Bistumsprojekt zur Biodiversität

, Bistum Münster, Kreisdekanat Borken

Dass es alles so schnell ging, hat Fabian Teltrop von der Fachstelle Umweltschutzmanagement im Bischöflichen Generalvikariat in Münster selbst überrascht. Familie Jünck-Brun aus Heiden drückte ordentlich aufs Tempo – und säte mitten in der Corona-Pandemie gleich acht Blühstreifen auf ihren von der Pfarrei St. Remigius in Borken gepachteten Ländereien. Damit beteiligt sich die Landwirtsfamilie an einem Projekt des Bistums Münster zur biologischen Vielfalt, bei dem es auch um künftige Wege der nachhaltigen Nutzung von Kirchenland und das Verhältnis zwischen Pächtern und Pfarreien geht.

Sind zusammen stolz auf das Blühstreifen-Projekt: Vertreter des Kirchenvorstandes von St. Remigius mit Vertretern des Bistums Münster und der Familie Jünck-Brun.

Sind zusammen stolz auf das Blühstreifen-Projekt: Vertreter des Kirchenvorstandes von St. Remigius mit Vertretern des Bistums Münster und der Familie Jünck-Brun.

© Bistum Münster

Mit diesem Projekt, erklären Birgit Hüsing von der Gruppe Liegenschaften und Fabian Teltrop, möchte die katholische Kirche im Bistum Münster eine ökologische Verantwortung für die Schöpfung, aber auch soziale Verantwortung für die Pächter übernehmen.

46 Hektar hat der Hof Jünck-Brun von der Kirchengemeinde gepachtet, sagt Alt-Bauer Bernhard Brun mit ein wenig Stolz. Er war sofort begeistert von der Idee mit den Blühstreifen. Tochter Kathrin und Schwiegersohn Michael Jünck, die den Betrieb inzwischen führen, hatte er schnell überzeugt.

Auf rund 12.000 Quadratmetern säten die Jünck-Bruns Sonnenblumen, verschiedene Klee-Arten, Phacelia und andere heimische Gewächse. Drei Streifen direkt an Wirtschaftswegen, andere ökologisch besonders sinnvoll beispielsweise an Wallhecken, eine versteckt mitten in einem Maisfeld. Besonders freut sich Bernhard Brun, wenn sich bei seinen Kontrollgängen unzählige Insekten zwischen den Blumen tummeln: „Genau so soll es sein.“

Doch neben der Biodiversität, das ist Brun wichtig, müsse auch der Ackerboden geschützt werden. Ziel sei es, diesen ständig bewachsen zu lassen, damit sich beispielsweise Humus einlagert, der den Boden wertvoller mache und CO2 speichern kann. Damit organischen Dünger zu produzieren, sei zudem eine Viehhaltung notwendig, ergänzte Brun: „Aber das ist ein anderes Thema.“

Um zu schauen, wie weit das Projekt vor Ort funktioniert, haben sich die Gremienvertreter aus Kirchenvorstand und Pfarreirat von St. Remigius jetzt aufs Rad geschwungen und einige der Blühstreifen inspiziert. Besonders für die KV-Mitglieder Bernhard Icking-Haselhoff und Markus Tücking war das eine spannende Tour. Sie beide haben das Projekt in der Borkener Propsteigemeinde vorangetrieben. Und können sich für die Neuauflage der Pachtverträge im kommenden Jahr sogar gut vorstellen, einen Passus in den Vereinbarungen zu ergänzen: „Wir würden die Pächter gerne auffordern, binnen der Pachtzeit von neun Jahren einmal eine Biodiversitätsberatung durch die Landwirtschaftskammer wahrzunehmen“, erklären Icking-Haselhoff und Tücking. Eine Beratung war übrigens auch für die Jünck-Bruns der Startschuss.

Bernhard Brun sieht sich als Landwirt in der Verantwortung: „Wir haben in Sachen Umweltschutz eine Schlüsselposition“, betont der Senior und ergänzt: „Die Biolandwirtschaft ist nicht die alleinige Lösung, wir müssen alle Bauern mitnehmen.“ Birgit Hüsing bestärkt ihn darin: „Voneinander können wir eine Menge lernen.“

Das Projekt des Bistums Münster ist auf fünf Jahre angelegt. Der Hof Jünck-Brun in Heiden ist absoluter Vorreiter. Fabian Teltrop hofft, dass sich aus den Pilotkreisen Recklinghausen und Borken weitere Betriebe anschließen. Und sich das Projekt irgendwann aufs ganze Bistum erstreckt. Denn, so Teltrop: „Es geht für künftige Generationen um nachhaltiges Wirtschaften auf Kirchenland.“

Gudrun Niewöhner