Christian Wölke absolviert Kurs ,Führen und Leiten‘

Ob er künftig besser entscheiden kann, welcher Teppich in der Kirche wie liegen soll, weiß er nicht. "Aber ich habe gelernt, dass im Zweifelsfall gar nicht ich der bin, der das entscheiden muss", sagt Christian Wölke.

In einem anderthalbjährigen Fortbildung des Bistums Münster mit dem Titel ,Führen und Leiten‘ hat sich der leitende Pfarrer von St. Johannes Baptist in Steinfeld fit gemacht für die Anforderungen, die die heute größeren Pfarreien an ihn und seine Kollegen stellen.

Der 48-Jährige, der zunächst Mess- und Regelmechaniker war und 2003 zum Priester geweiht wurde, ist seit Mai 2012 Pfarrer für vier ehemals selbstständige Kirchengemeinden im Offizialatsbezirk Oldenburg des Bistums. Vor diesem Hintergrund hat er sich für den Kurs entschieden. "Dies ist meine erste Stelle als leitender Pfarrer und in einer gerade fusionierten Pfarrei", erzählt er, "mein Gefühl war immer, dass ich dafür noch Schulungen brauche." Außerdem sei ihm klar gewesen: "Es ist etwas anderes, ob ich ein seelsorgliches Gespräch führe oder von meinem Glauben erzähle oder ob ich strukturell-konzeptionell arbeiten muss."

Gerade der letztere Bereich aber stellt an einen leitenden Pfarrer hohe Anforderungen. Die Frage, wie der Teppich in der Kirche am besten verlegt werden soll, ist da nur ein Beispiel. "Architekt bei Baumaßnahmen, Pädagoge bei Fragen, die die Kindergärten betreffen, Finanzexperte, Personalmanager, Landschaftsgestalter bei Friedhofsfragen", zählt Wölke einige der Funktionen auf, deren Übernahme viele Menschen von ihm erwarten. Diese Anforderungen seien aber in der Ausbildung zum Priester allenfalls angerissen worden.

Von dem Kurs erhoffte sich der 48-Jährige deshalb, zu erfahren, was genau seine Aufgaben sind, was sein eigener Anspruch ist, welche Stärken und Grenzen er hat. "Mein Wunsch war außerdem die Vernetzung mit anderen leitenden Pfarrern", ergänzt er, "denn im beruflichen Alltag im Team und in der Pfarrei bin ich ja der einzige in dieser Rolle." So bewege er sich in einem Spannungsfeld: als Seelsorger, der in vier Gemeinden heimisch werden und sich um Menschen kümmern möchte, und als Manager der Pfarrei, der immer sofort entscheiden soll.

Im Kurs erfuhr er, dass andere Pfarrer diesen Spagat ähnlich erleben. In fünf inhaltlich voneinander unabhängigen Modulen setzten sie sich mit ihrer Biografie ebenso auseinander wie mit der Pfarreientwicklung sowie Grundsätzen von Führung und Leitung. Auch Teamarbeit und Teamkultur waren Themen. Außerdem erarbeitete jeder Teilnehmer ein Praxisprojekt.

Aus Christian Wölkes Sicht haben vor allem die Themen Pfarreientwicklung sowie Führen und Leiten "sehr nachdenklich gemacht. Denn da durften auch Zukunftsängste angesprochen werden, die durchaus vorhanden sind." So rechne auch er selbst damit, "dass sich die Kirche noch radikaler wandeln wird, als wir es jetzt absehen. Die traditionelle Selbstverständlichkeit, mit der Kirche früher zum Leben gehörte, wird geringer werden, trotzdem wird die Erwartung vieler bleiben, dass jemand von der Kirche da ist, wenn man jemanden braucht."

Auf diese Entwicklungen möchte er sich einstellen und hat dafür in dem Kurs wertvolle Impulse erhalten. "Für mich mit am spannendsten war die Überlegung, was wir von den Gemeinden der Weltkirche lernen können", erzählt er, "es wurde sehr deutlich, dass es sehr unterschiedliche Vorstellungen und eben auch Möglichkeiten von Kirche gibt." Ganz konkret hat er für sich selbst weitere Ansatzpunkte entdeckt, an denen er weiter arbeiten möchte. So wird der Steinfelder demnächst eine Weiterbildung in Themenzentrierter Interaktion beginnen, die für die Arbeit in und mit Gruppen hilfreich ist.

Erfüllt hat sich durch den Kurs außerdem Wölkes Wunsch nach kollegialer Vernetzung. "Der Kurs bot einen guten Raum zum Austausch mit leitenden Pfarrern anderer Gemeinden, und dieser Austausch besteht mit vielen der Kollegen über den Kurs hinaus fort", berichtet er.

Insgesamt habe der Kurs dazu beigetragen, sich von dem Anspruch der Allgegenwärtigkeit und Allzuständigkeit des leitenden Pfarrers freizumachen. "Ich sehe jetzt klarer, wo ich entscheiden muss und wo nicht", meint Wölke, "und ich kann meine eigenen Entscheidungen besser aushalten und akzeptieren, dass nie alle alles toll finden."

- Die erste Auflage der Fortbildung ,Führen und leiten‘ haben von September 2013 bis Februar 2015 17 Pfarrer aus dem Bistum Münster absolviert. Veranstalter war die Hauptabteilung Seelsorge Personal des Bistums. Die Fortbildung sollte die Teilnehmer für die Anforderungen fit machen, vor denen leitende Pfarrer heute in den größer gewordenen Pfarreien stehen. Fünf dreitägige Kurseinheiten thematisierten die Bereiche ‚Biografie und Rolle‘, ‚Team und Teamentwicklung‘, ‚Pfarreientwicklung‘ und ‚Führen und leiten‘. Ergänzend erarbeiteten die Teilnehmer ein Praxisprojekt. Eine zweite Fortbildung ‚Führen und Leiten‘ hat im September 2014 mit zwölf Teilnehmern begonnen. Für die von September 2015 bis Februar 2017 laufende dritte Reihe können sich Geistliche noch bis zum 29. Juni anmelden.

Weitere Informationen gibt es bei der Hauptabteilung Seelsorge-Personal per E-Mail unter fortbildung-seelsorgepersonal[at]bistum-muenster.de.

Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de