Den Blick auf Frauen in Not richten

Unter dem Motto ‚Initiativen für Frauen - Anstöße im öffentlichen Raum‘ hat die Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen in Münster vom 9. bis zum 13. Februar ein Kontaktseminar ,Option für die Armen‘ veranstaltet.

Es fand zum 25. Mal statt. Rund 40 Ordensleute, Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen sowie Studierende nutzten die fünftägige Weiterbildung zum Austausch über Initiativen für Frauen in prekären Lebenssituationen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfuhren, dass ein explizites Engagement für Frauen für viele Ordensgemeinschaften zu den Grundlagen ihrer Arbeit zählt. Die Gründerin der Oberzeller Franziskanerinnen in Würzburg, Antonia Werr, rief schon 1855 eine Lebensgemeinschaft mit strafentlassenen Frauen ins Leben. Auf den Philippinen ermöglichen die Schwestern der christlichen Liebe ganz im Sinne ihrer Gründerin Pauline Malinckrodt blinden Kindern und Frauen schulische und berufliche Bildung. Bereits 1610 gründete die englische Ordensschwester Mary Ward eine Frauengemeinschaft mit dem Ziel der Mädchenbildung.

Intensiv beschäftigten sich die Teilnehmer mit der 1933 verstorbenen österreichischen Sozialpionierin und Politikerin Hildegard Burjan. In Wort und Bild dokumentierte Schwester Susanne Krendelsberger aus Wien, wie aus der Tochter einer Mittelstandsfamilie die erste christlich-soziale Abgeordnete im österreichischen Parlament und eine im Glauben unerschütterliche Kämpferin für die Rechte von Frauen wurde. Mit der Caritas Socialis gründete Hildegard Burjan eine Schwesterngemeinschaft, die sich heute in vielen Ländern der Welt auch für Frauen einsetzt. Beispiele dafür sind der Mittagstisch für obdachlose Frauen in München und die vor kurzem eröffnete Schutzwohnung in Wien, in der Migrantinnen, die Opfer von Menschenhandel, sexueller Gewalt und Ausbeutung geworden sind, Zuflucht finden.
Wie schwer es EU-Migranten in Deutschland haben, darauf machte Bernd Mülbrecht aufmerksam. Als Leiter des Hauses der Wohnungslosenhilfe in Münster begegnet er täglich Menschen, die von Sozialleistungen ausgeschlossen sind.

Auch das Projekt Marischa, das Joseph Müller vorstellte, will eine Hilfestellung in diesem Bereich sein. Freiwillige bringen nachts Prostituierten auf Münsters Straßenstrich Kaffee und stehen mit einer Dolmetscherin zum Gespräch zur Verfügung.

Mit dem Projekt ‚Zukunftsoptionen für ein Leben in Würde statt Betteln‘ unterstützt Steffi Beckmann die Arbeit der Pflegekräfte und der Sozialarbeiter im Haus der Wohnungslosenhilfe.

Auch die praktische Arbeit vor Ort lernten die Teilnehmer kennen. Anregende Gespräche über Hilfen für Männer und Frauen in Wohnungsnot gab es im Haus der Wohnungslosenhilfe der Bischof-Hermann-Stiftung, im Gertrudenhaus sowie im Frauentreff des Sozialdienstes Katholischer Frauen. In der ‚Alexianer Waschküche‘ in Münsters Bahnhofsviertel lernten die Teilnehmer einen Integrationsbetrieb mit Waschsalon und Bistro kennen.

Im Rückblick auf 25 Kontaktseminare erinnerte Professor Dr. Andrea Tafferner, die die Veranstaltung gemeinsam mit Mülbrecht leitete, an die Initiatoren des erstmals 1991 organisierten Treffens: Professor Ursula Adams, Pater Erich Purk OFMCap, Sozialarbeiterin Thea Haas und Professor Josef Elberg. „Das Zentrale hier ist die menschliche Begegnung“, sagte Tafferner. Dem persönlichen und fachlichen Austausch räume man viel Zeit ein.

Text: Bischöfliche Pressestelle
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