Christlicher Glaube muss Handeln bestimmen in Solidarität mit Israel

Bei dem ersten der Geistlichen Themenabende 2024 im St.-Paulus-Dom Münster haben Christine und Dr. Thomas Söding den Bezug von Texten des Propheten Jeremia zu den Ereignissen in Israel seit dem Angriff der Hamas hergestellt.

Den Beweis, dass ein Text des Alten Testaments hochaktuell sein kann, haben jetzt Christine und Dr. Thomas Söding, Seniorprofessor für Neues Testament an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum, erbracht: Im Rahmen der Vortragsreihe der geistlichen Themenabende im St.-Paulus-Dom in Münster haben sie am Mittwoch, 21. Februar, den Bezug von Texten des Propheten Jeremia zu den Ereignissen in Israel seit dem Angriff der Hamas am 7. Oktober vergangenen Jahres hergestellt.

Umrahmt von einem Vokaloktett der Dommusik unter Leitung von Domkapellmeister Alexander Lauer und dem Orgelspiel des Kirchenmusikers von St. Lamberti Münster, Max Betz, stand der Abend unter dem Motto „Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben.“ (Jer 29,11). Die Geistlichen Themenabende stehen in diesem Jahr unter dem Leitwort „Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben. Eine Welt für alle.“

Dr. Thomas Söding, Dompropst Hans-Bernd Köppen (mitte) und Christine Söding (rechts) las im Rahmen des geistlichen Themenabends im St.-Paulus-Dom in Münster Texte des Propheten Jeremia.

© Bischöfliche Pressestelle/Jule Geppert

Der Text Jeremias den Christine Söding vortrug, stammt aus dem siebten Jahrhundert vor Christus und ist der Brief des Propheten von Jerusalem aus an seine Landsleute die nach Babylon verschleppt worden waren. In der Trostschrift, der Heilszusage, verheißt Jeremia an zahlreichen Stellen und im Gesamttenor den Neuen Bund Gottes mit Israel und verkündet das Wort Gottes. Vom expliziten Zitat „Denn ich will euch Zukunft und Hoffnung geben (Jer 29,11) über „Und ich lasse mich von euch finden und ich wende euer Geschick und sammle euch aus allen Völkern und von allen Orten, wohin ich euch weggeführt habe. Ich bringe euch an den Ort zurück, von den ich euch weggeführt habe.“ (Jer 29,14) bis zu „Verzage nicht, Israel.“ (Jer 30,10), „Denn ich bin mit dir, um dich zu retten“ (Jer 30,11) und „Denn ich lasse dich genesen und heile dich von deinen Wunden“ (Jer 30,17) – „Mit Gott, darauf legt Jeremia seinen Fokus, ist Zukunft  und Hoffnung zu finden – auch wenn der Weg durch den Krieg hindurch hart ist“, erklärt Prof. Söding.

„Es muss um die Welt schlecht bestellt gewesen sein damals, wenn Jeremia solche Worte wählt. Und es ist auch heute um die Welt schlecht bestellt gerade dort, wo diese Worte aufgeschrieben worden sind, mitten in einem kriegerischen Nahen Osten“, sagt der Wissenschaftler. Aber es sei gut bestellt um die Menschen, wenn Gott durch den Propheten Jeremia die Verheißung auf Zukunft und Hoffnung gebe – damals wie heute. „Alles scheint gegen eine gute Zukunft zu sprechen, nicht scheint Hoffnung zu machen. Aber wer an Gott glaube, hoffe auf ein Jenseits von Tod und Verderben. „Nach Gottes Willen gilt das auch heute“, betont Söding und macht den Zusammenhang deutlich: „Das sagt der christliche Glaube, der in Jesus den Messias aller Völker erkennt. Und dieser Glaube muss christliches Handeln bestimmen. In Solidarität mit Israel, in der Hoffnung auf das Ende des Krieges und auf einen Frieden im heiligen Land, der allen zugutekommt.“

Es gehe darum, die Stimme der Hoffnung wider aller Hoffnung wahrzunehmen – in den Texten des Jeremia. „Durch diese Brille die heutige Situation in Israel, im Gaza-Streifen und im Westjordanland betrachten, die sich  nach dem 7. Oktober vergangenen Jahres darstellt, das ist der zweite Schritt. Wir können mit dem Wissen von heute den biblischen Text erschließen, der für Juden wie Christen Richtschnur ist, für ihr Beten, Denken und Handeln“, erklärt der Wissenschaftler. Der dritte Schritt folge daraus: Es gehe darum, die Demokratie zu stärken, den Antisemitismus zu bekämpfen und Frieden zu stiften. „Als katholische Kirche, als Christen, sind wir gefragt“, macht Prof. Söding deutlich.

Die folgenden Veranstaltungen sind:

  • Bischof Heiner Wilmer SCJ aus Hildesheim spricht am 28. Februar zum Thema: „Initiativen der Verantwortung. Ökologische Perspektive“.
  • Am 6. März ist Markus Lewe, Oberbürgermeister der Stadt Münster, im St.-Paulus-Dom zu Gast. Sein Vortrag trägt den Titel: „Herausforderungen für die Kommunen. Migration.“
     
  • „Kirche der Hoffnung“ sind die Ausführungen Prof. Dr. Hans Hobelsbergers aus Paderborn überschrieben, die am 20. März zu hören sein werden.
  • Die Reihe endet mit der Düsteren Mette am 27. März, dann beginnende um 19.30 Uhr.

Weitere Informationen: Eine Lesereise mit Jeremia durch die Landschaft von Krieg und Frieden in Israel: "Ich will euch Zukunft und Hoffnung geben"  ​​​​​​​

Julia Geppert