer von heute im Dienst einer Welt für alle.“

„Kirche der Hoffnung“ sind die Ausführungen von Prof. Dr. Hans Hobelsbergers aus Paderborn überschrieben, die am 20. März zu hören sein werden.

Die Geistlichen Themenabende starten um 18.30 Uhr. 

Den Abschluss bildet am 27. März die Düstere Mette, die um 19.30 Uhr beginnt.

Der Eintritt zu den Veranstaltungen ist frei. Die Kollekte der Abende kommt der Aktion Babykorb des Sozialdienstes katholischer Frauen e.V. (SkF) zugute.

Die Geistlichen Themenabende werden live auf unserer Internetseite sowie dem YouTube-Kanal und dem Facebook-Kanal des Bistums Münster.

Thomas Mollen