Bistums-Projekt: Flüchtlinge lernen Grundlagen der deutschen Sprache

Sie haben ausnahmsweise keine Kinder oder Jugendlichen, sondern Erwachsene vor sich, und sie unterrichten nicht, indem sie erklären oder an die Tafel schreiben, sondern durch Körpersprache:

Die Lehrkräfte, die sich an einem neuen Projekt des Bistums Münster zum Spracherwerb für Flüchtlinge beteiligen, machen dabei ganz neue Erfahrungen. Für ihre Schülerinnen und Schüler gilt das erst recht, die erwachsenen Flüchtlinge gehen in dem Projekt wertvolle erste Schritte zum Erlernen der deutschen Sprache.

 

Das Projekt findet unter dem Titel "Elementare Sprachhandlungen in der Zweitsprache Deutsch – eine Basiseinführung für Flüchtlinge" statt. Auf den Weg gebracht haben es die bischöfliche Schulabteilung und die katholische Schulstiftung im Bistum. Letztere stellt 10.000 Euro zur Verfügung, die Schulabteilung verwaltet das Projekt.

Konkret vermitteln darin Lehrerinnen und Lehrer bischöflicher Schulen erwachsenen Flüchtlingen erste Fertigkeiten in der deutschen Sprache. "Die Tätigkeit der Lehrkräfte ist ehrenamtlich", betont Dr. William Middendorf, Leiter der bischöflichen Schulabteilung und Vorstandsmitglied der Schulstiftung, "wir zahlen eine Aufwandsentschädigung und übernehmen bestimmte Kosten für die Unterrichtsmittel."

Ausgelegt ist das Projekt für sechs Schulen mit je einem Kurs. Das Engagement der Lehrkräfte ist dabei ebenso groß wie das Interesse der Flüchtlingen: Bei manchen Schulen übersteigt die Nachfrage deutlich die Anzahl der Plätze.

Mit dabei und überwiegend schon gestartet sind das Kardinal-von-Galen-Gymnasium in Münster-Hiltrup, die Hildegardisschule (Berufskolleg) in Münster, das Pius-Gymnasium in Coesfeld, das August-Vetter-Berufskolleg in Bocholt, das Placidahaus (Berufskolleg) in Xanten und die Canisiusschule (Gymnasium) in Ahaus. Nach Middendorfs Angaben sind je nach Bedarf ein bis zwei weitere Kurse denkbar.

Das Projekt sei ein "kleiner exemplarischer und insbesondere schneller Beitrag zur Flüchtlingshilfe". Zugleich gehe es über die Aufgaben der bischöflichen Schulen hinaus, da es sich nicht an schulpflichtige, sondern an erwachsene Flüchtlinge wende. Es sei Anliegen von Schulabteilung und Schulen, außerhalb ihrer Aufgaben Flüchtlinge zu unterstützen.

Die ersten Erfahrungen aus der Praxis sind durchweg positiv. Das weiß zum Beispiel Julian Borghs, Deutschlehrer am St. Pius-Gymnasium in Coesfeld. Er leitet dort einen Kurs, dessen Teilnehmer aus sieben Ländern kommen und zwischen 21 und 46 Jahre alt sind. "Die Kursteilnehmer sind hochmotiviert", sagt Borghs. Und er erklärt auch, wie der Unterricht gelingt, obwohl Lehrer und Schüler am Anfang nicht dieselbe Sprache sprechen: "Der Unterricht wird vorzugsweise über die Körpersprache vermittelt, und außerdem nimmt er immer Bezug auf die Lebenswelt und Lebenswirklichkeit der Gäste."

Foto: Matthias Waschk
Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de