Bistum Münster veröffentlicht Buch über Zufriedenheitsstudie
"Beziehung statt Abgrenzung – Kirche im Wandel. Status und Perspektiven im Bistum Münster." Das ist der Titel einer neuen Publikation, die jetzt im Dialogverlag in Münster erschienen ist. Am 8. Juli stellten der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn sowie die Herausgeber und Autoren das Buch in Münster vor.
Die Veröffentlichung dokumentiert die Ergebnisse einer Zufriedenheitsstudie. Dabei wurden Ende 2014 im Rahmen einer repräsentativen Untersuchung 1.000 Katholiken im Bistum befragt, wie zufrieden sie mit der Kirche und ihren Angeboten sind. Zudem werden in dem Buch, wie Bischof Genn vor Journalisten betonte, auch "Strategien benannt, mit denen wir die aktuelle Situation der Kirche im Bistum Münster gestalten wollen." Zudem würden Konsequenzen dargestellt, die aus der Studie für Seelsorge, Personal und Kommunikation gezogen werden könnten. Herausgeber des Buches sind Prof. Heribert Meffert, emeritierter Direktor des Instituts für Marketing am Marketing Center Münster (MCM) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, und Norbert Kleyboldt, bis Ende Juni Generalvikar des Bistums Münster.
Bischof Genn unterstrich bei der Vorstellung, dass im Titel des Buches die Einschätzung stecke, dass Kirche heute oft wahrgenommen werde, als eine Kirche, die sich abgrenze, die den Menschen fernstehe. Dagegen betonte der Bischof: "Eine solche sich von anderen Menschen abgrenzende Kirche wollen wir nicht sein; eine solche Kirche kann die Kirche Jesu Christi nicht sein. Vielmehr muss sie eine Kirche sein, die Beziehung als zentrales Paradigma ihrer Seelsorge versteht." Die Menschen müssten Vertrauen zu den Vertretern der Kirche haben oder neu gewinnen und müssten erfahren, dass der Glaube ihr Leben bereichere.
Der Bischof zeigte bezugnehmend auf die Veröffentlichung einige konkrete Perspektiven auf, wie der Wandel der Kirche im Bistum gestaltet werden kann. So sei etwa das Wahrnehmen von Verantwortung und Leitung in der Kirche in vielen Feldern nicht an das Priestertum gebunden. Von daher sei es wichtig, die Taufwürde und Taufbewusstsein aller zu stärken und auch Teamfähigkeit zu leben. Zudem sollten eine Gelegenheitspastoral und Experimente im liturgischen, caritativen und katechetischen Bereich Raum bekommen. Es gelte, so sagte der Bischof, "angstfrei, mit Mut zum Experiment und mit Mut zum Scheitern" zu wirken. Dabei könne auch der "Mut zur qualitativen und quantitativen Selbstkontrolle" neu eingeübt werden.
Gut sei es auch, wenn die Vertreterinnen und Vertreter der Kirche wahrgenommen würden als "einladend, zuversichtlich, authentisch, mitten im Leben und unter den Menschen stehend". Natürlich sei Kirche keine Serviceagentur, aber durchaus Dienstleister: "Hier sollten wir mehr als Ermöglicher wahrgenommen werden. Es gilt, neu in den Blick zu nehmen, was wirklich nicht geht oder was nur ungewöhnlich und neu ist", betonte der Bischof. Zugleich könne mit Blick auf die Pfarreien und ihre Pastoral gefragt werden: "Muss in jeder Gemeinde ‚alles‘ gemacht werden?" Entscheidend sei bei allen Überlegungen, "gemeinsam aus einer lebendigen und vertrauensvollen Beziehung mit Gott auch miteinander in Beziehung zu stehen", um so Prioritäten und Posterioritäten festlegen zu können. Grundsätzlich gehe es nicht darum, die Menschen zufriedener mit der Kirche zu machen. Die Zufriedenheit sei der Weg oder die Tür, um den Menschen die Einladung Gottes zu bringen. Bischof Genn: "Die Zufriedenheit mit der Kirche, die den Menschen mal als Institution und mal in den einzelnen Getauften begegnet, ist Voraussetzung, damit Menschen auf diese Einladung Gottes frei und positiv antworten können."
Prof. Meffert machte die Notwendigkeit deutlich, dass Kirche sich den Herausforderungen, vor denen sie stehe, proaktiv stelle, den Wandel mittel- und langfristig gestalte und Veränderungen steuere. Wie Bischof Genn so warb auch Meffert dafür, "die Beziehungsqualität auf allen Ebenen" zu fördern, die Gläubigen an Entscheidungsprozessen zu beteiligen und sie zur Mitgestaltung von Kirche zu ermutigen. Dabei sei es wichtig, das Ehrenamt zu fördern und noch stärker das Priestertum aller Getauften in den Blick zu nehmen. Unzufriedenheiten müssten, wie das Bistum es mit der Einrichtung einer zentralen Beschwerdestelle bereits getan habe, aufgefangen werden. Transparenz sowie eine offene, dialogorientierte Kommunikation seien von großer Bedeutung. Prof Meffert warb vor diesem Hintergrund für ein so genanntes "Konzept der drei I". Die "drei I" stehen für: "Integrität – Interaktion – Integration". Integrität im Sinne von Rechtschaffenheit, Aufrichtigkeit und Zuverlässigkeit ist für Prof. Meffert "der Schlüssel für Glaubwürdigkeit und für Vertrauensbildung und damit auch für die Zufriedenheit der Gläubigen mit der katholischen Kirche im Bistum Münster". Interaktion meine, dass ein intensiver und offener Austausch und Dialog mit den Gläubigen notwendig sei. Integration bedeute, die Kräfte zu bündeln – sowohl auf einer organisatorisch-strukturellen Ebene als auch zwischen Vertretern der Kirche und den Gläubigen.
Zu den Autoren des Buches gehören neben Bischof Genn und Prof. Meffert auch Prof. Tim Eberhardt, Geschäftsführer des Münster Research Institute und Inhaber des Lehrstuhls für Marketing der EBC Hochschule Düsseldorf, Prof. Peter Kenning, Inhaber des Lehrstuhls für BWL, insbesondere Marketing an der Heinrich Heine Universität sowie aus dem Bischöflichen Generalvikariat in Münster Domkapitular Hans-Bernd Köppen, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge-Personal, Pater Manfred Kollig Leiter der Hauptabteilung Seelsorge, Dr. Stephan Kronenburg, Leiter der Abteilung Medien- und Öffentlichkeitsarbeit und Prof. Margret Nemann, Leiterin der Abteilung Personalentwicklung-/ begleitung. Die Veröffentlichung ist ab sofort im Buchhandel erhältlich.
Bibliografische Angaben: Heribert Meffert / Norbert Kleyboldt (Hg.), Beziehung statt Abgrenzung – Kirche im Wandel. Status und Perspektiven im Bistum Münster. Münster 2016. ISBN 978-3-944974-19-4. 9,80 €.
Bildunterschrift: Sie präsentierten das Buch zur Zufriedenheitsstudie im Bistum Münster (von links): Norbert Kleyboldt, Felix Genn und Heribert Meffert.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 08.07.16
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de
Foto: Thomas Mollen / Bischöfliche Pressestelle